Jetzt wird´s ernst! Mit dem Länderspiel gegen Deutschland beginnt ein spannender Fußballherbst für die österreichische Nationalmannschaft, die in der Gruppe C um einen Platz... Trotz zahlreicher Ausfälle: Siegessichere DFB-Auswahl klarer Favorit gegen Österreich

Marcel KollerJetzt wird´s ernst! Mit dem Länderspiel gegen Deutschland beginnt ein spannender Fußballherbst für die österreichische Nationalmannschaft, die in der Gruppe C um einen Platz für die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien kämpft. Einen Punkt aus München zu entführen ist in der Marschroute nicht zwingend vorgesehen, kann aber nicht schaden. Die Nummer 2 der FIFA Weltrangliste muss trotz einiger Ausfälle als haushoher Favorit gehandelt werden, auch wenn Joachim Löw eine deutliche Leistungssteigerung unserer Nationalmannschaft gegenüber den vergangenen Jahren ausmachen kann, verspricht er drei Punkte gegen die ÖFB-Auswahl.

Die möglichen Aufstellungen

Aufstellung1

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Das deutsche Nationalteam muss einige Ausfälle kompensieren, wobei das defensive Mittelfeld am schwersten betroffen ist. Neben Bastian Schweinsteiger und Ilkay Gündogan wird auch Lars Bender verletzungsbedingt fehlen, weshalb aller Voraussicht nach Toni Kroos neben Sami Khedira zum Einsatz kommen wird. Auch in der Offensive fehlen einige wichtige Akteure wie Mario Götze und Lukas Podolski. Deutschland hat einen breiten Kader und die meisten Ausfälle können im Normalfall gleichwertig ersetzt werden. Bei Bastian Schweinsteiger sieht die Sache schon ein wenig anders aus, denn der Mittelfeldspieler nimmt nicht nur in seinem Verein, sondern auch im Nationalteam eine Schlüsselrolle ein. Im Abwehrzentrum dürfte neben Mats Hummels Innenverteidiger Jerome Boateng zum Zug kommen und den Vorzug gegenüber Per Mertesacker erhalten, der beim 3:3-Unentschieden gegen Paraguay nicht überzeugte. Im Angriff wird Jogi Löw voraussichtlich auf Miroslav Klose setzen, sodass Mario Gomez zumindest zu Beginn auf der Bank Platz nehmen wird. Brandgefährlich ist das offensive Mittelfeld, wo der 50-Millionen-Euro-Mann Mesut Özil zentral spielt, während Thomas Müller über rechts und Marco Reus über links kommt. Mit Andre Schürrle hat Joachim Löw zudem eine richtig starke Alternative zur Hand.

Marcel Koller ließ sich nicht so richtig in die Karten blicken und wird seine Aufstellung erst knapp vor Spielbeginn bekanntgeben. Was die Defensive betrifft scheint alles klar zu sein – vor Torhüter Robert Almer werden Gyuri Garics, Emanuel Pogatetz, Aleksander Dragovic und Christian Fuchs die Abwehr-Viererkette bilden. Im zentralen defensiven Mittelfeld wird aufgrund Julian Baumgartlingers Sperre Veli Kavlak neben dem offensiveren David Alaba auflaufen. Der Einsatz von Zlatko Junuzovic ist aufgrund seiner Wadenprobleme ungewiss – sollte er ausfallen dürfte Andi Ivanschitz eine Chance erhalten. Marko Arnautovic und Martin Harnik sind in der Offensive gesetzt, Andi Weimann wird wohl gegenüber Marc Janko den Vorzug erhalten, was auch durchaus einen Sinn ergibt, da er nach Ballgewinnen im Umschaltspiel aufgrund seiner Geschwindigkeit die Konter besser zu Ende spielen kann.

Verschiedene Aufstellungsvarianten in der Offensive

Auch wenn bis auf die Personalie Junuzovic/Ivanschitz mit Harnik, Arnautovic und Weimann die Offensivspieler mehr oder weniger feststehen, ist es noch nicht klar, auf welchen Positionen sie genau eingesetzt werden. In der Aufstellungsvariante oben würde Ivanschitz Eins-zu-Eins die Rolle von Junuzovic übernehmen, Weimann im Sturmzentrum spielen, während Arnautovic über links und Harnik auf der gewohnten rechten Seite zum Einsatz kommt. Es sind aber auch andere Varianten denkbar. Die Kronen Zeitung spekuliert in der heutigen Ausgabe im Falle eines Einsatzes von Ivanschitz mit dieser Aufstellung:

Ö-D-Offensive

Gefühlsmäßig hätte diese Variante zumindest den Vorteil, dass Marko Arnautovic den linken Außenverteidiger Marcel Schmelzer zum Gegenspieler hat. Der Stoke-City-Legionär sah in den vergangenen Duellen gegen den Dortmund-Verteidiger öfters gut aus und kann ihn an guten Tagen sicherlich in Eins-gegen-Eins-Situationen in Verlegenheit bringen. Man erinnere sich beispielsweise an diese Szenen:

Andererseits wäre Ivanschitz aufgrund seiner Spielanlagen wohl besser in der Mittelfeldzentrale aufgehoben. Egal welche Aufstellungsvariante wir in der Offensive schlussendlich zu Gesicht bekommen – Marcel Koller hat hier einige Möglichkeiten und wird seine Spieler wohl auch Positionsrochaden vornehmen lassen.

Mats Hummels aus dem Spiel nehmen

Ein wichtiger Punkt wird es sein Mats Hummels früh zu stören und ihn nicht in Ruhe das Spiel von hinten aufbauen zu lassen. Marko Arnautovic kam für seinen Ex-Verein Werder Bremen in der Partie gegen Borussia Dortmund zu seinem einzigen Einsatz in dieser Saison, da ihn Coach Robin Dutt einen Spezialauftrag gab. Er sollte den Borussia-Innenverteidiger früh attackieren und ihn im Aufbauspiel aus der Partie nehmen. Der Abwehrspieler zählt weltweit zu den allerbesten Spieleröffnern und es wäre ratsam heute Abend ebenfalls seine Kreise zu stören und ihn zu Pässen zu seinen Außenverteidigern zu zwingen. Dass Schweinsteiger nicht mit von der Partie ist, ist wie oben erwähnt ein großer Vorteil, da er im Spielaufbau ebenfalls eine zentrale Rolle spielt, sich bei Ballbesitz zurückfallen lässt, um das Spiel von hinten zu gestalten. Khedira ist ein Top-Spieler, verfügt aber nicht über Schweinsteigers Qualität in dieser Hinsicht. Wichtig ist, dass nicht nur ein Stürmer Pressing auf Hummels ausübt, sondern sich die gesamte Mannschaft daran beteiligt – dies ist aber ohnehin eine Sache, die unter Marcel Koller viel besser wurde, was uns zum nächsten Punkt bringt.

Wie gehen wir´s an?

Deutschland wurde nach den letzten Länderspielen (3:4-Niederlage gegen USA, 3:3-Unentschieden gegen Paraguay) für die schwachen Abwehrleistungen kritisiert. Löw kündigte Besserung in dieser Hinsicht an, merkte aber an, dass dies Freundschaftsspiele waren, in denen zum Teil auch experimentiert wurde. Von diesen zahlreichen Gegentreffern wird sich die deutsche Nationalmannschaft jedoch kaum verunsichern lassen. Die DFB-Auswahl wird von Anfang an versuchen das Heft in die Hand zu nehmen und das Spiel zu bestimmen. Es wird interessant sein, wie das österreichische Team darauf reagiert. Wenn sich Marcel Kollers Mannschaft tief hinten hineinstellt, dann ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis der Druck zu groß wird und der erste Treffer fällt. Die beste Chance ist wohl die erarbeiteten Stärken unter Marcel Koller auszuspielen und die deutsche Nationalmannschaft mittels eines starken Pressings zu bearbeiten. Im Falle eines Ballgewinns muss dann blitzschnell umgeschaltet werden, um überfallsähnliche Angriffe zu starten, was freilich auch nicht einfach ist, da die Deutschen stark im Gegenpressing sind. Noch wichtiger wird aber das Umschalten in die Defensive nach Ballverlusten sein, da müssen die Spieler hellwach sein, denn die deutsche Offensive verzeiht nur selten Fehler und nutzt Überzahlsituationen gnadenlos aus. Es ist klar, dass diese Variente schief gehen kann, da eine Weltklasse-Mannschaft wie Deutschland, aufgrund der technischen und taktischen Möglichkeiten pressingresistenter als andere Mannschaften ist. Angesichts der Alternative scheinen die Chancen jedoch aussichtsreicher, als sich hinten hineinzustellen und auf das erste Gegentor zu warten.

Stefan Karger, www.abseits.at

Stefan Karger

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