Valentino Lazaro erstmals im ÖFB-Kader – wo kann der Youngster helfen?
Nationalteam 18.Mai.2014 Alexander Semeliker 0
Am Donnerstag nominierte ÖFB-Teamchef Marcel Koller den Kader für das anstehende Länderspiel-Doppel gegen Island und Tschechien. Mit Valentino Lazaro gibt es dabei ein neues Gesicht im österreichischen Nationalteam. Die Nominierung des 18-Jährigen sorgte für Aufsehen, vor allem weil er wenig Einsatzzeit vorweisen kann.
Sein Debüt in der österreichischen Bundesliga feierte Lazaro am 14. Spieltag der Saison 2012/2013 als er gegen Admira Wacker Mödling für die letzten fünf Minuten eingewechselt wurde. Bis heute, rund eineinhalb Jahre nach seinem Debüt, kamen nicht einmal 600 weitere Minuten dazu. Neben verletzungsbedingten Gründen ist dafür auch die große Konkurrenz bei Red Bull Salzburg verantwortlich, was einige daran zweifeln lässt, ob er dem ÖFB-Team weiterhelfen kann.
Lösungsansätze gegen Probleme im Aufbauspiel
Zunächst bedarf es einer Analyse der möglichen Fehlerquellen, die Lazaro beheben könnte. Das Nationalteam hatte in den letzten Jahren vor allem dann große Probleme, wenn es das Spiel machen musste. Dabei lastete die größte Last auf den Schultern von David Alaba. Der Bayern-Legionär konnte mit diesem Umstand im Großen und Ganzen gut umgehen – wenn er Platz bekam. Allerdings gingen die Gegner immer häufiger zu Manndeckungen gegen Alaba über und so kam der Spielaufbau zusehends ins Stocken.
Koller reagierte darauf in den letzten beiden Länderspielen. Gegen die USA bot er mit Lukas Hinterseer einen physisch starken Spieler auf der Zehnerposition auf um bei den langen Bällen in der Luft präsenter zu sein. Gegen Uruguay reagierte man auf die Mannorientierungen gegen Alaba dahingehend, dass dieser stärker zur Seite herauskippte. Wurde er dort isoliert, ergaben sich im Zentrum für seine Mitspieler mehr Räume. Andererseits bewegte er sich auch bewusst in höhere Zonen, wodurch der Druck auf die weiteren aufbauenden Spieler gesenkt wurde.
Der zweite Lösungsansatz war, dass die Flügelspieler stärker ins Zentrum bzw. die Halbräume einrückten, wodurch das Kombinationsspiel im zweiten Drittel verbessert werden sollte. Die Außenverteidiger blieben tiefer, kamen erst im späteren Verlauf des Angriffs mit Tempo aus der Tiefe und fanden deshalb mehr Räume vor. Auf ähnliche Art und Weise fiel zum Beispiel das 1:0 gegen die USA. Ansonsten blieben nenneswerte Erfolge dieser Variante aus; auch weil Martin Harnik dafür nur mäßig geeignet ist.
Option am Flügel und im Zentrum
Wo wäre nun also Platz für Lazaro? In der abgelaufenen Saison kam er bei Red Bull Salzburg in erster Linie auf der Außenbahn zum Einsatz. Dabei sah man auch das oben erwähnte Muster, das die ÖFB-Flügelspieler in den letzten Partien zeigten. Wie man in der nachstehenden Grafik – sie zeigt Lazaros Pässe gegen den WAC und gegen die Austria – war er trotz seiner nominellen Außenposition auch im Zentrum präsent. Er rückte diagonal nach hinten und bespielte genau die Zonen, die sich im Nationalteam als Problemstellen herauskristallisierten.
Lazaro könnte aber auch eine direkte Option für eine der drei Zentrumspositonen in Kollers 4-2-3-1 sein, wie der Schweizer zugab: „Er ist ein Spieler, der aus meiner Sicht speziell außen und wahrscheinlich auch im Zentrum alles spielen kann.“ Dort hat im letzten Spiel gegen Uruguay zwar Christoph Leitgeb einen sehr starken Eindruck hinterlassen, der 29-Jährige ist aber ein weniger direkter Spielertyp als sein Teamkollege.
Vor allem mit seinen explosiven Dribblings könnte Lazaro die Dynamik im sonst weitestgehend statischen Aufbauspiel ohne Alaba ankurbeln, wenn dieser Räume freizieht. Andererseits hob Leitgeb das Niveau des Gegenpressings deutlich an – etwas, das ihn auch bei Red Bull Salzburg in der abgelaufenen Saison auszeichnete. Lazaro zeigte gegen den FC Bayern München aber, dass ihm die Position des tiefen Sechsers ebenfalls zuzutrauen ist. Er sicherte die Vorstöße seines Nebenmanns gut ab und bestätigte damit seine hervorragenden Allroundfähigkeiten.
„Ein Spieler mit Perspektive“
Aufgrund der dargelegten Punkte ist es legitim Lazaro zu den größten Talenten im österreichischen Fußball zu zählen. Allerdings darf man nicht erwarten, dass er das Niveau des Nationalteams von einem Tag auf den anderen in neue Sphären hebt. Dementsprechend bremste auch Koller sofort die Erwartungshaltung an den Youngster: „Das heißt jetzt nicht, dass er nun fix beim A-Team dabei ist.“ Man nehme, so der Teamchef weiter, „einen Spieler mit Perspektive dazu. Es ist die letzte Möglichkeit zu testen und sich Spieler anzusehen, die wir noch nicht kennen.“
Alexander Semeliker, abseits.at
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