Vom Traumgegner bis zum Traumagegner: Das sind Österreichs Hürden auf dem Weg zur WM 2014
Nationalteam 31.Juli.2011 Daniel Mandl 0
Deutschland, Schweden, Irland, Färöer-Inseln und Kasachstan. Die Gruppe, über die der Weg der ÖFB-Elf zur Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien führt. Hierbei handelt es sich um eine schwierige, aber nicht unlösbare Aufgabe. Zwar ist Deutschland ein gewohnt harter Brocken, aber auch ein großer Ansporn für Constantinis Jungs. Schweden und Irland als Konkurrenten um den zweiten Platz sind keine angenehmen, aber auch keine furchteinflößenden Hürden.
Das deutsche Nationalteam stellt für Constantini und Co. keine Unbekannte dar. Immerhin liegt unserem fußballerischen Nationalstolz (so dieser vorhanden ist), immer noch das bittere 1:2 vom 3.Juni in Knochen und Köpfen. Am 2.September folgt das Auswärtsspiel gegen den wieder aufstrebenden Nachbar in Gelsenkirchen. Und im Anschluss an die Europameisterschaft im Sommer 2012 geht es gleich weiter mit Spielen gegen Deutschland – und die sind für Österreichs Nationalteam wahrlich kein Nachteil. Zwar ist die DFB-Auswahl in jeder Überlegung über die des ÖFB zu stellen, aber dennoch ist Deutschland ein dankbarerer Gegner als etwa Kroatien, Italien oder die Niederlande, weil die österreichische Fußballerseele vor jedem Duell mit den „Lieblingsfeinden“ ein mögliches „Cordoba“ vor Augen hat und die Spieler – wie man Anfang Juni sah – automatisch eine höhere Leistung abrufen.
SCHWEDEN MIT SUPERSTAR „IBRACADABRA“
Die Schweden durchschritten in den letzten Jahren schwierige, wechselhafte Zeiten, fanden aber zuletzt wieder in die Spur. Das Nationalteam ist nun schon seit Oktober 2010 oder acht Spielen unbesiegt, hat seit dem 5:0-Sieg über Finnland, bei dem er eingewechselt wurde und drei Tore beisteuerte, seinen Superstar Zlatan Ibrahimovic wieder. Der spielte war zuvor auch gegen Moldawien und die Ukraine – aber richtig happy war er nicht darüber. Durch die Bank ist Schweden mit Klasseleuten gespickt: Im Tor steht Andreas Isaksson (PSV Eindhoven), die Verteidigung können unter anderem Mikael Dorsin und Mikael Lustig (beide Rosenborg Trondheim), Andreas Granqvist (FC Genua), Olof Mellberg (Olympiakos Piräus), Martin Olsson (Blackburn Rovers) oder Jonas Olsson (West Bromwich Albion) bilden. Der Star im Mittelfeld ist Kim Källström (Olympique Lyon), doch auch Spieler wie Tobias Hysen (IFK Göteborg), Sebastian Larsson (Sunderland), Rasmus Elm (AZ Alkmaar) oder Emir Bajrami (Twente Enschede) haben Europaklassepotential. Neben Topstürmer Ibrahimovic verfügen die Schweden zudem über weitere absolute Klasseleute: Johan Elmander (Galatasaray Istanbul), Ola Toivonen und Marcus Berg (beide PSV Eindhoven), aber auch durchaus vielversprechende Newcomer wie Mathias Ranégie: Der 27jährige Angreifer von BK Häcken ist 196cm groß und erzielte seit April 16 Pflichtspieltore für seinen Verein…
TRAPATTONIS IREN ALS STARKES KOLLEKTIV
Auch Irland durchschritt fußballerisch dunkle Täler, ist aber mit Giovanni Trapattoni am Ruder auf dem Weg zurück, eine europäische Spitzenelf zu werden. In einer EM-Qualifikationsgruppe mit Gegnern wie Russland oder der Slowakei ist Irland derzeit Tabellenführer, zuletzt gewann das Team ein Testspiel gegen Italien mit 2:0. Seit der 2:3-Testspielniederlage gegen Uruguay im März, kassierte Irland kein Gegentor. Standardtorhüter ist mit Shay Given (Aston Villa) ein Newcastle-United-Urgestein – und auch sonst liest sich die irische Nationalelf wie eine Auswahl aus der englischen Premier League. Alle Spieler des erweiterten irischen Kaders spielen in England oder Schottland – Ausnahme ist der dribbelstarke Russland-Legionär Aiden McGeady (Spartak Moskau). Alleine die Abwehr, in der etwa John O’Shea (zuletzt Manchester United, ab 2011/12 Sunderland), Stephen Ward (Wolverhampton) und Stephen Kelly (Fulham) gesetzt sind, lässt sich international sehen. Im Mittelfeld bleiben die ganz großen Namen aus, dennoch ist das Team mit erfahrenen oder jungen, hungrigen Premier-League-Spielern wie Séamus Coleman (Everton), Glenn Whelan (Stoke), Darron Gibson (Manchester United) und Damien Duff (Fulham) gespickt. Speerspitze, Kapitän und Star des Teams ist Robbie Keane von Tottenham Hotspur: Der 31jährige erzielte in 108 Länderspielen 52 Tore, netzte fast hundertmal in der Premier League. Doch auch Angreifer wie Kevin Doyle von den Wolverhampton Wanderers, oder Celtic Glasgows neuen Bomber Anthony Stokes wird man in den nächsten Monaten und Jahren beobachten müssen.
EINMAL MEHR DER TRAUMA-GEGNER
Wenn man als Nationalteam selbst stagniert, ist es etwas bitter mit anzusehen, dass sogar das Nationalteam der Färöer-Inseln Fortschritte macht. Aus den letzten elf Spielen holte die Mannschaft immerhin zwei Siege und zwei Unentschieden, in der EM-Qualifikation besiegte man zuletzt Estland mit 2:0, holte vergangenen Oktober ein respektables 1:1 gegen Nordirland. Und jeder österreichische Fußballfan, ob jung oder alt, weiß, dass „da mal was war“, mit den Herren von den Schafsinseln. Die berühmte 0:1-Niederlage aus dem Jahr 1990 wurde für den österreichischen Fußballerspieler zu einer Urangst, die durch ein 1:1 in Torshavn im Jahr 2008 weiter geschürt wurde. Die Mannschaft der Färöer Inseln umfasst drei Legionäre des isländischen Klubs Valur Reykjavik, zudem Torhüter Gunnar Nielsen, der bei Manchester City unter Vertrag steht, Jóan Simún Edmundsson, einem Reservespieler von Newcastle United, zudem zwei Dänemark- und einem Norwegenlegionär. Der Star des Teams ist weiterhin Christian Holst, der beim dänischen Klub Silkeborg gesetzt ist, dort in knapp drei Jahren über 25 Treffer erzielte.
AUFSTREBENDES KASACHSTAN
Nicht zu unterschätzen ist jedoch, dass es bis zu den ersten Qualifikationsspielen zur Weltmeisterschaft noch über ein Jahr dauert – und das macht Kasachstan gefährlich. Der aktuelle EM-Quali-Gegner der ÖFB-Elf ist ein Fußballentwicklungsland, das sich jedoch aufgrund größer werdender finanzieller Ressourcen in der heimischen Liga sehr schnell entwickeln wird. Momentan stellt Kasachstan mit Sergey Karimov (MSV Duisburg), Heinrich Schmidtgal (Greuther Fürth), Aleksey Popov (Amkar Perm) und Kazbek Geteriev (Zhemchuzhina Sotchi) nur vier Legionäre, doch die kasachische Liga wird dank Klubs wie Aktobe FK und Astana FK, sowie aufstrebenden Vereinen mit Ambitionen auf europäische Erfolge, wie etwa Shakhtar Karagandy oder der amtierende Meister Zhetysu FK, immer stärker. Immer mehr Legionäre aus den Ländern des ehemaligen Jugoslawien, Russland oder umliegenden Ex-Sowjetstaaten wie Usbekistan, Kirgisistan und Tadschikistan wechseln in die aufstrebende Liga, in der es viel Geld zu verdienen gibt. Zudem sind die an die Substanz gehende Reise zu Auswärtsspielen nach Kasachstan und die oft widrigen Bedingungen vor Ort nicht zu unterschätzen.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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