Wir haben den ersten Schock etwas sacken lassen und wollen nachstehend analysieren, wie die Chancen der Nationalmannschaft bei der EM in Deutschland nächstes Jahr... Wie stehen Österreichs Chancen bei der EM 2024?

Wir haben den ersten Schock etwas sacken lassen und wollen nachstehend analysieren, wie die Chancen der Nationalmannschaft bei der EM in Deutschland nächstes Jahr stehen. Ob Hammergruppe oder nicht, Österreich fährt mit gewaltig viel Selbstvertrauen zur EM und die Gegner könnten dem ÖFB durchaus liegen.

Das waren die Lostöpfe

Lostopf 1

  • Deutschland
  • Portugal
  • Frankreich
  • Spanien
  • Belgien
  • England

Lostopf 2

  • Ungarn
  • Türkei
  • Dänemark
  • Albanien
  • Rumänien
  • Österreich

Lostopf 3

  • Niederlande
  • Schottland
  • Kroatien
  • Slowenien
  • Slowakei
  • Tschechien

Lostopf 4

  • Italien
  • Serbien
  • Schweiz
  • Polen/Estland/Wales/Finnland
  • Bosnien-Herzegowina/Ukraine/Israel/Island
  • Georgien/Luxemburg/Griechenland/Kasachstan

Absolute Hammergruppe wurde vermieden

Im schlimmsten Szenario hätte die österreichische Nationalmannschaft auf England, die Niederlande und Italien treffen können. Ein denkbar schweres Los, denn auch wenn die Niederlande und Italien in die Töpfe 3 und 4 gesetzt wurden, so haben beide Mannschaften eine enorme Qualität. Die Nationalmannschaft wäre damit auf jene Teams getroffen, die in der Weltrangliste derzeit die Plätze 3, 6 und 9 belegen.

Die vermeintlich leichteste Gruppe hätte dem ÖFB gute Chancen beschert

Hätte man aus Topf 1 das derzeit formschwache Deutschland zugelost bekommen, hätte man wohl aus diesem Topf den leichtesten Gegner erwischt. Erst kürzlich konnten die Rot-Weiß-Roten gegen die Deutschen nach einer soliden Leistung 2:0 im heimischen Happel-Oval gewinnen.

In Topf 3 wollte man neben den Holländern und der Turniermannschaft Kroaten auch Schottland tunlichst vermeiden. Die Briten sind zwar spielerisch begrenzt, aber äußerst kampfstark und bringen viele Spieler mit Premier-League-Erfahrung mit. Dass man aber gegen die Schotten Probleme hat, zeigt auch die Bilanz: Von den letzten neun Spielen konnten die Österreicher nur ein einziges gewinnen.

Wesentlich leichter wären dann schon die Slowakei und Slowenien gewesen. Beide haben sich in eher leichteren Gruppen durchgesetzt.

Das bringt die Gruppe D

Das Los hatte mit Österreich aber einen anderen Plan und so trifft man in Düsseldorf und Berlin auf:

  • Frankreich
  • Niederlande
  • Polen/Estland/Wales/Finnland

Gewünscht hätte man sich diese Gruppe jedenfalls nicht. Die Franzosen sind mit den Engländern wohl der Turnierfavorit und mit den Niederlanden bekam man aus Topf 3 den schwierigsten Gegner zugelost. Zumindest Italien konnte man aus Topf 4 vermeiden. Dennoch, Österreich trifft in der Gruppenphase auf die Nummer 2 und 6 der Weltrangliste.

Auf den ersten Blick eine Hammergruppe. Auf den zweiten Blick eine, die Österreich durchaus liegen könnte. Mit Frankreich und Holland trifft das ÖFB-Team auf zwei spielstarke Mannschaften. Und so merkwürdig dies klingt, das ÖFB-Team tut sich in der Ära Rangnick leichter gegen spielstarke Mannschaften, da gegen diese das Pressing und Gegenpressing besser funktioniert. Es unterbindet den Spielaufbau des Gegners bereits im Ansatz und zwingt diesen zu einem anderen Spielansatz. Mehr Probleme haben die Rot-Weiß-Roten, wenn sie selbst das Spiel machen müssen. In diese Verlegenheit wird man gegen Frankreich und Holland jedenfalls nicht kommen.

Will man weiterkommen, muss man gegen den Sieger aus Polen/Estland/Wales/Finnland gewinnen und die Qualität der Mannschaft sollte dem nicht entgegenstehen. Mit Konzentration und Disziplin ist gegen die Holländer alles möglich, auch wenn die Bilanz der letzten Spiele klar für die Oranje spricht.

Dass es gegen die Franzosen schwer wird, versteht sich von selbst. Ein Vorgeschmack auf das, was Österreich erwarten wird, erhielt man 2022 in der Nations League. Das zweite Spiel ging zwar mit 0:2 verloren, in Österreich schaffte das Team aber ein 1:1. Chancenlos sieht also anders aus.

ÖFB-Team kein Wunschgegner

Blickt man nun auf die andere Seite, so waren auch die Franzosen und Holländer sichtlich nicht glücklich Österreich aus Topf 2 zugelost zu bekommen. Das liegt zum einen daran, dass die österreichische Nationalmannschaft ein für den Gegner sehr unangenehmes Gegenpressing aufzieht. Zum anderen sind Spiele gegen Österreich sehr laufintensiv, was man vor allem bei einer Endrunde, bei der die Zeit zur Erholung naturgemäß sehr gering ist, vermeiden möchte. Das ÖFB-Team hat sich unter Ralf Rangnick entwickelt und punktet vor allem im Spiel gegen den Ball. Und genau das wird gegen die spielstarken Franzosen und Holländer nötig sein.

Was ist 2024 anders als bei den letzten Endrunden?

Beim ÖFB hat man aus den letzten verkorksten Endrunden gelernt. Dieser Lernprozess begann bereits bei der Bestellung von Ralf Rangnick zum neuen Teamchef. Anstatt weiter im eigenen Saft zu schmoren, ging man bewusst einen anderen Weg und hat sich für einen erfahrenen ausländischen Vereinstrainer und -manager entschieden, der den Fußball durch die Entwicklung des Gegenpressings verändert hat. Und der Deutsche schafft es Begeisterung und Motivation bei seinen Spielern zu wecken. Seit Rangnicks Bestellung zeigt das Team beherzten disziplinierten Fußball und setzt den Gegner mit hohem Pressing unter Druck.

Dass man eine schwierigere Gruppe zugelost bekam, sorgt zudem für eine realistische Erwartungshaltung. Man denke an die WM 1998 oder die EM 2016 in Frankreich. Nach Euphorie und großer Erwartungshaltung folgten enttäuschende Turniere. Bereits bei der EM 2021 war das Mindset anders, die Gruppe mit Holland, Ukraine und Nordmazedonien wurde als Gruppenzweiter überstanden, erst dann erfolgte das bittere Aus gegen den späteren Europameister Italien.

Positiv für 2024 ist die Vielzahl an Legionären. Negativ ist, dass einige ihren Status als Stammspieler verloren haben. So ist Alaba bei Real Madrid gesetzt, ebenso wie Lienhart in Freiburg, Wöber in Gladbach und Danso in Lens, Posch gehört in Bologna meist zur Startelf, Mwene wartet noch auf den Durchbruch in Mainz, Schlager ist in Leipzig unantastbar, Seiwald und Laimer bekommen in Leipzig und München zunehmend ihre Einsätze, Sabitzer ist in Dortmund mittlerweile gesetzt, Gregoritsch sorgt bei Freiburg Woche für Woche wieder für Furore und wie sich Arnautovic bei Inter entwickelt, wird die Zukunft zeigen. Wimmer und Baumgartner müssen sich Wolfsburg und Leipzig derzeit mit Reservistenrollen abfinden. Mit Schlager als de facto einzigem Spieler in der Startelf aus der heimischen Liga kann man auf einen starken Keeper mit Champions-League-Erfahrung von Meister Salzburg zurückgreifen.

Fazit

Keine Horrorgruppe, aber ein schweres Los. Dass sich Österreich als Underdog durchaus wohlfühlt und die zwei Gruppenfavoriten Frankreich und Holland den Österreichern auf Grund ihrer Spielweise liegen, kann dem ÖFB-Team zum Vorteil gereichen.

Die Chancen, dass der ÖFB für eine Überraschung sorgt und sich für die Playoffs qualifiziert, sind vorhanden. Was es braucht sind taktische Disziplin, Einsatz und eine hohe Laufbereitschaft. Dafür, dass das Nationalteam auf jeden Gegner perfekt eingestellt sein wird, wird Ralf Rangnick sorgen. Wichtig wird zudem sein, dass alle Leistungsträger fit sind und bis zum Turnierstart in Form bleiben.

Fakt ist: Österreich hat nichts zu verlieren und wird für jeden Gegner unangenehm zu bespielen sein.

Patrick Stummer, abseits.at

Patrick Stummer

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