Jeden Sonntag wollen wir in dieser neuen Serie einen Blick in die Vergangenheit werfen: Wir spielen sozusagen einen Zuckerpass in den Rückraum und widmen uns kurz und bündig legendären Toren, Spielen, Fußballpersönlichkeiten, Ereignissen auf oder neben dem Platz und vielem mehr. Wir wollen Momente, Begebenheiten, Biografie im Stile von Zeitlupenwiederholungen aus dem TV nochmals Revue passieren lassen. Zum Anlass nehmen wir hierbei Vergangenes, das in der abgelaufenen Kalenderwoche stattgefunden hat: Heute wollen wir uns an den 12. Oktober 1902 zurückerinnern, als das erste Fußballländerspiel auf dem europäischen Kontinent veranstaltet wurde:
Österreich gegen Ungarn
Das erste Länderspiel zweier nicht-britischer Mannschaften war nur eine kleine Zeitungsmeldung wert: Am 13. Oktober 1902 schrieb das Neue Wiener Tagblatt die „repräsentativen Mannschaften von Budapest und Wien“ hätten bei „günstigem Wetter und gutem Besuch“ ein Fußballspiel ausgetragen, das die Wiener 5:0 gewannen. Die ungarische Kombination war – laut Tagblatt – armselig, dafür kämpfte man aufopferungsvoll und spielte schnell. Die Wiener zeigten Schussstärke und der „überlegene Sieg“ sei „somit eine selbstverständliche Sache“ gewesen.
Dieses Premierenmatch trug sich am Wiener Athletiksport Club‑Platz zu. Schiedsrichter der Begegnung war der 1871 in England geborene Roland Shires, der in Wien als Kaufmann arbeitete. Die erste von 136 Begegnungen der beiden Protagonisten der Doppelmonarchie begründete eine Reihe hitziger Duelle bis Mitte der 50er-Jahre. Seinen glanzvollen Abschluss fand die österreich-ungarische Fußballschule bei der WM 1954: Während das rot-weiß-rote Team mit dem dritten Platz in der Schweiz sein bestes Turnierergebnis holte, wurde die „Goldene Elf“ der Magyaren[1] unter Führung ihres Jahrhundertspieles Puskás erst durch das deutsche „Wunder von Bern“ gestoppt. Danach ging es – langsam aber doch – für beide Nationen bergab.
Zurück zum 12. Oktober 1902: Held des Spieles war auf Seiten der Wiener bzw. Österreicher der Stürmer Johann „Jan“ Studnicka[2]. Er, der einer der ersten Stars des Wiener Fußballs wurde, erzielt drei Tore. Der damals 19-jährige war ein Dribbelkünstler und außerdem für seine Schussstärke bekannt. Für ihn war die Partie ein richtiges Heimspiel, denn er sollte seine ganze Spielerkarriere hindurch für den WAC kicken. „Schwer war es damals nicht. Aber bald sind die Matches gegen die Ungarn eine verdammt schwierige Angelegenheit geworden.“, erinnerte sich der Stürmer anlässlich des 25-Jahr-Jubiliäum des ersten Länderspiels. Ein anderer Protagonist erzählte: „Wir waren die erste junge Wiener Generation, die sich mit dem Fußballspiel vertraut gemacht hatte.“ Viele dieser Pioniere verteilten ihr ballesterisches Wissen anschließend in ganz Europa: Österreichischer Spielwitz war heißbegehrter Exportartikel. Lang ist‘s her!
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