Zahlen und Fakten über Österreichs Gegner in der WM-Qualifkation
Nationalteam 10.Juli.2012 Lukas Knor 1
Die EM ist vorbei, die Qualifikation für das nächste Großereignis steht vor der Tür. Ab September geht es um die Tickets für die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Österreich wurde in eine Gruppe gelost, bei der der erste Platz schon vergeben scheint. Interessant wird der Kampf um den zweiten.
Qualifikationen für große Turniere sind mit einem Hürdenlauf vergleichbar. In manchen Ländern macht man sich keine Sorgen, dass die Hürden übersprungen werden. Für einige ist es bereits ein Erfolg, einem ihrer Gegner ein Bein zu stellen. Und andere versuchen aus dem Windschatten heraus anzugreifen, um ihren Konkurrenten am Ende um zumindest eine Nasenlänge voraus zu sein. Zu einem Land der letzten Zunft gehört auch Österreich. Allerdings blieb es in den letzten Jahren immer beim Versuch, vielversprechenden Auftritten folgten Trauerspiele und Tristesse beherrschte das Land.
In der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien stellen sich der Auswahl von Marcel Koller wieder kleinere und größere Hürden in den Weg. Aber wer genau sind diese Hürden, und welche Figur machte Österreich in den letzten Jahrzehnten gegen sie? Ein Blick auf vergangene Duelle, hohe Siege, Serien und bittere Niederlagen.
Übermächtige Deutsche
Am 11. September startet die österreichische Nationalmannschaft in die Qualifikation für die 2014 in Brasilien stattfindende WM. Der erste Gegner: Deutschland. In erster Reaktion sagte ÖFB-Präsident Leo Windtner nach der Auslosung: „Die Neuauflage des Duells mit Deutschland ist sportlich eine Riesenherausforderung und organisatorisch für uns sicher ein Glücksfall. Wir alle haben noch die Stimmung im Happel-Stadion im Ohr.“
In Erinnerung geblieben ist aber neben der tollen Atmosphäre auch der Last-Minute-Siegestreffer von Mario Gomez. Fakt ist: Österreich hat von den jüngsten sieben Duellen mit der aktuellen Nummer Zwei der FIFA-Weltrangliste ebenso viele verloren. Torverhältnis 7:26. Der letzte Sieg datiert mit dem 29.10.1986 vor dem Mauerfall.
Schon zu ergraut ist der Bart der Hoffnung auf ein erneutes Cordoba. Zu beeindruckend ist die Serie von Deutschland. In Qualifikationsspielen zu EM- oder WM-Endrunden ist Deutschland 22 Spiele en suite ungeschlagen. Zur Europameisterschaft in Polen und der Ukraine spazierte die von Jogi Löw betreute, junge und spielstarke Truppe gar ohne Punkteverlust. So makellos blieb, wer sollte es auch anderer sein, nur Spanien. Dass es jedoch wieder nicht zum großen Wurf reichte, lag einerseits an den von Cesare Prandelli hervorragend eingestellten Italienern und andererseits daran, dass die Deutschen zur ungünstigsten Zeit einen Durchhänger hatten und Löw gerade an diesem Abend auf die falschen Pferde setzte.
Trotzdem scheint der erste Platz in Gruppe C für Deutschland reserviert zu sein.
Schöne Erinnerungen
Am ehesten streitig machen könnte ihnen diesen vielleicht Schweden. Man denke nur an die Qualifikation für die vergangene EURO zurück, in der sich das Team um Zlatan Ibrahimovic nur drei Punkte hinter den Niederlanden als bester Zweitplatzierter ein Fixticket sicherte. Der derzeit beim AC Milan engagierte Superstar ist der, mit dem der schwedische Erfolg steht oder fällt.
Bei der letzten WM-Teilnahme 1998 schaltete Österreich in der Qualifikation unter anderem einen Mitstreiter aus: Schweden. In der ewigen Länderspielbilanz stehen 15 Siegen elf Niederlagen gegenüber – fünfmal endete das Duell mit einem Unentschieden. Den höchsten Sieg feierte Schweden im Rahmen eines Freundschaftsspiels 1991 (6:0), im letzten Duell unterlag Österreich am 11.2. 2009 mit 0:2.
Französische Hand-Gottes
Ein weiterer Gegner in der WM-Qualifikation ist Irland. Unter Giovanni Trapattoni schafften die Iren den Einzug in die Play-offs für die WM 2010 und die EM 2012. Während man 2010 noch an Frankreich und einer klaren Fehlentscheidung des Schiedsrichter-Gespanns scheiterte (Henry nahm beim entscheidenden Treffer in der Verlängerung die Hand zu Hilfe), setzte sich Irland zwei Jahre später mit einem Gesamtscore von 5:1 klar gegen Estland durch und durfte die zweite EM-Endrundenteilnahme bejubeln.
Um in Polen und der Ukraine mit einem Torverhältnis von 1:9 punktelos auszuscheiden. Diese Europameisterschaft machte deutlich: Österreich muss sich vor den Iren nicht verstecken, ist zumindest auf Augenhöhe. Wenn nicht sogar leicht zu favorisieren. Das besagt auch die Statistik: Irland hatte in den letzten vier Spielen gegen Österreich das Nachsehen.
Auswärtsschwach gegen Außenseiter
Klarer Favorit ist die ÖFB-Auswahl gegen Kasachstan und Färöer. Beide Mannschaften haben sich bisher für kein Großereignis qualifiziert. Beide werden auch bei den nächsten keine große Rolle spielen. Aber gegen beide hat Österreich schon gepatzt.
Kasachstan war nach der Aufspaltung der Sowjetunion erst zwei Mal Gegner von Österreich. In der jüngsten EM-Quali konnte ein Punkteverlust vor heimischem Publikum durch zwei Tore in der Nachspielzeit gerade noch, auswärts dann jedoch beim 0:0 nicht mehr vermieden werden.
Und fast genauso berühmt wie das 3:2 in Cordoba gegen Deutschland ist das 0:1 gegen Färöer 1990, das als eine der bittersten und vor allem peinlichsten Niederlagen Österreichs in die Fußballgeschichte einging. Und der einen Blamage nicht genug. Österreich konnte auswärts gegen den Fußballzwerg bislang nicht gewinnen. In der WM-Quali 2010 kam das damals noch von Andreas Ivanschitz angeführte ÖFB-Team (es sollte sein vorletztes Spiel als Kapitän werden) nicht über ein 1:1 hinaus. Die anderen beiden Duelle mit den Färingern konnte Österreich daheim jeweils für sich entscheiden.
Kampf um Play-off Platz
Auch wenn die Floskel in den vergangenen Jahren nicht nur einmal strapaziert wurde: Die Zeit ist reif. Mit dem Spielermaterial und vor allem dem Potenzial, das darin steckt sollte der zweite Platz in Reichweite sein. Schweden wird wohl der härteste Konkurrent werden. Und Irland setzt mit Sicherheit genauso alles daran, zum dritten Mal in Serie in das Play-off zu kommen.
Es wird sich weisen, ob Österreich die entscheidenden Hürden nimmt. Und ob es in einem möglichen Foto-Finish die nötige Cleverness und Abgeklärtheit besitzt.
Lukas Knor, www.abseits.at
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