Nenad Bjelica ist der neue Trainer der Wiener Austria. Lange musste er nicht überlegen. Glaubt man den Medien, passierte alles in wenigen Stunden und das sähe Thomas Parits, Sport-Vorstand der Wiener Austria, sehr ähnlich, denn selten wechselten die Namen nach Favoriten, die zuvor in den Zeitungen zu lesen waren. Auch diesmal ist mit der Bestellung des Kroaten eine kleine Überraschung gelungen. Und wie so oft sind die Meinungen über diese Entscheidung geteilt.
Der geheime Favorit
Es besteht dennoch Grund zur Annahme, dass die Entscheidung dahinter gut überlegt wurde. Niko Kovac hatte angeblich abgesagt und mit Ralph Hasenhüttl habe man offiziell gar keine Gespräche geführt. Daneben kursierten noch Optionen, die bei den Fans der Violetten für Gelächter bis Gänsehaut sorgten. An weitere Namen wie Christian Gross oder Marco Pezzaiouli habe man zumindest gedacht.
Auch Nenad Bjelica wurde von einigen Fans genannt, gilt er doch neben Peter Stöger als die positivste Trainerentdeckung der abgelaufenen Saison. Zwei Aufstiege innerhalb weniger Jahren und ein mehr als achtbarer fünfter Tabellenplatz in der abgelaufenen Saison als Aufsteiger stehen zu Buche. Dabei gelang ihm dies noch mit einer Fussballmannschaft aus Kärnten, wo bis noch vor sehr wenigen Jahren der Profifussballsport als ein unmöglich zu realisierendes Projekt erschien.
Heuer wurde die Europacup-Sensation nur knapp verpasst.
Bjelicas Handschrift
Alles ist verbunden mit dem ehemaligen kroatischen Nationalspieler, der vor allem für sein mutiges Offensivspiel im Lavanttal in Erinnerung bleiben wird. Favorit war sein Team nur selten, aber sein Mut zum Risiko, gepaart mit einer geordneten Disziplin trugen dazu bei, dass die Achtungserfolge seines Teams nicht nur solche blieben, sondern über ganze Saisonen anhielten.
Nicht nur aus diesem Grund erweist sich Thomas Parits´ Entscheidung nicht bloß als Schnellschuss oder gar als „Plan B“. Es lassen sich durchaus Parallelen zum Spiel der Austria aus der so erfolgreichen Vorsaison ziehen, denn auch sie spielte unter Peter Stöger offensiv und mutig. Die gute Kondition und der Siegeswillen der Mannschaft ermöglichten viele spät entschiedene Spiele und ebneten somit den Weg zum 24. Meistertitel. Das „Meisterwunder“ ist eigentlich kein Wunder, auch wenn die Salzburger Konkurrenz mit schweren Waffen auf Spatzen schoss und auch in der kommenden Saison wieder als Favorit gehandhabt werden muss.
Die Austria beeindruckte in erster Linie damit, dass sie fast alle Punkte gegen die Teams aus der unteren Tabellenhälfte geholt hat. Etwas, dass fast allen Meistern der vergangenen Jahre kaum gelang und auch heuer wieder der entscheidende Faktor sein kann. Setzt man diesen Trend der Vorsaison fort, wird man trotz des Umbruchs und einiger zu erwarteten Abgängen um den zweiten Platz mitspielen, Salzburg vielleicht sogar ärgern können.
Berechtigte Hoffnungen
Nenad Bjelica will, wie in seiner ersten Pressekonferenz verlautbart, die erfolgreiche Arbeit von Peter Stöger fortsetzen, die Mannschaft und jeden einzelnen Spieler verbessern. Etwas, dass bei Bjelica berechtigterweise sogar besser werden könnte, wäre das Spiel der Austria als Außenseiter. Wie bereits erwähnt wurden die Punkte gegen die „Kleinen“ der Liga eingefahren. Gegen Red Bull Salzburg und Sturm Graz holte man zum Beispiel nur 7 von 24 möglichen Punkten. In diesem Bereich hat Bjelica jahrelange Erfahrung, wie er eine Mannschaft als gefährlichen Underdog einstellen kann. Und vor der bevorstehenden Champions-League-Qualifikation wäre dies jedenfalls eine erste spannende Bewährungsprobe für den Kroaten. Zu verlieren hat er nicht viel. Internationale Erfolge sind eher unerwartete Ausnahmen, als die Regel und die Titelverteidigung wird kein absolutes Muss sein. Sollte er aber mit der Austria einen offensiven und erfolgreichen Fussball spielen lassen, wird sich Bjelica auch hier den Status erarbeiten, den er in Kärnten genießt.
Francois Plaiasu
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