Nur 1,2 % aller Geburten bringen Zwillinge hervor, der Anteil an Profifußballern ist sowieso verschwindend gering. Da grenzt es fast schon an ein Wunder,... Pensionierte, Österreicher und Damen – die Zwillinge des Fußballs – Teil 2

Nur 1,2 % aller Geburten bringen Zwillinge hervor, der Anteil an Profifußballern ist sowieso verschwindend gering. Da grenzt es fast schon an ein Wunder, wenn sich Zwillingsbrüder beide den Traum vom Profifußball erfüllen können. Und doch schreibt der Fußball immer wieder genau diese Geschichte. Nachdem wir uns im ersten Teil mit aktiven Zwillingen auf der Weltbühne des Fußballs befassten, geht es im zweiten Teil um Fußball-Zwillinge der Vergangenheit und wir werfen einen Blick auf Österreich und den Frauenfußball.

DIE ELFTAL UND IHRE ZWILLINGE

Die Niederlande kann auf eine große Fußball-Vergangenheit zurückblicken, einen bedeutenden Teil dazu konnten auch zwei Zwillingspaare beitragen. Erstere sorgten für eine bis jetzt einmalige Geschichte. 1978 standen Willy und Rene van de Kerkhof zusammen in der Startformation des Endspieles der Weltmeisterschaft. Auch wenn die von „Wödmasta“ Ernst Happel trainierten Holländer den Argentiniern unterlagen, war es doch der bisher größte Erfolg eines Zwillingspaares. Vize-Weltmeister wurden sie übrigens auch schon vier Jahre zuvor. Willy kam allerdings zu keinem Spieleinsatz, Rene durfte im ganzen Turnier nur eine Halbzeit spielen, diese dafür aber im Finale. Viele sahen ihn später als besten Niederländer in diesem Spiel, doch verhindern konnte er die Niederlage gegen den damaligen Außenseiter Deutschland nicht. Wie sehr das bis heute noch schmerzt zeigt folgende Aussage: „Gegen Deutschland zu verlieren war eine Katastrophe!“ Angefangen hat deren Karriere in Enschede. Twente wollte von den beiden Stürmern eigentlich nur Rene verpflichten, doch die Mutter bestand auf beide oder keinen. Nach der Umstellung von Willy zum Mittelfeldspieler, waren nach kurzer Zeit beide fixer Bestandteil der Startelf. Wie gut die 3.000 Gulden, die Twente für die beiden bezahlt hatte, angelegt waren, zeigte sich nach drei Jahren, als der PSV Eindhoven bereit war 1,6 Millionen Gulden (ca. 730.000€) für die van de Kerkhofs auf den Tisch zu legen. Erst dort wurden die Zwillinge Profis, arbeiteten sie zuvor doch nebenbei in einem Büro bzw. Supermarkt. Während der „Staubsauger“, wie Willy genannt wurde, seine ganze weitere Karriere in Eindhoven verbrachte und nicht weniger als sechs Meistertitel feierte, unterschrieb der selbst ernannte Weltenbummler Rene vor seinem Karriereende bei damals exotischen Mannschaften, unter anderem in Hongkong und Toronto.

In etwa zu der Zeit als die van de Kerkhofs in die wohlverdiente Fußballpension gingen, startete die Karriere der nächsten holländischen Zwillinge. Über die hervorragende Jugendabteilung von Ajax Amsterdam schafften die Zwillinge de Boer den Sprung zu Stars. Nachdem Innenverteidiger Frank und Flügelspieler Ronald de Boer mit ihrem Heimatverein sowohl national als auch international alle Titel gewannen, zog es die beiden (später aufgeteilt) durch ganz Europa mit Halts in Barcelona, Glasgow und Istanbul. Als negativen Höhepunkt muss man die einjährige Dopingsperre des damaligen Kapitäns des Nationalteams Frank aufgrund eines zu hohen Nandrolonwertes erwähnen, wobei dieser bis heute seine Unschuld beteuert. Um das nötige Kleingeld für die Zeit nach dem aktiven Fußball zu haben, verbrachten die Holländer ihre letzten Saisonen in Katar. Mittlerweile kann Frank de Boer auf eine kurze aber erfolgreiche Trainerkarriere zurückblicken. Letzten Winter als Cheftrainer übernommen, führte er seinen Herzensverein Ajax Amsterdam gleich zum Meistertitel und verhinderte damit das Double für Marc Janko.

VON DEUTSCHLAND BIS SCHWEDEN

Als die ersten erfolgreichen Zwillinge der neueren Zeit gelten die Kremers. Die Deutschen spielten bis zum Karriereende (von Erwin Kremers) zusammen, wobei sie nach Stationen in Gladbach und Offenbach, auf Schalke die erfolgreichste Zeit hatten. Auch die Einberufung in die Nationalmannschaft gelang beiden in dieser Zeit. Jeweils über 100 Spieler in der Nationalmannschaft, allerdings der ägyptischen – diese stolze Bilanz haben Ibrahim und Hossam Hassan vorzuweisen. Ebenfalls nicht unerwähnt sollen an dieser Stelle die Zwillinge Ravelli bleiben. Immerhin ist Torhüter Thomas Ravelli mit 143 Spielen Rekordnationalspieler Schwedens.

ÖSTERREICH WARTET AUF ZWILLINGE

Neben vielen anderen Ländern war es auch Österreich noch nicht vergönnt Zwillinge im Profifußball hervorzubringen. Doch immerhin bis in die dritthöchste Liga haben es Michael und Daniel Guselbauer geschafft, die 24-Jährigen stehen bei St. Florian in der Regionalliga Mitte unter Vertrag. Die berühmtesten Zwillinge, wenn es um Fußball in Österreich geht, sind aber wohl Trix & Flix, seines Zeichens die Maskottchen der Europameisterschaft 2008, genießen sie in Spanien doch ein hohes Ansehen. Eine 50-prozentige Erfolgsquote können die Baumgartlingers vorweisen, immerhin spielt Julian mittlerweile in der deutschen Bundesliga. Sein Zwilling wird es dem Mittelfeldspieler aber wohl nicht so schnell nachmachen, handelt es sich dabei doch um seine Schwester.

AUCH IM FRAUENFUSSBALL VERTRETEN

Im Frauenfußball hat Deutschland ganz klar die Nase vorne. Unter anderem haben sowohl Serienmeister Turbine Potsdam, als auch die Frauenmannschaft des FC Bayern München Zwillinge in ihren Reihen. Alle Vier (Isabel und Monique Kerschowski & Sylvie und Nicole Banecki) haben sämtliche Jugendabteilungen der Nationalmannschaft durchlaufen und werden auf Dauer wohl auch Bestandteil des äußerst erfolgreichen A-Nationalteams, da nach dem enttäuschenden Ausscheiden im WM-Viertelfinale ein Umbruch bevorsteht.

AlohaHe, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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