Ried auf dem Prüfstand: Zulj als großer Gewinner der Hinrunde, Ex-Wiener-Neustädter die Schwächsten
Fußball in Österreich 28.Januar.2013 Daniel Mandl 1
Im Austrian Soccer Board, Österreichs größtem Fußballforum wurden zum Ende der vergangenen Herbstsaison die Fans nach ihren Benotungen für die Spieler der tipp3-Bundesliga-Klubs gefragt. Wir errechneten den Mittelwert und bewerten alle Bundesligakicker, die ausreichend oft zum Einsatz kamen.
Die Bewertungsskala reicht von 1 (sehr schwach) bis 10 (sehr gut).
Bewertet werden nur Spieler, die in den ersten 18 Spielen, also der ersten Saisonhälfte mindestens sechsmal, also in einem Drittel der Spiele auf dem Platz standen. Die von den Fans bestbewerteten Spieler werden zuerst aufgelistet.
8.6 – Robert Zulj
Still und heimlich erarbeitete sich der 20-jährige Robert Zulj im vergangenen Herbst einen Status als Jungstar der tipp3 Bundesliga. Einst wurde er als Chancentod bei der U20-Weltmeisterschaft bekannt und auch in seiner Anfangszeit in Ried wirkte er immer etwas ungelenk – doch seit Zulj nicht mehr im Angriff, sondern im offensiven Mittelfeld zum Einsatz kommt, zeigt er sein großes Potential und glänzt sowohl als Torschütze als auch als Vorbereiter.
7.5 – René Gartler
Dass der 27-Jährige ein begnadeter Techniker ist und den nötigen Torinstinkt mitbringt um auf hohem österreichischem Niveau zu spielen, wusste man auch schon in Hütteldorf. Verletzungspech, disziplinäre Probleme und seine manchmal durchdringende Leichtfüßigkeit verhinderten den großen Durchbruch Gartlers immer wieder. In Ried geigt der Angreifer nun aber auf und überzeugt nicht nur als eiskalter Vollstrecker, sondern auch als technisch feiner, antizipativer Stürmer und als unermüdlicher Arbeiter für die Mannschaft.
7.2 – Marco Meilinger
Viel Schatten, aber insgesamt mehr Licht. Die junge Red-Bull-Salzburg-Leihgabe beackert die linke Seite nicht mit unwiderstehlicher Power und Dynamik, sondern mit guter Technik. Besonders ins Auge stechen seine guten Flanken und sein Auge für den Mitspieler. Meilinger hat jedoch in der Offensive, vor allem aber in der Defensive noch Steigerungspotential.
7.0 – Thomas Hinum
Zu Saisonbeginn zählte Thomas Hinum zu den besten Spielern der gesamten Liga. Man sah schon der Körpersprache des 25-Jährigen an, dass er es nun endlich allen zeigen möchte. Technisch solide, sehr zielgerichtete Flankenläufe und mittlerweile vier Assists und zwei Assist-Assists sind das Resultat seiner konsequenten Spielweise.
6.5 – Clemens Walch
Gute Schusstechnik, schöne Tore, Übersicht für Spielsituationen und seine Mitspieler. Clemens Walch hinterließ in Ried bisher einige Duftmarken und trotzdem begann der 25-jährige Spätzünder erst jetzt sein tatsächliches Potential abzurufen. Er ist einer der Rieder Spieler mit dem größten Steigerungspotential.
6.3 – Anel Hadzic
Zwar ist Anel Hadzic schon alleine aufgrund seiner zentralen Position im Spiel der Rieder eine Art Chef und eine Persönlichkeit, die vorne weg geht, aber trotzdem tritt der 23-Jährige ein wenig auf der Stelle. Im Jahr 2012 wurde er immer wieder mit größeren Klubs in Verbindung gebracht und ein Transfer schien nur eine Frage der Zeit zu sein. Doch Hadzic hadert ein wenig mit mangelnder Konstanz und lässt auf zwei gute Spiele schon mal zwei unterdurchschnittliche folgen. Dies machte ihn im Herbst 2012 zum Sinnbild für die gesamte Rieder Mannschaft.
6.2 – Markus Hammerer
Nach langer Leidenszeit aufgrund seiner Hüftverletzung kam der 23-Jährige eindrucksvoll zurück. Hammerer brauchte nur 146 Einsatzminuten um zwei Tore zu erzielen und eines vorzubereiten. Wenn er eingewechselt wird, ist er stets eine ernst zu nehmende Waffe.
6.2 – Marcel Ziegl
Der 20-jährige Defensivmann gilt bereits seit vielen Jahren als eines der größten Talente Oberösterreichs und konnte sich im Frühling 2012 in der ersten Elf der SV Ried etablieren. Nicht nur seine Flexibilität macht Ziegl zu einem enorm wichtigen Spieler für die Innviertler – streng genommen spielte er für Ried bereits auf sechs verschiedenen Positionen. In sein Passspiel muss Ziegl noch mehr Stabilität bringen.
6.0 – Thomas Gebauer
Einst war der Bayer der beste Torhüter der heimischen Liga. Doch die Sicherheit älterer Tage verkörpert der 30-jährige Doppelstaatsbürger nicht mehr. Gebauer zeigt grandiose Leistungen, greift aber mittlerweile auch des Öfteren unnötig daneben.
5.4 – Gernot Trauner
Der ehemalige LASK-Spieler, der im Spätherbst zu einer ernsthaften Alternative fürs rechte Mittelfeld aufstieg, machte seine Sache ordentlich und rechtfertigte seine Einberufung ins U21-Nationalteam. Der 20-Jährige ist typisch für das scharfe Auge, das man in Ried für hoffnungsvolle, heimische Rohdiamanten hat, die noch geschliffen werden müssen.
4.9 – Markus Grössinger
Zu Saisonbeginn machte der 23-Jährige mit unbekümmerten, frechen Leistungen von sich reden – doch mit der Zeit wurde er immer unauffälliger und fungierte gegen Ende der Herbstsaison nur noch als sporadischer Einwechselspieler. Bei der 3:4-Niederlage im Hanappi-Stadion erzielte er seinen ersten Bundesligatreffer.
4.8 – Jan-Marc Riegler
Riegler ist ein guter Kopfballspieler und nimmt die Zweikämpfe an, stößt in der Bundesliga jedoch nicht selten an seine fußballerischen Grenzen. Zudem begeht der 24-Jährige zu viele Fouls und fällt gelegentlich mit Abstimmungsschwierigkeiten mit seinen Nebenleuten auf.
3.8 – Emanuel Schreiner
Der linke Mittelfeldspieler punktet mit Einsatz und Kampfgeist – spielerisch und technisch ist der ehemalige LASK-Kicker jedoch limitiert. Auch wenn er letzte Saison einen Stammplatz inne hatte, wäre es verwunderlich wenn er diesen über längere Zeit behalten würde. Bereits im vergangenen Herbst verbrachte er mehr Zeit auf der Bank als auf dem Platz.
3.7 – Nacho
Die Abschiedstournee des 30-jährigen Spaniers ist in vollem Gange. Mittlerweile spielt der Offensivallrounder aus Laredo 4 ½ Jahre für die SV Ried und ob sein Vertrag im kommenden Sommer verlängert wird, steht noch in den Sternen. Mit Leistungen oder Zählbarem bewirbt er sich nicht für einen Verbleib im Innviertel. Nacho hatte zwar schon schwächere Phasen, fing sich im vergangenen Herbst ein wenig – aber insgesamt gibt es bei ihm kein Steigerungspotential mehr, die allgemeine Karrierekurve zeigt nach unten.
3.5 – Thomas Reifeltshammer
Der Rieder Abwehrchef ist nach enorm starken Phasen in der Saison 2011/12 in der aktuellen Saison eine große Enttäuschung. Dem abgebrühten, jungen Innenverteidiger traute man zu, dass er seine gute Form aus der Vorsaison über einen längeren Zeitraum behalten könnte – auch von einem Transfer zu einem größeren Klub war die Rede. Doch der 24-Jährige durchlebt gerade eine schwierige Phase, macht viele Fehler, verschuldet Tore. Und das nagt eben auch bei einem „Chef“ am Selbstbewusstsein.
3.0 – Ivan Carril
Der Spanier schaffte es gerade noch dank seiner sechs Einsätze in diese Wertung. Dass er ein sehr guter Fußballer ist, steht außer Frage. Aber Ivan Carril scheint seine Zeit in Ried nur noch auszusitzen, wird wohl auch unter Neo-Coach Angerschmid keine große Rolle spielen.
3.0 – Mario Reiter
Unerwartet schwacher Auftakt für Defensivallrounder Mario Reiter in Ried. Zahlreiche Fehler, unsicheres Passspiel und taktische Fehler machten den 26-Jährigen zu einem Unruheherd für die eigenen Mitspieler. Aufgrund einer Schambeinentzündung, die in der aktuellen Vorbereitung ein Handicap darstellen wird, könnte er seinen Platz in der ersten Elf im Frühling verlieren.
2.2 – Andreas Schicker
Auch die zweite Neuverpflichtung vom SC Wiener Neustadt enttäuschte auf der ganzen Linie. Andreas Schicker ist defensiv ein „Verfolger“, der nicht konsequent genug attackiert und die Schnittstelle zur Innenverteidigung sträflich vernachlässigt. Offensiv ist er ein „Geradeausläufer“ und fällt mit unpräzisen Flanken und wenig Inspiration und Ideenreichtum auf. Der 26-Jährige muss sich in seinem zweiten Halbjahr in Ried deutlich steigern…
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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