Zum zweiten Mal in Folge steht die SV Ried im Finale des ÖFB-Samsung-Cups. Am Mittwochabend setzte sich der Titelverteidiger im Halbfinale gegen den FK... 2:0 über Austria Wien – Ried nach typischem Heimspiel im Cup-Finale

Zum zweiten Mal in Folge steht die SV Ried im Finale des ÖFB-Samsung-Cups. Am Mittwochabend setzte sich der Titelverteidiger im Halbfinale gegen den FK Austria Wien mit 2:0 durch. Das Spiel lässt sich ins klassische Bild eines Heimspiel der Innviertler einordnen. Defensiv stand man sehr kompakt, ließ kaum Chancen zu und war selbst mit schnell gefahrenen Kontern gefährlich. Der Austria fehlte ihrerseits die Durchschlagskraft und sie wirkte über weite Strecken des Spiels verängstigt und ideenlos.

Matchwinner vor 4.500 Zuschauern in der Keine-Sorgen-Arena war Guillem, der beide Treffer für die Heimmannschaft erzielte. Lange Zeit war der Spanier zwar unauffällig nutzte aber zwei Unachtsamkeiten in der Hintermannschaft der Wiener um das Duell zugunsten seiner Farben zu entscheiden. „Wir waren über 90 Minuten die klar bessere Mannschaft“, brachte es SVR-Coach Gerhard Schweitzer auf den Punkt. „Dieser Sieg war eine unglaubliche Mannschaftsleistung, den Spielern gebührt ein großes Lob.“

Hinum zurück, viele Ausfälle bei der Austria

 

 

 

 

 

In der gewohnten 3-3-3-1-Formation schickte der 48-Jährige seine Truppe aufs Feld. Im Vergleich zur 2:3-Niederlage gegen Rapid in der Meisterschaft kehrte Thomas Hinum in die Startelf zurück, was insofern praktisch war, als Marcel Ziegl, der gegen die Hütteldorfer noch von Beginn an auflief, aufgrund seiner Matura eine kleine Pause benötigte. Hinum zeigte einmal mehr, dass er zu der Sorte Spieler gehört, die sich durch einen großen Aktionsradius auszeichnen. Auf „seiner“ rechten Seite war er gegenüber seinem Vordermann Nacho der klar aktivere Spieler. Da von Meiliniger links die meisten Impulse ausgingen und sich Schreiner mit offensiven Vorstößen zurückhielt ergab das eine leichte Asymmetrie.

 

 

 

 

 

Mit argen Personalsorgen musste sich Ivica Vastic herumplagen. Sowohl Klein (Wade), Rogulj und Leovac (beide Adduktoren) als auch Alexander Grünwald (Bauchmuskel) fielen verletzt aus. Zudem mussten Stankovic (krank) und Linz (Gehirnerschütterung) passen. Schon länger nicht dabei ist Goalie Pascal Grünwald. Daher hatte der FAK-Trainer wenig Alternativen und bot eine durchaus zu erwartende Elf in einem 4-2-3-1/4-4-2-Hybridsystem auf. Jun rückte von der rechten Mittelfeldseite ins Angriffszentrum, wo er als Verbindungsspieler agieren sollte, dafür übernahm Simkovic den Part an der Flanke. Für Ortlechner, der nach abgesessener Sperre zurückkehrte, rutschte Dilaver aus der Innenverteidigung auf Kleins Rechtsverteidigerposition. Im zentralen Mittelfeld bekam Mader den Vorzug gegenüber Liendl.

Rieds Spielaufbau

Eine sichere Abwehr und abwartendes Mittelfeldpressing – das war die Taktik, mit der Vastic in Ried bestehen wollte. Die auf dem Papier durchaus offensive Aufstellung wurde dadurch relativiert, man wollte Ried das Spiel überlassen. Landläufig wird behauptet, dass der Sportvereinigung dieses Vorgehen nicht entgegenkommt und sie damit Probleme hat. Dass dem nicht so ist, zeigten die Grünen bereits in der Anfangsphase, als Zulj in der zweiten Minute nur knapp das Ziel verfehlte. Das Muster, nach dem dieser Angriff vorgetragen wurde, wurde in vielen Situationen wiederholt. Die Flügelspieler, Meilinger und Nacho, standen sehr hoch und eng, erzwangen so Eins-gegen-Eins-Stellungen auf Austrias Verteidigungslinie – ähnlich praktiziert das zum Beispiel auch Borussia Dortmund um das Zentrum zu überladen. Das Spiel wurde auf die mittleren Außenspieler verlagert, die mit Vertikal- und Diagonalpässen die Spieler im Angriffszentrum fütterten. Egal ob der Passempfänger dann den Ball abgelegte, sich versuchte um dem Gegner zu drehen oder einen schnellen Doppelpass suchte, man hatte immer das Gefühl daraus könnte eine Torchance entstehen. Die nachstehende Grafik illustriert den Spielaufbau, der übrigens angesichts der Unterzahl im Zentrum – Hadzic war praktisch die einzige Anspielstation – als einzig logisch erscheint.

 

 

 

 

 

 

Erstklassige Abstimmung würgt Austria-Angriffe ab

In der Regel empfiehlt es sich nicht mit einer Dreierabwehr, die, wie in Rieds Fall, gegeben falls zu einer Fünferkette umfunktioniert wird, gegen eine Mannschaft anzutreten, die mit zwei Flügelspielern und einem statischen Mittelstürmer aufläuft – wie es bei der Austria aufgrund des Zurückfallens von Jun zu sehen war. Im Spiel gegen den Ball droht entweder eine Drei-gegen-Drei-Stellung oder eine Fünf-gegen-Drei-Stellung. Erste ist insofern schlecht, als der sogenannte spare man, der für die nötige Rückendeckung sorgen soll, fehlt. Hingegen hat man bei letzterer Konstellation gleich zwei, die aber unnötig sind, da man dem Gegner so im Zentrum mehr Platz ermöglicht. Wie also löste die SV Ried dieses Problem? Die beiden mittleren Außenspieler, Hinum und Schreiner, übernahmen ihre direkten Gegenspieler auf den Flanken, Simkovic und Gorgon, 1:1. Weiters wurde Jun vom ballnahen Innenverteidiger in Manndeckung genommen – d.h. Jun wurde im Extremfall bis in die andere Spielfeldhälfte verfolgt -, während der ballferne Innenverteidiger mit Reifeltshammer gegen Kienast eine Zwei-zu-Eins-Überzahl im Zentrum herstellte. Die gute Abstimmung zwischen Rieds Defensivspielern zeigte sich auch als die Austria mit einem tiefen Aufbauspiel Hadzic aus seiner Position zog um in die Zentrale vorzudringen. Rotpuller rückte nämlich gedankenschnell vor und schloss die Lücke. Auch viel Bewegung in der FAK-Offensive, die es zugegeben in der ersten Halbzeit kaum gab, konnte Rieds Abwehr nicht auseinanderreißen.

Austrias Probleme und wie man sie beheben wollte

Dass die beiden Stürmer, in erster Linie Jun, immer wieder versuchten durch ihr Entgegenkommen Rieds Verteidiger aus der Position zu ziehen wurde bereits erwähnt. Da aber zum einen die Abwehrspieler energisch nachrückten und zum anderen die Angreifer die Bälle nicht verarbeiten konnten, sie zu lange hielten oder ungenaue Zuspiele produzierten, blieb diese Variante lange ohne Erfolg. Erst mit der Umstellung zur Pause, als Liendl den blassen Mader ersetzte, spielten die Favoritner direkter und schneller in die Spitze. Von dort aus wurde das Leder oft mit einem Ballkontakt weitergeleitet und so versucht die sich öffnenden Räume zu nutzen. Weiters stellte die im obigen Absatz erwähnte Zuteilung, die Ried im Innenverteidiger-Bereich Überzahl ermöglichte, ein hartnäckiges Problem dar. Ein gutes Mittel dagegen hatten die Veilchen an und für sich gefunden, warum sie es nicht forcierten stößt allerdings auf Unverständnis. Mit Läufen aus der Tiefe lief Holland ein ums andere Mal Riegler auf der rechten Innenverteidigerposition an und stellte dort das Gleichgewicht wieder her. Diese Strategie sorgte zum Beispiel für die einzige Torchance der Violetten in der ersten Halbzeit, als nach kurzfristiger Unordnung in Rieds Hintermannschaft Ortlechner zu Unrecht wegen Abseits zurückgepfiffen wurde.

Fazit

Wie dem Zitat des siegreichen Trainers schon zu entnehmen war: Der Finaleinzug der SV Ried geht in jeder Hinsicht voll in Ordnung. Defensiv überzeugte man einmal mehr mit durchdachtem und konsequentem Positionsspiel und offensiv nutzte man die Torchancen eiskalt aus. Dass diese in letzter Konsequenz von individuellen Fehlern des Gegners abhingen soll die gezeigte Leistung aber auf keinen Fall schmälern. Denn auch wenn beim ersten Tor in erster Linie der missglückte Klärungsversuch von Ortlechner entscheidend war, dass der Ball über Holland zu Guillem kam, trug man davor einen exzellenten Konter vor, der von Reifeltshammer mustergültig eingeleitet und Meilinger perfekt weitergeführt wurde. Nicht nur deswegen sparte Schweitzer nicht mit Lob: „Wenn man bedenkt, dass einige Spieler vor einem Jahr noch in der Regionalliga gespielt haben, dann hat man unser Ziel, Spieler aus- und weiterzubilden, am heutigen Tag zu hundert Prozent erfüllt gesehen.“

axl, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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