Die Vienna empfing in der Regionalliga Ost den SV Schwechat und rund 850 Zuschauer sahen ein 1:1-Unentschieden. Die beiden Tore fielen in erst der... Analyse: Das RLO-Spiel zwischen der Vienna und Schwechat

_First Vienna FC Wappen StripesDie Vienna empfing in der Regionalliga Ost den SV Schwechat und rund 850 Zuschauer sahen ein 1:1-Unentschieden. Die beiden Tore fielen in erst der Schlussphase. Zunächst erzielte Karacan in der 84. Minute den Führungstreffer, der aber nur eine Minute später von Kurtisi egalisiert wurde.

Die Kurzversion

Vienna dominiert das Spiel, kann sich aber kaum klare Torchancen herausspielen. Vienna zeigte bei gegnerischem Ballbesitz eine 4-3-3/4-2-3-1-artige Formation, in der Offensive ein 4-2-3-1/4-4-2-System mit(sehr hoch stehenden Flügelspielern, die schnell in die Halbräume zogen. Die Sechser standen abwechselnd nahe bei der Innenverteidigung und einer im Halbraum beim Mittelfeld.

Schwechat spielt in der ersten Halbzeit Ideenlos, sehr fokussiert auf lange Bälle und Unterzahl-Angriffe. Zweite Halbzeit traute man sich etwas mehr bei der Spieleröffnung zu, kam aber zu keinen klaren Aktionen. Schwechat stand gegen den Ball in einem 4-1-4-1, wobei sich der Sechser sehr schnell zwischen die Viererkette zurückfallen ließ und ein 5-4-1 entstand, offensiv stand man in einem 4-2-3-1 wobei aber der Stürmer sehr oft auf sich alleine gestellt war. Wenn er versuchte sich auf der Seite freizulaufen, übernahm keiner den Raum im Zentrum.

Der ausführliche Taktikbericht

Platz genommen auf der Naturtribüne der Hohen Warte und schon geht es los. Der Autor hat letztes Jahr ein Spiel der Vienna unter Trainer Lipa gesehen und war sehr angetan von der Spieleröffnung und der offensiven Spielweise. Was würde die Vienna unter ihrem neuen Trainer Kleer für Abläufe und Ideen zu bieten haben?

Der Plan der Vienna

Schon in den ersten Minuten kann man sehen, dass die Vienna das Spiel machen will. Klassischer Spielaufbau, Innenverteidiger fächern auseinander, ein Sechser davor, abwechselnd Kürsat Güclü oder Mehmet Sütcü, der unter Trainer Canadi mit dem 1.Simmeringer SC  schon die Wiener Stadtliga aufgemischt hat. Ist einer bei den Innenverteidigern geht der andere in den linken oder rechten Halbraum nach vorne. Beide agierten sehr intelligent im Aufbau und es entstanden immer schöne Dreiecke. Man ging keine unnötigen Risiken ein und ließ den Ball prallen wenn nötig. Die übrige Mannschaft fächerte breit auf und versuchte den kompakten Schwechater Block auseinander zu ziehen.  Viennas Flügelspieler starteten an der Seitenlinie und bewegten sich sehr früh in die Halbräume neben die Stürmer, um die Seite frei zu machen für die Außenverteidiger – vielleicht zu früh, aber dazu später. In der Defensive zeigten sie sich mutig im 4-3-3, schoben kompakt nach vorne (Mehmet Sütcü ging immer wieder gut mit in die Räume und ermutigte seine Mitspieler mit zu schieben). Sie erstickten die Offensivbemühungen der Schwechater im Keim. Deshalb ist es nicht sicher, ob Schwechat aufgrund des starken Gegenrs so viele lange Bälle spielen musste, oder ob das von Haus aus der Plan war.

Defensive Gäste

Schwechat reagierte mit einem 4-1-4-1 Block im mittleren Spielfelddrittel, der auch mal schnell zu einem 5-4-1 wurde. Insgesamt eine sehr reaktive Spielweise, denn wurde ein Ball ins Mittelfeld gespielt rückte der nächststehende Schwechater heraus und stellte den Gegenspieler zu,  wobei das Augenmerk darauf lag den Spieler zum Pass nach hinten oder zur Seiten zu zwingen, als wirklich den Ball zu erobern. Fuat Karacan zeigte sich sehr agil, stellte immer wieder gut Passwege zu. Ein paar Mal versuchte er Vienna-Spieler zu einem schlechten Pass zu verleiten, in dem er den Passweg absichtlich offen ließ nur um ihn dann schnell zu schließen, was ein wenig an Shinji Kagawa erinnerte. Schwechat überließ in der ersten Halbzeit Vienna komplett die Partie, spielte nur lange Bälle nach vorne und versuchte Unterzahlangriffe mit drei bis vier Spielern zum Abschluss zu bringen. Der Rest der Mannschaft agierte sehr defensiv. Sie wollten wohl um keinen Preis in Rückstand geraten.

So entwickelte sich die Partie

In der zehnten Minute gelang der Vienna ein schöner Angriff über rechts, nachdem der rechte Flügelspieler in den Halbraum zog und Platz für den Außenverteidiger auf der Seite machte, da der Flügelspieler Schwechats Außenverteidiger ins Zentrum mitzog. Dies funktionierte aber nur in den ersten Minuten, danach war es unklar was der Plan der Vienna war. Hier zeigte sich die vorher angesprochene Problematik. Die Flügelspieler zogen sofort zu den Stürmern und die Vienna hat oft fünf bis sechs Spieler an vorderster Linie, eng zusammenstehend und keine im Zwischenlinienraum, dem Raum zwischen Verteidigung und Mittelfeld. Am Anfang gelangen ihnen noch ein paar Aktionen, bei denen ein Spieler sich zurückfallen ließ, den Verteidiger mitzog und mit der einen oder anderen guten Aktion bei den Vienna-Fans Hoffnung aufkommen ließ. Die Aktionen waren aber zu unsauber oder es fehlte einfach das Glück. Diagonale Läufe von der Seite in die Mitte a la Robben schienen  die Lösung zu sein, aber die Bewegungen der Mitspieler war oft nicht gut, die Staffelung schlecht (zu viele Spieler an vorderster Linie) und Schwechat machte den Raum zu eng.

Mit Dauer des Spiels wurde die Vienna Spieler immer ungeduldiger und suchten teilweise sofort die Pässe in die Tiefe. Immer wieder standen sie an der Abseitslinie und wollten Bälle in die Tiefe gespielt haben. Mehmet Sütcü und Kürsat Güclü gaben ihr Bestes, Schwechat hatte aber mit ihrer entstehenden Fünferkette die Löcher gut abgedeckt, wenn mal ein Pass ankam waren die Vienna-Spieler in schlechter Position, isoliert und auf der Seite. Der soeben erwähnte Güclü  hat ansonsten ein sehr gutes Spiel gemacht, zeigte gutes Umschauverhalten, gefühlvolle Pässe über die Abwehr, war aber oft zu ambitioniert und versuchte den schwierigen Pass nach außen, anstatt die Ballzirkulation aufrechtzuhalten und mit einer schnellen Kombination den Durchbruch zu suchen.

Die zweite Halbzeit begann mit abermals mit einer Szene, in der sechs Vienna-Spieler an vorderster Linie standen und keiner Kontakt zum Mittelfeld herstellte. Etwas seltsame Spielweise der Vienna, da sie durchaus die Spieler haben die sich im Eins-gegen-Eins behaupten und schnelle Kombination abrufen können. Aus heiterem Himmel fällt das Tor für Schwechat. Der linke Mittelfeldspieler setzt sich an der Seitenauslinie durch, Karacan bewegt sich sehr intelligent und zeigt seine Klasse- Kurz danach Ausgleich für Vienna. Freistoß, Gestocher im Strafraum und der Ball landet im Tor. Danach passierte nicht mehr viel.

Fazit

Die Vienna hat ein sehr gutes Team, erfahrene Innenverteidiger, spielstarke defensive Mittelfeldspieler, schnelle und trickreiche Außen- und Flügelspieler und bewegliche Stürmer. Alles in allem wirkt die Mannschafft sehr harmonisch. Wenn sie ihr Abläufe an den Seiten besser abstimmen, geduldig bleiben, ihre Positionen halten  und ihre Kurzpasskombinationen im letzten Spieldrittel ausspielen werden sie sicher wieder weiter vorne landen.

Schwechat hat in der Defensive ein paar saubere Abläufe einstudiert, das Mittelfeld verschiebt gut, der Sechser  lässt sich in die Innenverteidigung fallen um eine Fünferkette herzustellen. Nach vorne zeigten sie jedoch wenige Ideen. Interessant wäre es Schwechat gegen einen schwächeren Gegner zu sehen, ob dann nach vorne mehr gezeigt werden kann, denn in der zweiten Halbzeit sah man durchaus gute Ansätze von schönen Kombinationen.

Peter De Vries

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