Nachdem in den letzten Wochen die deutsche Bundesliga den Anfang zur Rückkehr in die Normalität gemacht hat, war es nun auch in Österreich endlich... Analyse: Salzburg kürt sich zum Cupsieger


Nachdem in den letzten Wochen die deutsche Bundesliga den Anfang zur Rückkehr in die Normalität gemacht hat, war es nun auch in Österreich endlich soweit. Nach einer über zweimonatigen Pause fand das erste Pflichtspiel im Lande statt und dieses hatte es auch gleich in sich. Das Cupfinale stand auf dem Programm und in diesem trafen die Mannschaften von Red Bull Salzburg und Austria Lustenau aufeinander. Die Ausgangslage war klar: Die Salzburger gingen als klarer Favorit in das Spiel und im Vorfeld sprach man nur davon, wie hoch das Ergebnis gegen den Zweitligisten Lustenau ausfallen würde. Die Vorarlberger hatten dagegen allerdings klarerweise etwas einzuwenden und wollten selber für eine faustdicke Überraschung sorgen und den Liga-Krösus am falschen Fuß erwischen.

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Mutiger und aggressiver Lustenauer Beginn

Die Generalprobe vor diesem Cupfinale in Klagenfurt misslang für den Serienmeister Salzburg, denn gegen die WSG Tirol kam man in abschließenden Testspiel vor dem Restart nicht über ein 1:1-Unentschieden hinaus. Nicht nur das, man verlor auch noch Stamm-Rechtsverteidiger Kristensen mit einer Muskelverletzung und muss die restliche Saison ohne den Dänen auskommen. Abgesehen davon, konnte Salzburg-Trainer Jesse Marsch auf nahezu den vollen Kader zurückgreifen und hatte dementsprechend einige Optionen, seine Startelf zu gestalten. Letztlich gab es im 4-4-2-System der Bullen keine Überraschungen, wobei die interessanteste Personalie Winterneuzugang Okafor war, der auf dem rechten Flügel starten durfte.

Auf der anderen Seite gab es bei Austria Lustenau selbst für den gut informierten Fan einige Unbekannte und man wusste nicht wirklich, was man zu erwarten hatte. Mit Lustenau-Trainer Mählich steht natürlich eine bekannte Persönlichkeit an der Seitenlinie, der vor allem für eine gut organisierte Defensive steht und es bereits bewiesen hat, dichtgestaffelte Mannschaften auf das Feld schicken zu können. Diese Qualität war klarerweise auch in diesem Spiel gefragt und man war gespannt, wie es Underdog Lustenau in dieser Partie strategisch anlegen würde. Mählich entschied sich dafür, seine Mannen mit einem 4-1-4-1 Korsett auf das Feld zu schicken, wobei natürlich einige Eckpunkte einer entscheidenden Bedeutung zukam.

So zeigten sich die Lustenauer von der ersten Minute an sehr engagiert und bissig. Man wollte gleich in den direkten Duellen Mann gegen Mann Präsenz zeigen und so den Salzburger demonstrieren, dass man nicht als Kanonenfutter nach Klagenfurt gekommen ist. Das machte sich auch an der Intensität und Pressinghöhe bemerkbar, denn die Vorarlberger zogen sich nicht in die eigene Hälfte zurück und parkten den Bus, im Gegenteil. Von Anfang an wurde ein höheres Mittelfeldpressing praktiziert und vor allem das Mittelfeld rückte sehr ballorientiert und aggressiv nach. Man wollte dem Pressing der Bullen quasi etwas entgegensetzen und sie mit den eigenen Mitteln schlagen. Interessant war dabei auch das Anlaufen der Lustenauer, denn in dem praktizierten 4-1-4-1 rückten vor allem die beiden Achter teilweise sehr weit nach vorne und in die Nähe von Sturmspitze Ronivaldo. Dabei lief einer der Achter entweder den zweiten Innenverteidiger an oder einen Sechser, der den Ball erhielt. Unter Mithilfe des Deckungsschattens fühlte man sich dabei sicher, trotz des Herausrückens keine Lücken im Zentrum zu hinterlassen, die die Salzburger bespielen hätten können. Und die ersten Minuten sahen auch recht ansprechend aus: Man erzwang einige lange Bälle bei den Bullen und lieferte sich auch einen harten Fight im Kampf um den ersten und zweiten Ball. Die Salzburger brauchten sichtlich einige Minuten, um sich darauf einzustellen und in den gewohnten Rhythmus zu kommen.

Ausweichender Sechser und tödliches Gegenpressing

Nach und nach fand der Liga-Krösus jedoch immer besser in das Spiel hinein und konnte die Schwächen bei der Herangehensweise von Austria Lustenau offenlegen. Selber hatte man auch einige interessante Rochaden parat, mit denen man sich einen Vorteil verschaffen wollte. So entstand bei den Bullen auch immer wieder ein 4-1-3-2 System, da Junuzovic oft zurückfiel und den „Ankersechser“ vor der Abwehr gab. Allerdings gab es dabei auch öfter ein Wechselspiel zu sehen, denn Ashimeru versuchte dennoch Kontakt zu halten und seinen Kollegen zu unterstützen. Gegen das Herausrücken der gegnerischen Achter versuchte Junuzovic mit seitlichen Abkippbewegungen in den Halbräumen zu antworten, wodurch die Wege für die Lustenauer länger und der Zugriff auf den Spielaufbau insgesamt erschwert wurde. Vordergründig bauten die Bullen aber über Kapitän Ulmer auf, wo man immer wieder versuchte, mit schnellem Direktspiel für Durchbrüche zu sorgen.

Wie mittlerweile gewohnt musst man sagen, hinterließ vor allem das Pressing der Bullen seine Spuren. Lobend sei erwähnt, dass Lustenau nicht jeden Ball einfach blind nach vorne spielte, sondern durchaus auch gewillt war mitzuspielen und spielerische Lösungen zu suchen. Insgesamt kann man also durchaus konstatieren, dass sich der Underdog gewiss nicht versteckte und so teuer wie möglich verkaufen wollte. Doch wenn man auf eine Klassemannschaft wie Salzburg trifft und es hautnah erlebt, wie sehr man unter Druck gerät, wird aus dem Vorhaben mutig zu sein oft eher die Angst Fehler zu machen. Und von Minute zu Minute verfestigte sich der Eindruck, denn die Lustenauer leisteten sich immer häufiger Ballverluste, luden die Bullen zu schnellen Umschaltaktionen ein und mussten gefährliche Momente überstehen. Die Salzburger pressten nun auch kompromisslos ganz vorne an und ließen dem Underdog keine Luft mehr zum Atmen. Dementsprechend erzwang man dann auch Fehler beim Gegner und vor allem der nominelle Ersatztorhüter der Lustenauer machte nicht gerade den sichersten Eindruck.

So griff der Keeper beim ersten Gegentreffer daneben, nachdem Szoboszlai aus spitzem Winkel ins lange Eck traf und den Meister in Führung brachte. Kurze Zeit später wurde der Spielaufbau der Vorarlberger erneut früh unter Druck gesetzt und dies führte prompt dazu, dass der Torhüter der Gäste einen Fehlpass spielte und wenige Sekunden später das 2:0 für die Salzburger nach einer Slapstick-Einlage fiel. Für die Lustenauer war dies ungemein bitter, legte man doch eine recht passable Anfangsphase hin, um nun nach gut 20 Minuten bereits mit 2:0 hinten zu liegen. Diesen Nackenschlag merkte man den Lustenauer auch an, denn so richtig einen Fuß auf das Feld fand man nicht wirklich mehr. Die Bälle wurden rasch verschenkt, die Defensive hatte alle Hände voll zu tun und es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, bis der nächste Treffer fallen würde.

Die Offensive der Salzburger zeigte sich dabei auch sehr variabel, denn die Positionen wurden laufen getauscht und eine leichte Asymmetrie war auch zu erkennen, da Offensivspieler Okafor auch mal in Richtung Sturmzentrum rückte und diese Zone mit seinen Kollegen überlud. Dies wurde von seinem Gegenüber ausgeglichen, denn Szoboszlai rutschte dafür vermehrt in die Mitte, wobei er in seiner Positionierung sehr variabel agierte. In weiterer Folge tauschten die beiden immer öfter die Positionen miteinander, was das variable Positionsspiel der Bullen nochmal untermauert. Das war verbunden mit der individuellen Klasse zu viel für die Lustenauer, die zunehmend in der Partie auf Schadensbegrenzung bemüht waren. Salzburg erzielte kurz nach der Halbzeit infolge einer Angriffspressing-Sequenz das 3:0 und stellte damit de facto die Vorentscheidung her. Es sollten noch zwei weitere Treffer folgen und letztlich die Bullen mit 5:0 das Cupfinale für sich entscheiden.

Fazit

Die große Überraschung blieb letztlich aus und Red Bull Salzburg holte sich mit dem 5:0 den nächsten Cupsieg für die Trophäensammlung. Dabei waren nur die ersten Minuten dieser Partie in Wirklichkeit offen, denn die Bullen fanden rasch in ihren Rhythmus nach der langen Pause hinein und zeigten sich auch körperlich in einer guten Verfassung. Dadurch konnten sie ihr gewohnt hohes Tempo über längere Zeit durchziehen und den Gegner de facto überfordern, was in weiterer Folge zu vielen Fehlern bei den Lustenauern führte. Die Vorarlberger zeigten zwar einen interessanten Matchplan und durchaus gute Ansätze, allerdings brach man recht schnell ein und war die lange Pause beim Underdog deutlich sichtbarer. Letztlich war es dennoch ein Meilenstein für die Lustenauer Austria, es in diesem Bewerb so weit geschafft zu haben und gebührt dem Zweitligisten zweifellos Respekt.

Dalibor Babic