Wie die Jungfrau zum Kinde kam der TSV Hartberg zur Teilnahme an der Saison 2012/13. Zunächst wurde dem LASK die Lizenz verweigert, dann behielt... Andreas Moriggl – Hartbergs gezwungener Ausbruch aus dem Mief

Wie die Jungfrau zum Kinde kam der TSV Hartberg zur Teilnahme an der Saison 2012/13. Zunächst wurde dem LASK die Lizenz verweigert, dann behielt die Elf von Walter Hörmann die Nerven und schlug den GAK. Ebenjener Trainer wollte aber nicht mehr weitermachen, weswegen Andreas Moriggl der neue Coach ist. Nur – wer ist das?

 

Name: Andreas Moriggl
Nationalität: Österreich
Geburtsdatum: 1. August 1968
Alter: 43
Position als Spieler: Mittelfeld
Vereine als Spieler: Sturm Graz (Jugend)
Vereine als Trainer: SC Fürstenfeld, SV Allerheiligen

Spielerkarriere

Andreas Moriggl begann seine Spielerkarriere beim SK Sturm Graz in der Jugend, setzte sich aber nie bei einem Profiklub durch, spielte hauptsächlich bei unterklassigen Vereinen und machte den Trainerschein. Sein Freund Dietmar Pegam, mit dem er bei den „Blackies“ im Nachwuchs gemeinsam gespielt hatte, holte ihn als Co-Trainer zum SC Fürstenfeld, wo Pegam zuvor als Spielertrainer gearbeitet hatte.

Start in die Trainerkarriere

Im Juli 2003 übernahm Andreas Moriggl dann, der damals erst 35 Jahre alt war, die Kampfmannschaft des SC Fürstenfeld, die zu dem Zeitpunkt in der Oberliga Süd-Ost spielten, einer der drei fünften Spielklassen in der Steiermark. Moriggl kam wie die Jungrau zum Kinde, hätte doch eigentlich Dietmar Pegam als Spielertrainer arbeiten sollen. Dieser folgte aber dem Ruf des GAK und wurde dort Nachwuchstrainer. Waren die Fürstenfelder in den Jahren zuvor noch in der unteren Hälfte der Tabelle zu finden, führte Moriggl sein Team drei Mal in Folge auf den dritten Platz. 2006/07 krönte er zunächst seine Amtszeit und wurde Meister. Damit war der Aufstieg des Vereins in die steierische Landesliga amtlich und auch Moriggls persönlicher. In der Landesliga reichte es noch immer für den fünften Platz 2007/08 und im Folgejahr den dritten.

Der SV Allerheiligen

Am 30. Mai 1967 wurde der SV Allerheiligen auf Initiative der Jugend der Gemeinden Allerheiligen und Wildon gegründet und 1968/69 nahm der „ASV“ in der 2. Klasse Süd A an. 1972, 74 und 81 gelangen jeweils Aufstiege, die in dem Jahr in der Unterliga Süd, heute Oberliga bzw. fünfte Spielklasse, endeten. Nach Jahren in der fünften und sechsten Spielklasse gelang 2000/01 der erstmalige Aufstieg in die Landesliga. Das Team überzeugte mit einer guten Nachwuchsarbeit. Seit 2006/07 gehört das Team nun der Regionalliga Mitte an, 2009 übernahm Moriggl den Trainerposten und führte die Erfolgsgeschichte fort. In seiner ersten Saison landete die Mannschaft aus der 1.500-Einwohner-Gemeinde auf dem guten siebten Endrang, ließ die „großen“ wie DSV Leoben, SAK Celovec oder FC Wels hinter sich. 2010/11 landete Allerheiligen auf dem noch besseren vierten Endrang, musste sich nur den LASK Juniors, Blau Weiß Linz und dem GAK geschlagen geben.

Zerrüttetes Verhältnis

„Man hat fünf Spieler abgegeben, ohne mich vorher davon zu informieren“, beschrieb Moriggl in einem Satz die Gründe, warum es im letzten Jahr sportlich nicht mehr gut lief und er selbst am 16. April 2012 zurückgetreten war. Dennoch war man nach 21 Spielen Fünfter, am Ende nur Zehnter. Aus dem kleinen „gallischen“ Dorf, es gibt einen Fanklub, der sich „Gallier ’08“ nennt, wurde ein ernstzunehmender Drittligist. Doch durch Lizenzprobleme und unkoordinierte Abgänge sowie eine mangelnde Einführung von Strukturen kam es letzten Endes zu der Trennung.

Moriggls Bilanz

Die Bilanz nach zwei-zweidrittel Jahren in Allerheiligen kann sich sehen lassen. Zwischen 1. Juli 2009 und 16. April 2012 konnte er mit dem kleinen Verein einen Punkteschnitt von 1,59 erreichen. Das ergibt in mehr als 80 Spielen eine Siegquoten von 44,19 Prozent bei 26,74 Prozent Unentschieden. Wird ein Blick auf den Torschnitt geworfen, so verrät dieser, dass mit 1,58 zu 1,24 Toren pro Spiel eine gewisse Ausgewogenheit herrschte. Die erste Saison war mit 13 Siegen-7 Unentschieden-10 Niederlagen sehr positiv und das Torverhältnis von 57:49 resultiert auch aus der Oktobermitte, als Flavia Solva und Union St. Florian den Steirern je sechs Tore einschenkten. In der Folgesaison lag man lange an erster Stelle, verlor erst in den letzten zwei Runden deutlich, erreichte eine Bilanz von 14-10-6 und ein tolles Torverhältnis von 45:29. Bis zum Rücktritt vor der 22. Runde der gerade abgelaufenen Regionalligasaison fällt, auch aufgrund der Spielerverkäufe, mit 9-6-6 und 27:21 durchaus gut aus.

Bevorzugte Spielsysteme

Etwas sehr wichtiges am Ende der Trainertätigkeit war die Doppelsechs. Aufgrund des schwächer eingeschätzten Kaders in der abgelaufenen Saison organisierte Allerheiligen das Spiel aus einer sicheren Zentrale heraus, wahlweise mit einem oder zwei Stürmern. Dieses Spielsystem wird auch für die Hartberger gut passen. Diese gelten wohl auch wieder als Abstiegskandidat Nummer eins und eine gewisse Stabilität wird von Nöten sein. Allerdings konnte Moriggl mit seinen Mannschaften immer angemessen punkten. Das Konterspiel der Südsteirer galt als gefürchtet.

Nicht der Wunschkandidat, aber…

Der Verein machte in der Presseaussendung kein Hehl daraus, dass man eigentlich mit Walter Hörmann verlängern wollte: „Trotz oftmaliger Versuche Walter Hörmann auch für die kommende Saison als Trainer des TSV zu gewinnen, ist dies dem Vorstand um Obmann Franz Grandits missglückt.“ Die Entscheidung pro Moriggl, der ja im Grunde genommen zu dem Verein passt, wie die Faust aufs Auge – kleiner Verein, kleines Budget – ist sicherlich auch eine finanzielle, aber keine dumme. Moriggl hat keine große Profierfahrung, aber einen Plan, sonst hätte er sich nicht so lange gehalten. Es ist eine mutige Entscheidung, aus dem Mief der ehemaligen National- oder Bundesligaspieler als Trainer auszubrechen. Ein guter Spieler ist noch lange kein guter Trainer und nur wegen eines prominenten Namens kann Hartberg wohl keine vierte Saison in der Ersten Liga anhängen. So viel Glück wie dieses Jahr, als man im Grunde schon weg war, wird es nicht geben. Für Andreas Moriggl sprechen die Erfolge als Trainer.

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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