Im Juli 2013 ist Josef „Pepi“ Schulz mit 61 Jahren viel zu früh verstorben. Der gebürtige Wiener erlag in seiner Wahlheimat, den Vereinigten Staaten,... Anekdote zum Sonntag (119) –  Einer zu viel

Im Juli 2013 ist Josef „Pepi“ Schulz mit 61 Jahren viel zu früh verstorben. Der gebürtige Wiener erlag in seiner Wahlheimat, den Vereinigten Staaten, einer Krebserkrankung. Schulz, ein großgewachsener Abwehrspieler, debütierte als 17-jähriger beim Wiener Sportclub. 

Später spielte er beim First Vienna FC neben Krankl, Starek und Pirkner. Sein wahres Talent lag jedoch auf der Bank und dem Bürosessel anstatt als Spieler auf dem Platz: Er coachte St. Pölten und managte Rapid – gerade als diese in den 80ern international aufzeigten – sowie die Vienna. Als Sportdirektor holte Schulz 1986 Weltmeister Mario Kempes nach Österreich. In den 90ern wanderte Schulz nach Florida aus und gründete in der Nähe von Miami eine Fußballakademie, die Schulz Soccer Academy. Der Doktor der Wirtschaftswissenschaften hatte auch ein Händchen für junge Kicker. So machte er aus dem 8-jährigen Sohn haitianischer Einwanderer einen Premier-League-Profi: Jozy Altidore ist heute der bekannteste Absolvent seiner Fußballschule. Später spielte der US-amerikanische Nationalspieler für Villareal, Alkmaar, Sunderland und Bursaspor. 2013 wurde Altidore zum „Fußballer des Jahres“ in den USA gewählt, aktuell steht er bei Toronto unter Vertrag. Bis zum Tod des Trainers hielten die beiden Kontakt.

Schulz stellte dem amerikanischen Jugendprogramm ein gutes Zeugnis aus. Stolz berichtete er von seinen Erfolgen: „Meine Akademie hat schon vier Jugend-Meisterschaften gewonnen – unter hundert Mannschaften.“, sagte er 2007. Schulz verlangte viel Disziplin und Einsatz von seinen Kickern, schaffte sich abseits des Feldes jedoch ein Vertrauensverhältnis mit vielen seiner Schützlinge. Die United States Adult Soccer Association erkannte seine Verdienste an und wählte ihn einmal zum „Trainer des Jahres.“ Heute führt die Akademie seine Arbeit fort, Head Coach ist im Moment der ehemalige GAK-Profi Roland Kollmann.

In den 80er-Jahren war Schulz einer der ersten Trainer der große Taktikboards benutzte um seinen Spielern zu erklären, welches Verhalten er im Match von ihnen erwartete. Er war ein grafischer Typ, der gerne mithilfe von Flipcharts – oder deren Vorläufern – die Aufstellung erläuterte. Einmal irrte sich „Pepi“ bei der Endbesprechung und malte unabsichtlich elf Feldspieler aufs Blatt. Ein besonders eifriger Kicker meldete sich: „Trainer! Da ist einer zu viel am Papier!“ Der Fußballer erwartete sich Sonderlob für seine Aufmerksamkeit, doch er wurde bitter enttäuscht. „Na, dann spielst du nicht! Dann passt‘s wieder!“, erwiderte Schulz wie aus der Pistole geschossen und strich den Kicker vom Blatt. Dem Spieler fielen die Mundwinkel nach unten. Hilfe wird eben nicht immer belohnt.

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag

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