Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft: Wer gerade oben ist, kann bald auch wieder unten sein. Gefeiert, geliebt, gehasst, geschasst – so geht es Spielern, Trainern, Managern. „Das sind die Mechanismen im Fußball.“, würden viele sagen und das stimmt so. Peter Pacult war einst böse, dass er für Rapid – Zitat – „nicht mehr gut genug war“ und saß einige Wochen später schon wieder im VIP-Klub gemütlich mit dem damaligen Präsidenten Edlinger zusammen. Alles halb so schlimm und schnell wieder vergessen.
Seinem Vorgänger – Meistermacher Pepi Hickersberger – ging es ähnlich. Hicke war 2005 nach dem Titel mit den Hütteldorfern ein gefragter Mann: Der ÖFB wollte ihn unbedingt als neuen Teamchef anstellen, der gebürtige Niederösterreicher spitzte auf die Heim-EM 2008 und sah auch die Chance sein angekratztes Image als „Färöer-Pepi“ reparieren zu können. Im Herbst begann das intensive Tauziehen um den Amstettner. Stickler und Edlinger konnten sich schließlich einigen und Rapid gab seinen Trainer – wenn auch ungern – frei. Nachdem Hans Krankl vorzeitig beurlaubt worden war, verkündete Stickler, dass Hickersberger ab 1. Jänner 2006 das Amt des ÖFB-Teamchefs offiziell übernehmen würde. Rapid war verärgert. Eigentlich hatten die Parteien vereinbart zunächst Stillschweigen zu bewahren, denn der Rekordmeister befand sich mitten in den Vorbereitungen für das CL-Gruppenspiel gegen Juventus Turin. Die Spieler waren geschockt: Der sanfte Fußballtrainer war für Rapidler wie Dober oder Hofmann eine Art Vaterfigur und hatte ihnen ein harmonisches Umfeld ermöglicht. Garics, Katzer oder Ivanschitz entwickelten sich unter ihm zu Bundesligaspielern, zudem ermöglichte der Ex-Mittelfeldspieler Kavlak oder Gartler erste Einsatzzeiten. Die Rapidler gingen in Folge 0:3 gegen die Norditaliener unter. Das war der Anfang vom Ende Hickersbergers bei Rapid.
Seine Ära endete schließlich am 10. Dezember 2005 mit einer Auswärtsniederlage gegen Salzburg. Die Heimfahrt im Bus verlief ruhig. Kaum einer sprach. Hicke selbst starrte in das Dunkel jenseits der Fenster. Rapid-Manager Stefan Ebner, der seinen Dienstwagen wie immer bei Auswärtsspielen im Westen vor der Raststation in Großram, zwischen Altlengbach und Pressbaum, geparkt hatte, wurde bis dorthin kutschiert um einen kürzeren Heimweg zu haben. Als der Bus hielt, verabschiedete sich Ebner von der Mannschaft und dem Staff. Als er bei Hicke angelangt war, verlangte er leicht angesäuert vom zukünftigen Ex-Trainer Diensthandy und Autoschlüssel. Pepi staunte nicht schlecht, damit hatte er nicht gerechnet. Das war nicht gerade die feine Art.
Stefan Ebner war lange einer der Schatten-Männer bei Rapid: Öffentlich trat der heute 47-jährige kaum in Erscheinung, in Wirklichkeit liefen jedoch zahlreiche Transfers über den gebürtigen Steirer. Als Sportstudent hatte sich Ebner mit Rapids Zukunft nach dem Konkurs beschäftigt und war so 1996 zum Rekordmeister gekommen. Sein erster Transfer war Kult-Stürmer René Wagner, den er von Boby Bünn in den Wiener Westen holte. Teilweise musste sich der Manager – wie Kollege Kuhn – aufgrund seiner Arbeitsweise harte Kritik gefallen lassen. Der damalige Rapid-Präsident Edlinger stellte sich jedoch immer wieder schützend vor Ebner und Kuhn, attestierte dem Sportmanager jedoch fehlende Innovation, die für den Posten des Sportdirektors notwendig sei. Stefan Ebners Wunsch ganz nach oben zu kommen, blieb ihm so verwehrt. Das Urgestein im wirtschaftlichen Bereich der Grün-Weißen spielt bis heute die zweite Geige: Aktuell ist er Direktor des Sportmanagements.
Für eine forsche Herangehensweise war der Steirer jedoch nicht bekannt. An diesem Dezemberabend vergaß Stefan seine guten Manieren: Er wiederholte die Aufforderung nach Handy und Autoschlüssel und hängte noch ein „Die brauchst eh beide nimmer!“ dran. Hicke holte Luft. Der Gipfel der Dreistigkeit sollte allerdings erst folgen: Ebner zischte: „Und die Trainingshose zieh‘ auch gleich aus, die gehört nämlich auch Rapid.“ Ob so viel Rücksichtslosigkeit war es totenstill im Bus. Sogar der Busfahrer starrte wie gebannt auf die beiden Protagonisten. Hickersberger schluckte. Ob er Stefan Ebner Handy, Schlüssel und Hose aushändigte und in der Untergatte zum Hanappi-Stadion zurückfuhr, ist allerdings nicht überliefert.
Marie Samstag, abseits.at
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