Ab 1999 trieb Komiker Hape Kerkeling in der TV-Sendung „Darüber lacht die Welt“ sein Unwesen: In verschiedenen Kostümierungen platzierte er seine Gags, die zum Gaudium des Publikums mit Kamera aufgezeichnet wurden. Nachdem der gebürtige Nordrhein-Westfale schon einen iranischen Schachgroßmeister, finnischen Sänger und sächsischen Eisverkäufer, der Angela Merkel am CDU-Parteitag einen Eisbecher „Copacabana“ servierte, dargestellt hatte, kam dem damaligen Produktionsleiter der SAT1-Sendung die nächste glorreiche Idee: „Wir verkleiden Hape als litauischen Fußballtrainer und präsentieren ihn auf einer Pressekonferenz.“ Opfer fanden sich allerdings keine: Als die Redaktion bei deutschen Bundesligisten anfragte, wollte keiner das Experiment wagen. Man fürchtete Unruhe. Irgendjemand stellte schließlich den Kontakt zu Klaus Augenthaler her. Der Ex-Weltmeister coachte damals den GAK. Produktionsleiter Jochen Köster und sein Team lachten sich ins Fäustchen. So konnten sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Einen Mordswitz machen und die „Ösis“ in die Pfanne hauen. Augenthaler informierte die Klubspitze und – zur Überraschung aller – war der damalige Klubpräsident Peter Svetits Feuer und Flamme für diese Idee. Er war erklärter Kerkeling-Fan und erhoffte sich so mediale Aufmerksamkeit für seine „Roten“. Svetits wollte die „Bombe“ kurz vorm Stadtderby zünden.
Die deutschen TV-Leute fanden sich also bald in einer Grazer Wirtsstube wieder und sahen ihre Klischees vom biederen, holzgeschnitzten „Ösi-Fußball“ als bestätigt an. Die hiesigen Sportjournalisten saßen leger gekleidet vor Tassen und Gläsern und waren gespannt was Svetits, Augenthaler und der seltsame Dritte im Bunde zu verkünden hatten. Hape – mit Schnauzer und Vokuhila – hatte neben seiner vermeintlichen Gattin, einer toughen Amateurschauspielerin, Platz genommen. Das Spektakel begann: „Auge“ gab seinen Rücktritt wegen eines Top-Angebots aus Frankreich bekannt. Den Namen des Vereins dürfe er erst in den nächsten Tagen nennen, behauptete der Bayer glaubwürdig. Dann folgte Kerkelings Auftritt als Albertas Klimawiszys: Auf die Frage, ob der schnelle Austausch des Trainers keine negativen Auswirkungen auf die Mannschaft haben könnte, antwortete der falsche „Fuffzga“ mit einem (angeblichen) litauischen Sprichwort: „Wenn der Hahn getotet [sic!] ist, dann kann Henne trotzdem immer noch Eier legen. Damit ist eigentlich alles gesagt.“ Die Herren Reporter verstanden nur Bahnhof. Es ging weiter: Kerkeling unterstellte dem glücklosen Stürmerstar Igor Pamic zwar ein schnelles Auto, aber langsame Füße zu haben. Außerdem setzte er den „Zapfenschluss“ (sic!) für die Spieler mit 22 Uhr fest. Erste seltsame Blicke der anwesenden Journaille erntete der Humorist allerdings erst, als er sich erstaunt darüberzeigte, dass es hier – im Gegensatz zu seiner Heimat – Warmwasserduschen gäbe, die sogar ohne Münzeinwurf funktionieren würden. Abgerundet wurde die Pressekonferenz mit einem von Kerkeling intonierten „Volkslied“, Svetits und Augenthaler mussten schmunzeln. Als Frau Klimawiszys schließlich die russische Hymne anstimmte, konnte sich der Star der Sendung allerdings selbst kaum mehr halten.
Beim folgenden Training waren die GAK-Spieler auch von den Socken, als man ihnen ihren neuen Übungsleiter vorstellte. „Ist das ernstgemeint?!“, fragte einer, als Kerkeling eine kreative Laufübung erklärte. Dann wurde es den Kickern aber zu bunt. Nachdem der Neo-Trainer die „Kosmonauten-Übung“ angekündigt hatte, verließen sie fast geschlossen den Platz. Einzig die Presse hatte es noch immer nicht überrissen. Svetits schritt ein und erklärte es einem als Fritz titulierten Sportjournalisten, der besonders viele Fragen gestellt hatte. Kerkeling wieherte. Fritz musste mit dem Handy in der Redaktion anrufen: „Na, was soll ich machen. Es lacht a jeder da. I bin der söbe Trottel wie alle anderen!“
Marie Samstag, abseits.at
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