Anekdote zum Sonntag (139) – So ein Ungustl, der Herr Starek!
Sonstiges 5.August.2018 Marie Samstag 0
Bereits mehrmals standen Gustl Starek und seine Häferlnatur im Fokus dieser Anekdotenserie. Ob der Stürmer kurz seine Hosen lüftete oder so ballverliebt war, dass er selbst als halber Sportinvalide nicht von der Kugel lassen konnte – Starek war einer, den man nicht so schnell vergisst. Der Simmeringer kickte gut und war eine einzige Show.
Heute ist ihm sein aggressives Verhalten peinlich: „Rückblickend mit meinem heutigen Wissen hätte ich vieles anders gemacht. Ich habe so viele Ausreißer gehabt, dass ich sie gar nicht alle aufzählen kann.“ Kult ist der „schwarze Gustl“ aber erst durch seine legendären Storys geworden. Eine dieser Anekdoten spielt um 1972: Damals war der Stürmer gerade von Nürnberg zum LASK gekommen. Nach dem Meisterschaftsgewinn mit den Bayern hatte sich Starek zu Beginn der Saison 1969/70 das Kreuzband gerissen. Damals ahnte er noch nicht, dass er nie wieder auf Top-Niveau kicken würde. Seine Wanderjahre begannen und es ging zurück zu Rapid, Nürnberg und schließlich zum LASK. Als ein Match gegen seinen Ex-Klub anstand, fuhr Gustl privat nach Wien, wo immer noch sein Lebensmittelpunkt war. Rapid war einst – nach seinem Heimatverein, dem 1. Simmeringer SC – seine zweite Station gewesen. Obwohl er schon beim violetten Stadtrivalen der Hütteldorfer mittrainert hatte, wechselte er schließlich doch in den Wiener Westen und das war auch gut so: „Vom Charakter und der Spielweise habe ich eher zu Rapid gepasst.“ Starek, der 1967 mit den Grün-Weißen Meister geworden war, traf sich knapp vor dem Match mit seinem ehemaligen Rapidkollegen Walter Skocik, der jetzt für SSW Innsbruck spielte, und Laskler Walter Gebhardt beim Rapid-Wirten zum Mittagessen. Es entwickelte sich ein launiges Gespräch in dessen Laufe Skocik eine Idee kam: Er forderte Starek zu einer Wette heraus: Wetten, dass du die kommende Partie nicht zu Ende spielst? Starek grinste. Rote Karten und Geldstrafen wurden längst in einem Atemzug mit seinem Namen genannt. Aber – da er immer gewinnen wollte – ob beim Fußball, beim Tennis oder beim Kartenspielen, hielt er dagegen. Einsatz: Fünf Seidl Bier und ein Paar Frankfurter pro Person.
Gustl Starek war klar, dass er sich heute zusammenreißen musste: Keine rüden Fouls, kein Herumstänkern, keine Diskussionen mit dem Schiri. Er atmete tief durch. Doch das notwendige Glück sollte nicht auf seiner Seite sein. Der Aufgang von den Kabinen zum Spielfeld der alten Pfarrwiese war eng, dunkel und rutschig. Nach hitzigen Partien kam es hier nicht selten zu Raufereien und Stoßereien, hie und da bekam der Unparteiische im Halbdunkel von einem unzufriedenen Kicker eins übergebraten. Als die Mannschaften in Richtung Feld stapften, hatte Starek jedoch einfach Pech: Sein Hintermann rutsche aus und rempelte ihn an. Starek, der ganz vorne ging, fiel so gegen den Schiri. Dieser glaubte nicht an Zufall: „Sie schon wieder, Herr Starek. Ich werde sie heute im Auge behalten.“, drohte der Mann mit der Pfeife. Der Stürmer beteuerte seine Unschuld, doch der Schiedsrichter winkte nur ab. Gustls Charakter war bekannt. Keine dreißig Minuten waren schließlich gespielt, da enterte der Angreifer einen Zweikampf mit einem Rapidler. Sein Gegner ging mit einem Schrei zu Boden und krümmte sich. Der Schiedsrichter zögerte keine Sekunde und zeigte dem schuldlosen Starek die rote Karte. Es war wie verhext. Mit weit aufgerissenen Augen versuchte der verzweifelte Starek dem Schiedsrichter klarzumachen, dass er seinen Gegner nicht einmal berührt hätte – vergeblich. Er musste frühzeitig duschen gehen. Laut schimpfend ging er wieder in die Kabine und ließ sich unter der Dusche kaltes Wasser über den Kopf laufen. Kurze Zeit später saß der „Ungustl“ wider Willen beim Rapidwirten und orderte fünf große Biere und drei Paar Würstel.
Marie Samstag, abseits.at
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