„Bitte, sagen Sie doch nicht immer „Herr Sohn“ zu meinem Buam! Das ist doch ein Trottl!“, befand Edmund „Mundl“ Sackbauer treffend. Trottl, Depp, Deppater,... Anekdote zum Sonntag (142) – Deppater!

„Bitte, sagen Sie doch nicht immer „Herr Sohn“ zu meinem Buam! Das ist doch ein Trottl!“, befand Edmund „Mundl“ Sackbauer treffend. Trottl, Depp, Deppater, Nudlaug sind Begriffe, bei deren Gebrauch der „echte Wiener“ Mitte der 70er Rest-Österreich den Spiegel vorhielt. Die Sackbauers wurden zum Klischeebild der Wiener Bevölkerung. Natürlich sind Obszönitäten keine alleinige Angelegenheit der Bewohner der Bundeshauptstadt, in dieser Geschichte spielt jedoch der Wiener Slang eines bekannten Fußballers die Hauptrolle:

Alfred Körner – seit 14.2.1926 ein echter Wiener – spielte seit seinem 16. Lebensjahr für Rapid und feierte sieben Meistertitel mit den Grün-Weißen. Heute ist Körner II eine der letzten Altlegenden des Rekordmeisters und oft konsultierter Gesprächspartner, wenn es um die österreichische Fußballhistorie geht. 1954 spielten Fredi und sein Bruder Robert bei der legendären Endrunde in der Schweiz. Fußballreisen standen in den 40ern und 50ern sowieso oft auf dem Programm: Man absolvierte zahlreiche internationale Turnieren sowie die legendären Tourneen zur Sommer- und Weihnachtszeit. Heute sind diese Momente zu tollen Erinnerungen geworden, unglaublich, dass Rapid Wien 1953 Englands Edelklub Arsenalmit 6:1 abfertigte.

Die Reise mit der Mannschaft machten zwar Spaß, der Abschied von der Familie für mehrere Wochen schmerzte aber doch. Alfred war zwar jünger als Bruder Robert, der schlaksig die rechte Seite auf und ablief, betätigte sich jedoch gern als „Papa“ der Mannschaftskameraden. Fredi hatte es einfach in sich: Er war der Mentor vieler Jungspunde, denen er nicht nur am Feld Tipps gab. Eine der Lebensweisheiten des Junggesellen Körner lautete: „Heirats jo net, Burschen!“. Warum Alfred Körner ausgerechnet alleinstehend bleiben wollte und diesen Lebensstil so propagierte, ist nicht so recht bekannt. Die meisten Kicker schrieben die gutgemeinte Warnung jedoch in den Rauchfang. Kaum ein Monat verging indem die Rapidler nicht geschlossen zur Hochzeit eines Mitspielers gingen. Irgendwann erwischte es Körner selbst: Heillos verliebt machte auch er seiner Angebeteten einen Heiratsantrag. Einer feschen Ottakringerin sollte er an einem frühlingshaften Sonntag in der Breitenseer Kirche den Ring an den Finger stecken. Fredi war überglücklich. 3500 Leute – Eingeladene und Zaungäste – pilgerten zu diesem Event. Es war eine bewegende Zeremonie, die traditionell ablief. Naja, fast. Die Mitspieler hatten sich einen Gag ausgedacht: Als das frischgebackene Ehepaar Körner zur Tür hinausschritt, gab es keine Beglückwünschungen mit Reis oder etwa ein Blumenspalier. Nein, Pesser, Binder, Merkel und Co hatten anderes im Sinn: Durch die Kirche und auf dem Vorplatz schalte es lauthals „Deppater, Deppater!“ Glucksend stimmte ein Teil der Schaulustigen mit ein und schließlich lachten alle. Die Ehe der Körners blieb übrigens eine glückliche. Ganz so depatt war diese Hochzeit also nicht.

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag

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