Dass Hansi Pirkner ein Schmähbruder vor dem Herrn war, wurde in dieser Serie schon einmal erzählt. In der Austria-Mannschaft der 70er gab es kaum... Anekdote zum Sonntag (199) – Nicht verkehrstauglich

Dass Hansi Pirkner ein Schmähbruder vor dem Herrn war, wurde in dieser Serie schon einmal erzählt. In der Austria-Mannschaft der 70er gab es kaum einen Spieler, den Pirkner noch nicht aufs Korn genommen hatte. In der heutigen Anekdote wird der Torschützenkönig von 1975/76 aber selbst das Opfer eines „practical jokes“ von keinem Geringeren als Robert Sara, Pirkners langjährigem Teamkollegen. Fast 20 Jahre lang galt Sara als verlässlicher Rechtsverteidiger des FAK, außerhalb des Platzes spielte er sich dagegen nicht oft in den Vordergrund. Zwar war auch „Robschi“ kein Kind von Traurigkeit, die Till-Eulenspiegel-Aktionen eines gewissen Hansi P. gehörten aber nicht zu seinem Metier. Einmal jedoch sah Robert seine Chance, den Spieß umzudrehen und Pirkner vorzuführen, allerdings gekommen:

Sara arbeitete – neben dem Fußball – zehn Jahre lang für die Peugeot-Niederlassung in Österreich. Chef der Wiener Generalvertretung war Austria-Boss Joschi Walter, der sein Handwerk sowohl im Autohaus als auch in der Geschäftsstelle der Veilchen mehr als verstand: Walter stattete nicht nur die FAK‑Spieler, sondern auch die Kicker des Erzrivalen mit den Fahrzeugen des französischen Autoherstellers aus. Außerdem konnte er Schauspieler Ossy Kollmann als Werbefigur gewinnen und schaltete erfolgreich Verkaufsanzeigen in der Tageszeitung Kurier. Peugeot galt in den 60er- und 70er-Jahren als der erschwinglichere Mercedes und war bei den Österreicher:innen sehr beliebt.

Hansi Pirkner nannte Mitte der 70er-Jahre einen Peugeot 604 sein Eigen. Jener Wagen, der dem DDR-Chef Erich Honecker und dem französischen Präsidenten Giscard d’Estaing als repräsentative Limousine diente, wurde auch vom Stürmer voller Stolz durch Wien gesteuert. Eines Tages brachte Pirkner das Auto, das er wie seinen Augapfel hütete, zum Service in die Werkstätte der Peugeot-Hauptniederlassung in der Wiener Brigittenau. Sein Freund und Kollege Sara bekam davon Wind und hatte augenblicklich eine Idee: Ein Teufelchen tanzte in seinen Augen als er sich den Schlüssel aus der Werkstatt holte, Pirkners Auto aufschloss, die beiden Vordersitze aufschraubte und herausnahm um sie anschließend verkehrt wiedereinzusetzen. Der 55-fache ÖFB-Teamspieler zog die Schrauben besonders fest, verschloss den Wagen wieder und legte den Schlüssel zurück.

In freudiger Erwartung betrat Sara am nächsten Tag seinen Arbeitsplatz. Der violette Kapitän zitterte vor Spannung, als er beobachtete, wie sein Kollege zur Auto-Abholung kam, die Rechnung bezahlte und sich die Fahrzeugschlüssel aushändigen ließ. Als er zusah, wie Pirkner endlich die Tür aufschloss, um einzusteigen und dabei die Bescherung erkannte, musste Sara schließlich laut loslachen. Prustend wies er Hansi daraufhin, dass ihm wohl jemand einen blöden Streich gespielt hatte. Pirkner erwiderte prompt, er wisse auch genau, wer der Übeltäter sei. Während Sara noch immer kicherte, fragte der Stürmer einen der umherstehenden Mechaniker, ob ihm dieser die Autositze wieder richtig einsetzen könne. Doch Sara hatte vorab seinen Kollegen mitgeteilt, sie mögen Pirkner erzählen, dass sie leider keine Zeit hätten. Sämtliche KFZ-Schrauber winkten daher ab. Pirkner stand wie ein begossener Pudel da. Letztendlich forderte er seinen Freund auf, den Schaden selbst wiedergutzumachen: Er habe schließlich noch Termine und müsse mit dem Auto fahren. Saras Konter: „Kauf dir ein Bierkistl und fahr heim!“ Abermals tönte lautes Lachen aus der Werkstätte, die Belegschaft machte sich einen Karl mit Pirkner.

Der Austria-Angreifer erlebte für einige Minuten, wie es war das Opfer eines Streiches zu werden – eine Rolle, die ihm bisher gänzlich unbekannt war. Irgendwann hatte ein Peugeot-Angestellter Erbarmen und machte die Verpfuschung rückgängig. Pirkner – der übrigens gelernter KFZ-Mechaniker war – seufzte erleichtert auf. In einem wieder verkehrstauglichen Peugeot rauschte er ab, fest überzeugt beim nächsten Streich nicht der Depp, sondern diesmal der Lachende zu sein.

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag

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