Ernst Happel ist Dauergast dieser schon über 200 Folgen andauernden Artikelserie. Heute tritt der grün-weiße Fast-Weltmeistertrainer – zum zweiten Mal – gemeinsam mit Kurt... Anekdote zum Sonntag (206) – Die Geschichte vom „Suppenkurt“

Ernst Happel ist Dauergast dieser schon über 200 Folgen andauernden Artikelserie. Heute tritt der grün-weiße Fast-Weltmeistertrainer – zum zweiten Mal – gemeinsam mit Kurt Garger auf. Garger, der 1960 im Südburgenland zur Welt kam, ist – was heimische Titel anbelangt – einer der erfolgreichsten österreichischen Fußballer: Mit drei verschiedenen Klubs wurde er sieben Mal Meister und holte mit Rapid und dem FC Tirol zudem jeweils den Cup. Mit den Grün-Weißen und mit Salzburg stand er sogar in einem europäischen Finale. Kurt machte sich als harter Verteidiger einen Namen, über seine Spielweise sagt er jetzt: „Bei meiner Gangart blieben einige auf der Strecke. Heute würde das kein Schiedsrichter auf der Welt mehr zulassen; so eine Härte gibt es nicht mehr.“ Später betätigte sich der Defensivspieler, der einmal für das ÖFB-Team aufgelaufen war, als Trainer und werkte u.a. in Gerasdorf, Frankfurt und sogar in der chinesischen Provinz Yunnan. Gemeinhin gilt Garger als Rapidlegende und äußerte sich immer wieder kritisch zur Entwicklung der Hütteldorfer.

Als Profi verließ Garger 1988 die Grün-Weißen um zum finanzkräftigen FC Tirol zu wechseln; Sponsor  Swarovski hatte eine Saison zuvor Ernst Happel vom regnerischen Hamburg ins „heilige Land“ geholt um die Wiener Fußballvormacht zu brechen. Für Garger war es eine besondere Ehre mit dem ehemaligen Bondscoach zusammenzuarbeiten. Mit Happels forscher Begrüßung hatte der burgenländische Defensivspieler aber nicht gerechnet: Der Wiener sagte zu ihm salopp „Servas! Kannst Karten spielen?“ Garger musste schlucken, erfing sich aber rasch. Spitzbübisch konterte er: „Was heißt ‚kannst‘?! Ich hab’s sogar erfunden!“ Ab diesem Zeitpunkt nahm der fast 28-jährige nach jedem gemeinsamen Essen in der Kasernierung am Trainertisch Platz, denn sofort nachdem die Mahlzeiten beendet waren, wollte „Aschyl“ einen gepflegten Bauernschnapser spielen. Bis auf eine Partie im malaysischen Trainingslager sollte sich Kurt auch immer tapfer schlagen, dennoch erinnerte er sich, dass dieses enge Verhältnis zu seinem Chef sein Standing in der Tiroler Mannschaft nicht verbesserte: „Das war nicht gerade hilfreich.“

Einmal war diese gute Beziehung zu Happel jedoch für einen Moment vergessen, wie folgende Anekdote berichtet: Die Tiroler kehrten vor einem Auswärtsspiel in Wien zum Mittagessen in der Autobahnraststätte Großram ein und Garger, der vor einem Match gerne etwas Leichtes zu sich nahm, bestellte, nachdem die Vorspeisen-Suppenteller abserviert wurden, eine zweite Portion nach. Für Garger, der Suppen liebte, ein Ritual. Aschyl“ bekam die Szene jedoch mit und nahm Kurt beiseite: „Was ist mit dir, Garger, wieso isst du zwei Suppen?“ Der Verteidiger beteuerte, dass er Suppen eben möge und sein Pre-Match-Meal ihm Glück zu bringen schien. Happel hob seine buschigen Augenbrauen und teilte Garger mit, dass er als Führungsspieler mit gutem Beispiel voranzugehen habe und – wie alle anderen auch – nach der Suppe, die vom Trainerstab vorbestellte Hauptspeise zu essen habe. Garger bestand jedoch auf seiner Bestellung und Happel ließ ihn vorerst gewähren.

Eigentlich war es keine große Sache, doch letztendlich veranlasste es Trainer Happel den Ex-Rapidler beim anschließenden Auswärtsspiel tatsächlich auf der Bank zu lassen. Zwar konnte Kurt Garger irgendwann über die Suppen-Story lachen, damals wähnte er sich aber im falschen Film. Ob es für Happel nur um Disziplin ging oder, ob er der Meinung war, Kurt Garger könne mit „reiner Flüssignahrung“ am Platz nicht Vollgas geben, wird ein Geheimnis bleiben. Ob der „Suppenkurt“ auch heute noch gern zu dieser Art von Speisen greift, ist nicht sicher: Jedenfalls kann man Kurt Garger ab und an bei Heurigen in der Oberlaaer Gegend über den Weg laufen. Wohl bekomms!

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag