Falco sagte einmal, wenn er aufgefordert werde, deutschen Reportern den Wiener Schmäh zu erklären: Es sei ganz einfach: „Entweder man hat ihn oder man hat ihn nicht.“ Einer, der den Schmäh hatte und davon profitierte, war Johann „Buffy“ Ettmayer: Als schwergewichtiger Offensivspieler mit Pferdeschuss ballerte sich der gebürtige Wiener in die Herzen der VfB-Fans. Nachdem er seine Karriere beendet hatte, war Ettmayers humoristisch dargebrachte Meinung Grund genug ihn öfters ins Fernsehen einzuladen. Angesprochen auf die Qualität des DFB-Teams von vor über 15 Jahren meinte „Buffy“ z.B., wenn ein Kicker aus fünf Metern einen stehenden Bus träfe, sei er heute schon deutscher Nationalspieler. Wenn er den Buschauffeur durch die offene Tür träfe, dann wechsle er nach England. Wie in seiner Spielerzeit erntete der Offensivspieler dafür Lachsalven.
Als Kicker begegnete der 85 kg schwere und 1,72 m große Sportler den ständigen Sprüchen über sein Gewicht ebenfalls mit Schmäh; etwas anderes blieb ihm schließlich nicht über. Erste sportliche Erfolge feierte der gebürtige Wiener bei Wacker Innsbruck, wo er Meister und Cupsieger wurde. 1971 wechselte er zum VfB Stuttgart, wo Trainer Albert Sing stetig Kritik an seiner Figur äußerte. Der Mann mit dem 68cm Oberschenkelumfang ließ sich jedoch nicht beirren, wurde zum Fanliebling und avancierte sogar zum Kapitän der Schwaben. Trotzdem blieb „Buffy“ nicht unumstritten; auch beim HSV liebten und hassten sie den trickreichen Österreicher. Ihm selbst war das egal: „Spiel‘ ich gut, dann hab ich abgenommen. Spiel‘ ich schlecht, dann hab ich zugenommen.“ 1983 beendete der Spieler seine Karriere und wurde Trainer bei einem Landesligisten. Ettmayer, der in der Nähe von Stuttgart lebte, starb kurz vor seinem 77. Geburtstag.
Seinen Spitznamen „Buffy“ – „Blader“ im ungarischen Dialekt – verlieh ihm Nationaltrainer Šťastný. Auch der damalige Teamchef beabsichtigte mit dieser „Taufe“ den Ex-Innsbrucker daran zu erinnern, etwas mehr auf seine Ernährung zu achten. Ettmayers Lieblingsessen war schließlich ein Ziegelstein großes Steak, das unter einem Berg Sauce Béarnaise begraben war. Der von ihm dazu gewünschte gemischte Salat war bei so einer Kalorienbombe nur mehr Makulatur.
Bei einem Teamlehrgang in den 70er-Jahren wollte „Buffy“ ein Zeichen setzen und erklärte seinem Coach: „Trainer, ich streich‘ das Abendessen und geh’ stattdessen spazieren.“ Šťastný stimmte erfreut zu. Hatten seine mahnenden Worte auf Ettmayer etwa doch Eindruck gemacht? Doch nachdem einige Tage vergangen waren, hegte der listige Slowake Zweifel an der Abendbeschäftigung des Legionärs: Schließlich machte „Buffy“ nicht gerade den Eindruck Kalorien verbraucht zu haben, wenn er das Teamhotel nach seinem „Spaziergang“ wieder betrat. Eines Abends schickte sich der Teamchef daher an seinen Spieler zu verfolgen und musste mit Entsetzten feststellen, dass „Buffys“ Ziel nicht entweder ein malerischer Waldweg, sondern die ortseigene Konditorei war.
Dort angekommen machte es sich der Liebhaber von Mehlspeisen – sein Favorit: Punschkrapfen – gemütlich und orderte Indianer mit Schlag, Cremeschnitte und Co. Šťastný wusste, dass er einen Schmähbruder wie Ettmayer nur mit seinen eigenen Waffen schlagen konnte und weil auch Šťastný – wie bereits oft berichtet – nicht gerade unkreativ war, ersann er eine List: Am nächsten Abend enterte der Teamchef kurz vor dem Eintreffen seinen Spielers die Café-Konditorei und redete mit Engelszungen auf die dortige Serviererin ein. Sie ließ sich schließlich erweichen und erlaubte dem „weißen Riese“ seinen abtrünnigen Kicker zu „bedienen“. Nachdem „Buffy“ bestellt hatte, schnappte sich Šťastný das Tablett mit der hausgebackenen Köstlichkeit und brachte es an Ettmayers Tisch. „Buffy“ erschrak furchtbar, als er in das Gesicht seines Trainers blickte. Šťastný dagegen grinste. Kleinlaut stellte der Offensivspieler daraufhin seine „Tortendiät“ sowie seine nächtlichen „Spaziergänge“ zumindest in diesem Trainingslager ein. Šťastný hatte gewonnen.
Leider sollte Ettmayer seine „Sucht“ nach Süßigkeiten später mit drei Bypässen und einer Diabeteserkrankung bezahlen. Trotzdem blieb „Buffy“ bis zum Schluss ein sonniges Gemüt. Seine Lebensphilosophie brachte er folgendermaßen auf den Punkt: „Ihr Deutschen seid geboren, um zu arbeiten. Wir Österreicher sind geboren, um zu leben.“
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Marie Samstag
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