In der heutigen Ausgabe soll keine knappe Anekdote aus der Fußballwelt, sondern eine Auswahl rein sprachlicher Kuriositäten serviert werden. „Fußball ist auch Unterhaltung!“, verteidigte sich schon Ex‑Rapid-Präsident Michael Krammer, als er in einer Talkrunde wiederholt den „Seit-Jahren-titellos-Sermon“ über sich ergehen lassen musste. Legendäre Fußball-Zitate muss man nicht mit der Lupe suchen: So kennt wohl jede:r George Bests Sager von den schlimmsten 20 Minuten seines Lebens (jene, während denen er Frauen und Alkohol abgeschworen hatte) oder weiß, dass Maradona 1986 sein Pratzerl zur „Hand Gottes“ verklärte. Mit Fußballzitaten aus dem deutschsprachigen Raum („Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien.“, Andy Möller) kann man ebenfalls Bücher füllen – und das ist auch bereits geschehen. Österreichs Kicker – wie Peter Pacult mit seinem Versprecher von der „Obduktion“ oder Hans Krankl: „Wir müssen gewinnen – alles andere ist primär!“ – leisteten ihren Beitrag. Für sarkastisch-treffende Sager verleiht die Deutsche Akademie für Fußballkultur jährlich den mit 5.000 € dotierten Preis für den Fußballspruch des Jahres. Sebastian Prödl, der ein Auswärtsspiel bei Bayern mit einem Zahnarztbesuch verglich: „Muss jeder mal hin. Kann ziemlich wehtun. Kann aber auch glimpflich ausgehen.“, wurde 2015 ausgezeichnet.
Heute wollen wir aber Sprüche in den Mittelpunkt rücken, die nicht jede:r österreichische Fußballkonsument:in kennt. Zitate, die vielleicht überraschen und nicht zum üblichen Standard‑Repertoire der lustigen Fußball(er)aussagen gehören. Hier der erste Teil unsres linguistischen Potpourris:
Um den milliardenstarken Unternehmer, Mäzen und Ex-Politiker Frank Stronach drehte sich schon manche Anekdote dieser Serie. Meist kam der Austro-Kanadier darin nicht allzu gut weg; schlicht und einfach, weil Stronach wohl irgendwann der Realität abhandenkam und seitdem in seiner eigenen (goldenen) Welt lebt. Als der gebürtige Steirer Austria Wien zu sponsern begann, waren seine Vorstellung von der Weiterentwicklung des nationalen Fußballes unrealistisch hoch zehn, umso erstaunlicher ist es da, dass sich der damals 73-jährige bei seinem Abschied als FAK-Präsident einer pragmatischen Poesie bediente: „Je höher der Affe den Baum raufklettert, desto besser sieht man seinen Arsch.“, brachte der Magna-Chef sein Engagement fast schon philosophisch auf den Punkt. Es war nicht der erste Tiervergleich seiner Amtszeit, aber wohl der Treffendste: Schließlich hatte Stronach anlässlich seines Einstiegs als Hauptsponsor verkündet, er wolle mit den Adlern kreisen und nicht mit den Hühnern picken.
Stronachs Landsmann Walter „Schoko“ Schachner hat neben einer langen und großen Spielerkarriere später auch erfolgreich als Trainer gearbeitet. Man erinnere sich an die „Schoko“-Tabelle, den Meistertitel mit dem GAK oder den Wundersieg an der Anfield Road. Doch der Durchbruch zu einer internationalen Karriere als Coach gelang Schachner bei 1860 München nicht, stattdessen führte sein Weg wieder zurück in die Heimat. 2012 arbeitete der gebürtige Leobener zuletzt beim LASK. Heute meint er, die Anfragen nach seinem Ende bei den Oberösterreichern hätten seinen Erwartungen nicht entsprochen: „Es gab keine Angebote von Mannschaften, bei denen ich etwas bewegen hätte können. Ich war ja früher erfolgreich und wollte wieder aufsteigen oder um die Meisterschaft mitspielen. Heute bin ich Pensionist.“, erzählte der Ex-Austrianer vor rund einem Jahr. Als Trainer leistete „Schoko“ auch einen Beitrag zur fortlaufenden deutschsprachigen Fußballspruchsammlung: So machte er während seiner Zeit als Übungsleiter glaubhaft, dass Zählen wohl nicht zu seinen Stärken gehört: „Schau’n Sie, es gibt drei Wörter, hab‘ ich vor der Rückrunde gesagt: ‚Wir wollen, wir können, aber müssen nicht.‘“
Der langjährige ORF-Reporter Gerald Saubach ist vielen bekannt, weil er einst den Rücktritt von Sturms Trainerlegende Ivica Osim live aufzeichnete. Jahrzehnte später musste sich „Gerry“ beim Post-Match-Interview vom damaligen RB Salzburg-Coach Huub Stevens anhören, er habe wohl „Haare in den Augen“, weil Saubach kritisch nachgefragt hatte, wieso Roman Wallner im Spiel lange abgemeldet war. Der ORF-Angestellte konterte der Anspielung auf seine Halbglatze letztendlich kokett, indem er dem Hauptsponsor der Mozartstädter viel Glück wünschte – damit war aber nicht etwa Stevens Elf, sondern jenes Team des Brausefabrikanten, das damals gerade Weltmeister im Im-Kreis-Fahren geworden war, gemeint. Einmal bewies der schlagfertige Journalist jedoch weniger „Treffsicherheit“, als er sich zu einem nichtssagenden Pleonasmus hinreißen ließ. O-Ton Saubach: „Eins zeigt die Statistik ganz deutlich: Wenn Tirol kein Tor erzielt, haben sie immer entweder unentschieden gespielt oder verloren.“ Sehr schlau!
Einer, der immer spricht wie ihm die Gosch’n gewachsen ist, ist Didi Kühbauer. Der gebürtige Mattersburger und Erz-Rapidler keppelte und diskutierte am Platz so heftig, dass er am Ende seiner aktiven Zeit 100 gelbe Karten zu Buche stehen hatte. Unumwunden gab Didi als pensionierter Sportler zu, ein „Häferl“ zu sein; gleichzeitig erwies er sich als Kritiker des männerdominierten Fußballgeschäfts. So erklärte Kühbauer als Admira II-Trainer öffentlich, dass „seine“ Burschen mit jedem Problem zu ihm kommen konnten. So sensibel ging „Don Didi“ in seiner Kritik aber nicht immer mit anderen um: Beispielsweise konstatierte er Hickersberger anlässlich seines Sagers von den „Richtigen“, die er in den EM-Kader 2008 einberufen hatte, einen erhöhten Promille-Wert. Scharfe Worte richtete der 55-fache Nationalspieler auch gegen Stefan Maierhofer, als sich dieser nach dem gewonnenen Meistertitel mit Rapid zierte einen Folgevertrag zu unterschreiben. Und auch ein gewisser Marko Arnautović bekam einst sein Fett weg. Wie Peter Pacult, der – von Floridsdorfer zu Floridsdorfer – bis heute einer der letzten Kritiker des nunmehrigen Rekord-ÖFB-Kickers ist, fand der ehemalige Spanien-Legionär klare Worte, um die oft unmotivierten Leistungen des damaligen Talents zu beanstanden: „Wenn er sein Potential original nur beim Einkaufen abruft, ist das zu wenig.“, knallte er dem Kreativspieler vor den Latz.
Weitere Sager aus der verwunschenen „Bundesliga-Spruchkammer“ gibt’s nächste Woche an gleicher Stelle. Bis dahin bitte nicht „den Sand in den Kopf stecken“ – rät zumindest Lothar Matthäus.
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Marie Samstag
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