Rudolf „Cäsar“ Sabetzer ist heute oft nur mehr als Entdecker von Herbert Prohaska bekannt. Dabei netzte der 1934 Geborene über 100-mal in der österreichischen... Anekdote zum Sonntag (228) – …Schweigen ist Gold?

Rudolf „Cäsar“ Sabetzer ist heute oft nur mehr als Entdecker von Herbert Prohaska bekannt. Dabei netzte der 1934 Geborene über 100-mal in der österreichischen Liga und wurde 1965 Double-Sieger mit dem LASK. Mit dem ersten Titelgewinn eines Nicht-Wiener-Klubs schrieb Sabetzer, der im Übrigen als Kapitän der Linzer fungierte, Bundesligageschichte.

Nachdem er seine Karriere unterklassig in Kärnten beendet hatte, arbeitete „Cäsar“ als Finanzbeamter in Wien und betreute u.a. Ostbahn XI, die zweite Vereinsstation des späteren österreichischen Jahrhundertfußballers. Sabetzers Spitzname kam nicht von ungefähr: Er war für sein hartes Training bekannt und duldete keine Widerworte. Insbesondere dem jungen Prohaska, der – typisch für einen Hochbegabten – ab und an dem inneren Schweinehund nachgab, las „Cäsar“ oft die Leviten. Intern sprach der Ex-Fußballer jedoch in höchsten Tönen von seinem Protegé und behauptete, noch nie ein so großes Talent gesehen zu haben. Später lüftete Sabetzer auch Prohaskas „haarigstes“ Geheimnis: „Seine ersten Prämien hat der ‚Schneckerl‘ alle zum Friseur getragen. Er wollte immer glatte Haare. Aber da hat ihm kein Friseur helfen können.“, erzählte „Cäsar“ grinsend. Tatsächlich hatte Prohaska, der der Mode der 70er-Jahre entsprechend von schulterlangem Haar träumte, versucht, seine Locken beim Friseur glätten zu lassen. Jene Beize, die der Haarmeister einmal jedoch anrührte, verätzte dem violetten Mittelfeldzauberer die Kopfhaut. Als ihm das Blut die Stirn herabtropfte wurde dem gebürtigen Simmeringer klar, dass er sich wohl mit seiner Lockenpracht abfinden musste. Also wuchsen die Haare in die Breite und der „Berti“ aus der Hasenleiten – wie Prohaska damals gerufen wurde – kam zu seinem Spitznamen „Schneckerl“.

Eva Glawischnig versuchte jahrelang als grüne Politikerin die Republik zu erschüttern. Privat ist sie seit 2005 mit Volker Piesczek, einem ehemaligen Fußballprofi, der es auf eine Saison in der österreichischen Bundesliga gebracht hat, verheiratet. Auf das ehemalige Tätigkeitsfeld ihres Mannes wurde die Politikerin während ihrer aktiven Zeit als Person des öffentlichen Lebens immer wieder angesprochen: Anlässlich der EM 2008 meinte die heutige Unternehmerin, Fußball zeige, wie ein Miteinander funktioniere. Während der WM in Russland äußerte sie Bedauern darüber, dass weder die emotionalen Italiener noch die Niederlande vertreten seien. Mit ihrem Wechsel in die hochrangige Position eines Glücksspielkonzerns machte sich die gebürtige Kärntnerin nicht nur Freunde; während sich Parteikollegin Sigi Maurer kritisch äußerte, gab sich der nunmehrige Vizekanzler Werner Kogler entspannt und erinnerte sich an ein sachliches Telefongespräch mit Glawischnig. Ob die Juristin tatsächlich am Ballsport – wie der erklärte Sturm-Fan Kogler – interessiert ist, bleibt fraglich. Als Antwort auf die übliche Fußball-Testfrage griff Glawischnig als Grünen-Chefin einst jedenfalls in die feministische Schublade und konterte: „Diese Abseitsfrage! Ich stelle jetzt oft die Gegenfrage: Können Sie mir den weiblichen Zyklus erklären?“

Toni Pfeffer war fünfzehn Jahre lang das Salz in der Suppe der Wiener Austria. Der gebürtige Niederösterreicher hielt in 395 Pflichtspielen die Knochen für die Violetten hin. Dass er dabei weder sich noch den Gegner schonte, brachte ihm den Spitznamen „Rambo“ ein. Nach seiner Fußballkarriere versuchte sich der 63-fache Teamspieler unter anderem als Schlagersänger; bekannt war der Ex‑Verteidiger aber schon während seiner Sportlerlaufbahn für seine treffende Verbalakrobatik: So prognostizierte er unverblümt – jede:r weiß es –, wie das Match gegen Spanien in der EM-Qualifikation 1999 weitergehen würde: „Hoch wer mas nimma gwinnen“. Und auch als er einst nach seinem Gehalt gefragt wurde, war Toni nicht um eine eloquente Antwort verlegen: Er meinte: „Ich verdiene so viel, dass ich mir zwei warme Mahlzeiten am Tag leisten kann.“ Klar, wer schon wie ein Gewürz heißt, der legt auf Essen besonderen Wert: Sein erklärtes Lieblingsgericht Wild bereitete Pfeffer einmal sogar für eine Tageszeitung zu und überraschte dabei, weil er den gebratenen Hirsch auch noch selbst erlegt hatte. Vor der WM 1998 meinte der gelernte Schlosser, auf die Frage, ob er französisch könne kurz und knapp: „Ja, essen!“ Ein Mann, ein Wort.

Mit einem Rückblick auf das schon angesprochene 0:9-Debakel gegen Spanien schließen wir diese Sammlung an Fußball-Zitaten: Robert Seegers Stimme haben sportbegeisterte ORF-Zuschauer:innen noch genau im Ohr. Die Reporter-Legende schaffte es sogar ins „Guinness-Buch der Rekorde“ nachdem er neunmal hintereinander das WM-Fußballfinale für den Staatsfunk kommentiert hatte. Der passionierte Norwegerpulloverträger war jahrelang auch bei Skirennen zu hören und bastelt bis heute am größten privaten Ski-Datenarchiv. Seeger startete seine Karriere 1965 beim ORF, zog jedoch nie aus seiner Grazer Heimatstadt nach Wien. Sportchefreporter wurde er trotzdem, 2006 ging er schließlich in Pension. Auch als Rentner ist er hie und da noch bei Großereignissen aktiv: So begleitete er 2010 die Super Bowl-Übertragung eines österreichischen Privatsenders und erfüllte sich so einen langgehegten Wunsch. Vielen ist gar nicht bewusst, dass der bald 83-jährige auch Österreichs legendären Córdoba-Triumph 1978 im TV kommentierte; die Radioreportage seines Freundes Edi Finger Sen. ist um einiges bekannter. Dafür schuf sich Seeger mit verzweifelten Worten anlässlich des Horror-Abends in Valencia am 27. März 1999 ein Denkmal: Als die vierminütige Nachspielzeit beim Stand von 0:9 angezeigt wurde, sprach Robert vielen Österreicher:innen aus der Seele: „Nein, tut uns das nicht auch noch an.“, seufzte er ins Mikrofon. Ein Einblick in seine Gefühlswelt, die er an diesem Abend mit vielen Rot-Weiß-Roten teilte.

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag

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