Hans Krankls Ego ist so berühmt wie er selbst: Die einen nennen ihn anmaßend, die anderen selbstsicher. Ein Klassestürmer wie er, vergisst seine Rolle... Anekdote zum Sonntag (51) – Zutritt verboten!

Hans Krankl_abseits.atHans Krankls Ego ist so berühmt wie er selbst: Die einen nennen ihn anmaßend, die anderen selbstsicher. Ein Klassestürmer wie er, vergisst seine Rolle eben auch außerhalb des Platzes nicht. An die 300 Tore hat er für Rapid erzielt, ist viermal Torschützenkönig geworden und hat den Goldenen Schuh gewonnen. Zufrieden kann er auf eine Karriere zurückblicken, die ihn aus dem Park im sechsten Wiener Gemeindebezirk bis nach Katalonien an die Klubweltspitze geführt hat. Als Trainer bewies Hans ein weniger goldenes Händchen, schmerzhaft war es für den Wiener vor allem als er kurz vor der Heim-EM von ÖFB-Präsident Stickler als Teamchef ausgebootet wurde.

Dabei entwickelte er doch dreieinhalb Jahre jene Mannschaft, die sich bei der Heim-EM präsentieren sollte. Dennoch behält der Goleador seine von Höhen und Tiefen geprägte Zeit bei der Nationalmannschaft positiv im Gedächtnis: Ihm seien – nach eigenen Angaben – viele Sympathien entgegengebracht worden. Krankl lebte für die Aufgabe als Teamchef und stellte seinen Patriotismus gerne öffentlich zur Schau. Doch selbst sein großes Herz für Österreich schützt in Fußballerkreisen nicht vor den üblichen Häkeleien und Schmähs. Nicht die Spieler hatten den Chef auf dem Kieker, sondern alte Weggefährten und Kollegen. Einer dieser alten Weggefährten war Helmut Weber. 26 Jahre lang sorgte dieser als Admira-Zeugwart für frische Trikots bei den Mödlingern. „Websi“ kannte Hans Krankl vor allem aus seiner Zeit als Trainer der Schwarz-Weiß-Roten. Nur wenige Wochen nach seinem unglücklichen Ende bei den Niederösterreichern wurde die Stürmerlegende Trainer des Nationalteams.

Als Krankl kurz nach seiner Bestellung in der Südstadt vorfuhr, erkannte „Websi“ Hans‘ dunkelgrünen Porsche schon von weitem. Krankl blieb – wie üblich – auf dem Spielerparkplatz stehen und entstieg seiner Karosse um sich auf den Weg zum Spielereingang des Stadions zu machen. Der Zeugwart eilte zur Tür um einen Security-Mitarbeiter ins Gebet zu nehmen: Er wies auf den Herrn mit gepflegtem Haupthaar und goldener Rolex: „Egal was der sagt: Lass ihn nicht hinein! Schon gar nicht, wenn er behauptet, Teamchef zu sein.“ Der Türsteher nickte gehorsam. „Websi“ huschte in den Spielertrakt und linste durchs Fenster, wo sich folgende Szenen abspielte: Der Neo-Teamchef wollte nach freundlichem Gruß das Stadion betreten, als ihn der Admira-Mitarbeiter zurückwies: „Eintritt nur für Befugte.“ „Ich bin Hans Krankl, der Teamchef!“ „Ja, kloa. Eintritt nur für Befugte!“ Krankl wähnte sich im falschen Film. Alles Verhandeln half nichts, der Aufpasser blieb stur. Drinnen vor dem Fenster konnte sich Weber nicht mehr zurückhalten und brach schließlich in ein hörbares Kichern aus. Krankl stutzte. Da beschloss der Spaßvogel sein Opfer zu erlösen und klärte den Scherz auf. Wahrscheinlich dachte Weber, dass der überall umschwärmte Krankl sich besonders ärgern würde, wenn er doch einmal vor verschlossenen Türen stand. Der Goleador nahm es jedoch mit Humor: Er hat eh nie wirklich geglaubt, dass ihn irgendwer in Österreich nicht kennt!

Marie Samstag

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