1998 entdeckte Frank Stronach seine Liebe zum Fußball. Vollmundig verkündete er seine Pläne erst für Österreich: „Spätestens 2006 sind wir Weltmeister!“, dann für die Wiener Austria: „Ich will mit der Austria über kurz oder lang die Champions League gewinnen.“ Was aus diesen Prophezeiungen wurde, ist allgemein bekannt.
Tatsächlich stellten die Investitionen des Mäzens in den Wiener Kultklub jedoch die Fortführung des violetten Selbstbildes dar: „Die Austria war nie ein Fußballklub wie jeder andere.“ Man zählte sich seit seiner Gründung zum Bürgertum, hatte viele Unternehmer und Künstler unter seinen Anhängern. Bedingt durch die Tatsache, dass man eigentlich aus einer Sezession vom Vienna Cricket and Football-Club, einer Vereinigung von in Wien lebenden Briten, die zunächst dem Cricket-Spiel frönten, entstand, fing die Austria – damals noch Wiener Amateur-Sportverein – nicht bei Null an: Ehrgeizige Funktionäre sorgten dafür, dass bereits zwei Jahre nach der konstituierenden Generalversammlung mit Jimmy Hogan ein echter Fachmann als Trainer engagiert wurde. „Die Violetten repräsentieren eine eigene Marke im Wiener, ja, im österreichischen Fußballleben. Sie waren nie das, was man eine „harte“ Mannschaft nennt, wohl weil ihr Verein lange Zeit in mindestens demselben Maße darauf bedacht war, Gesellschafts- wie Fußballklub zu sein. Die Mehrzahl der Spieler waren Intellektuelle, Studenten und Kaufleute. An der Spitze stand ganz unabsichtlich fast stets ein Doktor oder ein Professor.“, so beschreiben sich die Amateure in den 20er-Jahren selbst.
Stronachs Engagement bei den Favoritnern war eigentlich die logische Fortsetzung dieser Philosophie. „Geldverein“ oder „Judenklub“ – mit diesen groben Verbalinjurien hatte man die Violetten oft bedacht. Ihre Spieler waren als Feintechniker, die mit Kreativität und Witz kickten, bekannt. Viele waren jedoch nicht nur als sensibel, sondern auch als schlampige, verwöhnte Genies verschrien. Als personifizierter Brieskicker ging beispielsweise der violette Walter Nausch in die Geschichte ein: Er führte die Kugel nicht nur elegant am Fuß, sondern bekam von Präsident Emanuel Schwarz höchstpersönlich das sonntägliche Kalbsbries nachhause geliefert. Sonderwünsche der Extraklasse eben.
In den 20ern befanden sich die Veilchen auf steilem Weg nach oben und waren in Europa bereits ein klingender Name. Eine deutsche Zeitung diskutierte damals welcher Verein, die beste Klubmannschaft Europas hätte: „Österreich dürfte mit Altmeister Rapid seine beste Vertretung haben, obwohl nach den letzten Verstärkungen und nach den in Italien erzielten Erfolgen die Amateure wohl eigentlich als die den besten Fußballspielende Mannschaft angesprochen werden muss.“ Damals befanden sich die Amateure gerade auf Auslandstournee und siegten gegen Karlsruhe, Brünn und Bratislava.
Die Erfolgsserie riss erst bei einer Begegnung mit dem Teplitzer FK. Die Kurstadt des ehemaligen k.u.k.-Reiches beherbergte die Wiener für ein Pfingstturnier, wo man sich bis zu dieser Niederlage glänzend präsentierte. Die Ehre der Österreicher rettete schließlich noch ein 6:1-Erfolg über den Dresdner SC. Die Kosten für die Quartiere wurden anteilsmäßig von den Klubs getragen und der bodenständige Verein aus Sachsen war empört, als er erfuhr, dass die Wiener im teuersten Hotel der Stadt abgestiegen waren. Ohne Schuldbewusstsein erklärte der violette Vereinsvorstand kühl, dass ihnen das Hotel von den Hausherren empfohlen worden war und ihre Spieler darüberhinaus derartig vornehme Unterkünfte gewohnt waren. Letztendlich führten diese Unstimmigkeiten bei der Endabrechnung jedoch dazu, dass die Amateure doch draufzahlen mussten. So züchtet man sich Diven heran.
Marie Samstag, abseits.at
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