Die Gründung eines Vereines erfolgt gemäß dem österreichischen Vereinsgesetz üblicherweise in zwei Schritten: Errichtung und Entstehung. Zunächst einigt man sich im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben auf Vereinsstatuten, dann meldet man den Verein mit Namen und Zweck bei der zuständigen Behörde an. Sollte man nichts mehr von dieser hören, steht der Vereinsausübung nach vier bzw. sechs Wochen kein Hindernis entgegen.
Als das Fußballspiel von England auf Kontinentaleuropa überschwappte, gründeten die meisten Jugendlichen zuerst einen inoffiziellen Klub indem man sich auf einen Namen und Vereinsfarben verständigte und sodann regelmäßig auf einem Stück Wiese improvisierte Turniere veranstaltete. Wenn die Teenager älter und von dem Fortbestand ihres Klubs überzeugt waren, wurde der Verein schließlich offiziell mit einem Volljährigen als Vorsitzenden registriert. Die Wiener Austria ist nicht auf diesem Wege entstanden: 1892 gründeten die Engländer Robert Lowe, John Gramlick, Edward Shires, George Blackey, Ernest Blyth und H.W. Gandon den First Vienna Cricket-Club. Nachdem die ersten Cricket-Spiele nur wenige Mitspieler und Zuschauer anzogen, beschloss man zwei Jahre später zusätzlich auch Fußball zu betreiben. „Am Mittwoch, den 17. des Monats, wird abends um 8 Uhr im Café Grabesam, Mariahilfer Straße 84, eine Versammlung abgehalten werden, um die Gründung eines solchen Clubs zu besprechen. Freunde des Sportes werden eingeladen, sich an derselben beteiligen zu wollen“, veröffentlichten die Cricketer in einer Wiener Tageszeitung.
Es sollten aber nicht nur Interessierte auf diese Anzeige reagieren, nein, als Replik erschien in derselben Zeitung folgende Gegenannonce: „Die Herren Proponenten, die nach einer in Ihrem werten Blatte erschienenen Notiz den von ihnen begründetem Fußballklub den Namen „Erster Wiener Fußballklub geben, befinden sich in einem Irrtum, wenn sie glauben, dass dieser Verein wirklich der Erste dieser Art in Wien sei. Denn ein solcher besteht bereits und zwar ist dies der „First Vienna Football Club“, dessen Statuten bereits der Statthalterei vorliegen. […]“. So meldete sich die Vienna empört zu Wort. Als bonmotscherl konnten sich die Blau-Gelben, die am 22. August 1894 bereits ihre Gründungssitzung abgehalten hatten, letzten Satz nicht verkneifen: „Die Klubsitzungen finden jeden Sonntag nach dem Spiele im Restaurant Bittner, Pfarrplatz Heiligenstadt, statt, wo auch Anmeldungen neuer Mitglieder angenommen werden.“
Die Cricketer konnten das First in ihrem Namen also vergessen. Die sportliche Rache folgte aber auf dem Fuß: 4:0 besiegte die spätere Austria die Vienna. Kurioserweise standen bei diesem Debütmatch auf Seiten des Siegers ausschließlich Engländer auf dem Platz. Harry Lowe war einer von ihnen. Mit 17 Jahren war er der jüngste Spieler und kickte neben seinem Vater. Lowe Senior hatte sich für das Spiel extra eine kurze Hose ausgeborgt, die beim ersten Zweikampf prompt platzte. Daraufhin war er während der gesamten verbleibenden Zeit damit beschäftigt mit einer Hand seinen Hosenbund zu halten. Nicht nur deshalb verließen einige Zuschauer vorab den Schauplatz in der Nähe der Rothschildschen Gärten. Nicht wenige fragten murmelnd, was die „narrischen Engländern“ da aufführten. Fußball war damals kein Publikumsmagnet. Keine zwanzig Jahre lang währte die Einigkeit der Cricketer. Im Sommer 1910 meldete das Wiener Abendblatt, dass sämtliche Cricketspieler aus dem „Ersten Wiener Cricket- und Fußballklub“ ausgetreten waren. Zwar konnte sich die Situation zwischenzeitlich kurz beruhigen, am 29. Oktober 1910 wurde allerdings der „Wiener Amateur-Sportverein“ in einer konstituierenden Generalversammlung von sämtlichen Fußballern der Blau-Schwarzen aus der Taufe gehoben. Die Fußballsektion des „Mutterklubs“ lebte noch bis in das Jahr 1936, die Austria ist seit März 106 Jahre alt.
Marie Samstag, abseits.at
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