Die zweite Liga brennt! Woche für Woche erleben die Fans der Heute für Morgen Erste Liga Fußballspiele, die sich vor jenen in der Bundesliga... Besuchen Sie die zweite Spielklasse – darum geht es in der Heute für Morgen-Erste Liga rund!

Die zweite Liga brennt! Woche für Woche erleben die Fans der Heute für Morgen Erste Liga Fußballspiele, die sich vor jenen in der Bundesliga kaum verstecken müssen. abseits.at stellt die Gründe vor, warum dem so ist.

Vor fünf Jahren sah die Welt in Österreichs zweiter Liga noch anders aus. Zwölf Teams kämpften in einem komplizierten Modus in 33 Runden um den Aufstieg. Die Duelle der fünften Runde im Jahr 2007/08 hießen FK Austria Wien II – SC/ESV Parndorf, SV Bad Aussee – FC Gratkorn, SV Kapfenberg – RB Juniors, SC Schwanenstadt – DSV Leoben, FC Lustenau – FC Kärnten und ASK Schwadorf – Austria Lustenau. Knapp 5.000 Zuseher besuchten die sechs Spiele. Alleine 6.200 Fans waren am Freitag in der NV-Arena, insgesamt besuchten über 15.000 Menschen den fünften Spieltag. Ein Grund ist sicherlich die verbesserte Infrastruktur. In Kapfenberg, Linz und Altach stehen Bundesligastadien, St. Pölten ist ganz neu gebaut, Horn hat ein wahres Schmuckkästchen, selbst in Hartberg bekommt man derzeit frischen Wind, das Reichshofstadion in Lustenau braucht sich sowieso nicht verstecken. Doch was gibt es noch?

Trainer, die sich zutrauen, Profil zu zeigen

Die Coaches der Ersten Liga sind keine Blender, sondern Arbeiter. Griffen viele Präsidenten früher zum Telefon, um ehemalige Nationalteamtrainer zu verpflichten, so galten Martin Scherb, Thomas Weissenböck oder Andreas Moriggl niemals offiziell als Profi. Alfred Tatar und Damir Canadi lernten in Russland, Rainer Scharinger und Thomas von Heesen bringen deutschen Input. Helgi Kolvidsson, Adi Hütter und Michael Streiter waren zwar Profis, der Isländer entschloss sich aber spät, professionell zu kicken. Die anderen beiden begannen ihre Laufbahn unten, Streiter in der Regionalliga West, Hütter bei den Red Bull Juniors. Diese Trainer entwickelten sich langsam, konnten ausprobieren und ihr Profil schärfen. So ergeben sich verschiedene Philosophien, die erkennbar sind.

Spieler, die eine gute Ausbildung haben

Die Kicker der Heute für Morgen Erste Liga geben wohl um einiges mehr, als die Kollegen eine Klasse darüber. Es gibt keine hohen Gehälter, der Job „Zweitligaprofi“ ist etwas für Liebhaber. Wer wirklich aussorgen will, muss weiter rauf – deswegen muss man härter kämpfen. Neben den traditionell starken Aufsteigern – seit Vorwärts Steyr 1998/99 stieg kein Zweitligameister direkt wieder ab – suchen die Bundesligisten auch vermehrt eine Klasse drunter. Peter Pöllhuber, Sebastian Wimmer, Luca Tauschmann, Leonhard Kaufmann, Gernot Trauner, Simon Piesinger, Manuel Prietl, Stefan Rakowitz, Jiri Lenko oder Thomas Vollnhofer waren 2011/12 noch in der Ersten Liga unter Vertrag. Vor fünf Jahren wechselten ganze vier Spieler direkt hinauf. Die Bundesligaklubs wissen schon, dass das Gute so nah liegt – finanziell sah es vor fünf Jahren auch nicht viel besser oder schlechter aus.

Interessante Spiele

Ein nicht unwichtiger Punkt. Zwar fiel das Linzer-Derby weg, dafür gibt es ein steirisches. Dazu kommen drei Klubs aus dem Ländle, zwei aus Niederösterreich. Offensive Spielanlagen sorgen für Unterhaltung und begeistern die Fans. Das Visier wird gerne hochgeklappt, auch nominell schwache Teams wie Hartberg oder die Vienna wirken auf ihr Konterspiel gut gepolt. Dreckiges Umgeholze ist nicht mehr in, alle Teams wollen Tore schießen. Sogar das Spiel FC Lustenau gegen TSV Hartberg lockte 1.000 Fans ins Stadion – 2009/10 besuchten am 17. Spieltag um 40 Prozent weniger Zuseher dieses Spiel.

Das Plus der Bundesliga sind Extraklassespieler

Auch wenn es in der zweiten Leistungsstufe auch außergewöhnliche Kicker wie Sascha Boller, Pierre Boya, Daniel Segovia oder Tomi gibt, stehen ein Steffen Hofmann oder Jakob Jantscher durch ihre individuelle Klasse über diesen. Darüber hinaus gibt es recht wenig, was die Teams unterscheidet. Noch dazu ist es eine Kunst, die individuellen Fertigkeiten mit gruppentaktischen Überlegungen in Einklang zu bringen. Der geneigte Fan denke an das Hofmann-Loch im Pacult-System oder Leonardos Verweigerung, Mitspieler anzuspielen. In der kleineren Welt der zweiten Liga steht die Mannschaft mehr im Vordergrund. Das führt zwar zu etwas weniger Spektakel, aber zu mehr Identifikation mit dem Team an sich – eine Sache, die die Fans goutieren und umgekehrt auch für die gute Arbeit der Trainerteams spricht.

Schauen Sie sich das an!

Mit Karl Farkas’ Worten sei der Freitag- bzw. Dienstagabend ans Herz gelegt. Durch die Abwesenheit der finanziell wichtigen Europacup-Plätze wirken die Spieler freier, müssen sich aber trotzdem mehr beweisen. Eine sehr attraktive Kombination. Abseits der großen Schauplätze in Wien, Graz und Salzburg wird akribisch am Spiel gearbeitet, die fußballerische Provinz im Ländle und um die großen Zentren herum rückt in den Fokus. Ein verbesserter Unterbau macht die Teams der Bundesliga rot-weiß-roter. Auch ein Blick über die Grenzen lohnt sich: Die zweite deutsche Bundesliga steht dem großen Bruder punkto Attraktivität kaum etwas nach. Wenn Sie, verehrter Leser und Fußballfan, in St. Pölten, Hartberg und Grödig Eintritt zahlen, wird auch die Bundesliga besser. Damit der Meister vielleicht irgendwann auch wieder in die Champions League kommt.

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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