1094 Tage, in Worten tausendvierundneunzig, gab es beim ehemaligen Bundesligaverein SC Bregenz keine Hauptversammlung mehr. Seit September 2010 grundelte der Verein nun führungslos herum. Und das, obwohl Schwarz-Weiß Bregenz in der Saison 2003/04 noch Fünfter in der Bundesliga wurde! Seit dem 29. Februar gibt es mit Pascal Pletsch wieder einen Obmann.
Seit 2007 spielen die Bregenzer wieder in der Regionalliga, nachdem der Verein vor sieben Jahren gerettet wurde und sich vom Unterhaus wieder empor kämpfte. Als Hauptsponsor ist die Schweizer Kräuterbrause „Rivella“ aktiv, die einen Großteil des Budgets beisteuert und an einer Österreich-weiten Vermarktung nicht wirklich interessiert ist. Zwei Jahre leitete nun Jürgen Rupp die Geschicke des Regionalliga West-Vereins. Doch es sind nicht die sportlichen Fragen, um die sich die Jahreshauptversammlung drehte. Immerhin liegt der SC Bregenz mit 23 Punkten aus der Hinrunde im gesicherten Mittelfeld, sieben Punkte trennen die Vorarlberger vom SV Seekirchen und den Abstiegsrängen.
Im Vorfeld
Bereits in den Wochen davor gab es am Bodensee Spekulationen. Vorarlberg Online berichtete im Vorfeld, dass bereits drei namhafte Männer abgesagt hatten. Prinzipiell hat sich der Verein in den letzten sieben Jahren finanziell erholt. Auch gab es Gerüchte, dass der Rivella SC Bregenz in den kommenden Jahren wieder unter dem „alten“ Namen Schwarz-Weiß Bregenz antreten will. Auch von Fanseite her wurden viele Erwartungen in die Jahreshauptversammlung gestellt. Die Mitglieder fühlten sich schlecht informiert, die Informationspolitik ließ zu wünschen übrig.
Die Erkenntnisse der Versammlung
Neben der Wahl des neuen Obmanns, Pascal Pletsch, wurde ein Fahrplan für die kommenden Jahre bereitgestellt. Innerhalb von drei Jahren will der Rivella SC Bregenz wieder im Profifußball Fuß fassen. Wie auf der offiziellen Homepage des Vereins festgehalten wird, will man aber nicht um jeden Preis in die Erste Liga aufsteigen. Finanzieller Weitblick steht über dem grundsätzlichen Ansinnen, aufzusteigen. Der Klub hat mit 300 Jugendlichen im Nachwuchs allerdings ein starkes Argument als Basis. Ein Beispiel? Im Juli holte man Elvis Alibabic von Viktoria Bregenz, der schoss in 14 Spielen zehn Tore. Der 18-jährige Stürmer wechselte im Winter zu den Red Bull Juniors und hat dort alle Möglichkeiten, Profi zu werden.
Klar blieb auch eine Sache: Mit Rivella als Hauptsponsor wird es nicht gehen. Auch wenn Verhandlungen anstehen, werden die Schweizer einen Einstieg in Österreich nicht durchführen, brauchen deswegen auch keine Fernsehpräsenz. Darüber hinaus wurde in den letzten beiden Spielzeiten negativ bilanziert. Eine Lösung dessen wurde nicht in Aussicht gestellt. Zwar ist der Verein nun finanziell wieder konsolidiert, allerdings bleibt die Frage nach einer Finanzierung des Aufstiegs.
Der Plan hinter Pletsch als Obmann
Pascal Pletsch ist Jahrgang 1977 und Sohn des Vorstandmitgliedes Werner. Bisher war er im Beirat tätig und kümmerte sich um Mitgliederfragen. Auch wenn er eine durchaus dynamische Rede hielt und vom Aufstieg „nicht um jeden Preis“ sprach, gibt es wohl einen wohldurchdachten Plan. Denn es könnte mit dem Aufstiegsgedanken und den seit 2009/10 wieder schwarz-weißen Dressen inklusive Namen die Sponsorensuche einfacher werden. Aber weil das Wirtschaftsleben in punkto Fußball eben so ist, muss einem Unternehmen auch ein gewisser Platz eingeräumt werden. Aus Fankreisen war zu erfahren, dass Pletsch genau so ein „Strohmann“ sein könnte, der gehen könnte oder eine untergeordnete Rolle spielen könnte, wenn ein Geldgeber anklopfen sollte.
Mittelfristig: Nummer drei im Ländle
Der gesamten Jahreshauptversammlung ist zu entnehmen, dass sich die Bregenzer anschicken, die Nummer drei hinter dem SCR Altach und der Lustenauer Austria zu werden. Allerdings scheint es noch viel zu früh, um in Euphorie zu verfallen. Ungeklärt ist die Frage nach dem Namen, der für die Sponsorenakquise sehr wichtig zu sein scheint. Immerhin wurde mit Pletsch ein Obmann bestellt, der den Plänen Richtung Profifußball auf einer sachlichen Ebene gegenüberstehen dürfte und das Wohl des Vereins über seine eigene Position zu stellen bereit ist.
Der Aufstiegsplan ist deshalb auf drei Jahre ausgerichtet, da der Tiroler Fußballverband ja den Vertrag mit Vorarlberg und Salzburg zur Ausrichtung der Regionalliga West aufkündigen will. Wie VFV-Präsident Horst Lumper schon auf der Jahreshauptversammlung anmerkte, wären nach Ablauf der drei Jahre mehr oder weniger drei Aufstiege notwendig. Zunächst müsste im Herbst das Landesliga-Play-off erreicht werden, dann Regionalliga-Play-off und schließlich die Relegation überstanden werden.
In den nächsten Jahren könnte sich ein weiterer Traditionsverein aufschwingen, Österreichs Profifußball um einen großen Namen (wieder) zu erweitern. Wichtig wird sein, vor allem finanziell den Weitblick zu bewahren und nicht um jeden Preis rauf zu kommen.
Georg Sander, abseits.at
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Georg Sander
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