Rapid und der Cup – das funktioniert einfach nicht. Nach der Auftaktniederlage beim LASK im Elfmeterschießen steht fest, dass der SK Rapid Wien den... Cup-Aus für Rapid: Das sind die Gründe, warum Rapid den LASK nicht noch mehr unter Druck setzen konnte!

Guido Burgstaller (SK Rapid Wien)Rapid und der Cup – das funktioniert einfach nicht. Nach der Auftaktniederlage beim LASK im Elfmeterschießen steht fest, dass der SK Rapid Wien den Pokal für mindestens zwei Jahrzehnte nicht stemmen wird. Was waren die Gründe für die „torlose“ Niederlage, wo lagen die Fehler im Spiel Rapids und welche positiven Aspekte kann man aus der Blamage beim Regionalligisten mitnehmen?

Sieht man vom kurzzeitigen Ausfall Steffen Hofmanns ab, konnte Zoran Barisic die nominell stärkste Truppe aufbieten, die ihm im weiteren Herbst zur Verfügung stehen wird. Die Langzeitverletzten Alar, Schimpelsberger und Starkl, sowie eine mögliche Neuverpflichtung in absehbarer Zukunft seien hier ausgeklammert. Was er schließlich aufs Feld schickte, ist nominell besserer Durchschnitt.

Ängstlicher Beginn

So lautet die Einschätzung zumindest für den Moment, denn von den elf Spielern in Rapids Startelf waren fünf zwischen 18 und 22 Jahren alt. Das Entwicklungspotential dieser Akteure ist nach wie vor unbestritten, aber Rapid fehlte es an Routine, was sich in zahlreichen Spielsituationen zeigte. Speziell zu Beginn der Partie erkannte man zwar eine taktische Linie, die von allen Spielern eingehalten werden wollte. Jedoch scheiterte es wie so oft an der Eigeninitiative einzelner Spieler, wodurch Rapid trotz Feldüberlegenheit ängstlich wirkte und kaum Chancen herausspielte.

Grozureks Physis und fehlender Mut zum Risiko als Beispiel

Sinnbildlich dafür steht etwa das Spiel Lukas Grozureks. Der 21-Jährige schaffte es auch gegen den Regionalligisten aus Linz nicht, seinem Spiel die nötige Prise an Physis mitzugeben. Wie beinahe immer spielte er körperlos und traute es sich praktisch nie zu, Situationen zu suchen, die seinen Stärken entgegenkommen. In der ersten Halbzeit fand der Flügelspieler immer wieder Räume vor, während er in Ballbesitz war. Doch in den seltensten Fällen suchte er ein Eins-gegen-Eins-Duell mit Zug aufs Tor, sondern verzettelte sich und die Linzer konnten die Räume in der unmittelbaren Gefahrenzone wieder dicht machen. Grozurek ist freilich nicht der Einzige, auf den diese Kritik zutrifft – seine Körpersprache war jedoch ein ideales Symbol dafür, dass Rapid als Ganzes in der ersten halben Stunde hauptsächlich nichts falsch machen wollte.

Abstände der „Dreifach-Acht“ anfänglich zu groß

Dies gipfelte beinahe in einem Gegentor, das nur mehrere Glanztaten von Jan Novota und die Latte verhindern konnten. Dass Rapid sich mit der Zeit fing, lag daran, dass die Ordnung auf der Zentralachse und im Aufbauspiel gefunden wurden. Die „Dreifach-Acht“ mit Wydra, Boskovic und Schaub präsentierte sich von Beginn an zwar sehr fluid und die drei Akteure rochierten in der Tiefe gut, allerdings stellte sich auch das Problem der noch nicht sattelfesten Automatismen dar. In mehreren Situationen – ebenfalls hauptsächlich in der ersten halben Stunde – waren die Abstände innerhalb dieses Mittelfelddreiecks zu groß, wodurch die Spieler nicht in Interaktion zueinander treten konnten. In Folge dessen war man auf weitere Pässe angewiesen, spielte sich phasenweise nur mühsam an den gegnerischen Sechzehnmeterraum.

Spiel in der 2.HZ verbessert, aber der Ball wollte nicht rein

Kurz vor, aber besonders kurz nach der Pause, stellte Rapid diese Probleme ab. Dies geschah einerseits, weil die Abstände zwischen den drei Mittelfeldspielern geringer gehalten wurden und auch, weil Christopher Dibon im Aufbauspiel eine wichtige Säule darstellte. Rapid wurde zwingender und erschwerte den Linzern das Pressing, weil die Zentrale nicht nur überladen wurde, sondern auch mit einer relativ hohen Passsicherheit aufwartete. Bei einem Kopfball von Sabitzer rettete die Latte, bei einem perfekt angetragenen Schaub-Schuss ebenfalls, bei einem Grozurek-Schuss klärte Fabiano vor der Linie. Zu diesem Zeitpunkt hätte Rapid bereits führen müssen und nach einer glücklichen, grün-weißen ersten Halbzeit, wurde plötzlich der LASK von Glücksgöttin Fortuna gestreichelt. Ein scharfer Weitschuss des eingewechselten Brian Behrendt rundete das mannigfaltige Chancenprogramm Rapids ab – der Deutsche bewies dabei den Mut, den seine Mitspieler in der ersten Halbzeit vermissen ließen.

Standards, Einzelaktionen, Weitschüsse – aber wenig Gemeinsames

Was aber ebenfalls zu beobachten war: Die größten Chancen Rapids resultierten aus Standardsituationen (Sabitzer, Grozurek), Einzelaktionen (Schaub) oder Weitschüssen (Behrendt, Burgstaller, Sabitzer, Pichler). Die junge Barisic-Elf schaffte es viel zu selten, den LASK mit spielerischen Mitteln in Verlegenheit zu bringen. Das ist wiederum der offensiven Dreierreihe geschuldet. Grozureks Grundprobleme erwähnten wir bereits, Sabitzer machte von Rapids Dreiersturm den besten und zielstrebigsten Eindruck. Das größte taktische Problem stellte Guido Burgstaller dar.

Burgstaller verschleppt offensive Ordnung

Eine Kette ist nur so stark, wie ihr schwächstes Glied. Benennen wir diese Kette auf „offensive Gruppentaktik“ um, so musste gestern der 24-jährige Kärntner als schwächstes Glied bezeichnet werden. Bestimmt waren Rochaden auf den drei offensivsten Positionen Teil von Barisics Konzept. Dies erscheint auch logisch, da Grozurek, Sabitzer und Burgstaller jeweils auf jeder der drei Positionen eingesetzt werden können. Burgstaller verschleppte jedoch die Ordnung in Rapids Offensivspiel, weil er einmal mehr eine viel zu geringe, für ein gemeinsames Konzept „ungesunde“ Positionstreue aufwies und andererseits in keinster Weise vorausschauend dachte.

Zu weite Wege, zu intensives Kreuzen – Burgstaller auch für Mitspieler unberechenbar

Burgstaller sollte nach vier Jahren in der Bundesliga eine tragende Rolle im Spiel einer jungen Rapid-Mannschaft einnehmen. Doch der 5-fache Nationalspieler erschwert seiner Mannschaft das Spiel eher, weil sein Laufspiel einerseits ohne, aber vor allem mit Ball, in keinster Weise mannschafts- bzw. konzeptdienlich war bzw. allgemein ist. Hierbei geht es nicht um technische Fehler, die im ersten Pflichtspiel verständlicherweise auch passierten, sondern um viele andere Dinge: Er antizipiert in der Tiefe falsch, schafft selbst jedoch Situationen, die für seine Mitspieler unheimlich schwer zu antizipieren sind – eben weil er nicht vorausschauend spielt, viel zu häufig viel zu weit „kreuzt“. Weil er dies tut, müssen gleich mehrere Mannschaftsteile wesentlich weitere Wege zurücklegen (absichernde zentrale Mittelfeldspieler, aufrückende Außenverteidiger mit wenig Deckung durch Burgstaller). Der Offensivmann ist unberechenbar – leider auch für seine eigenen Mitspieler.

LASK verteidigte einfach und clever

Diese eigenbrötlerische Art zu spielen, war an vorderster Front einer der Hauptgründe, warum der LASK die Zone um den Strafraum relativ einfach eng machen konnte. Im modernen Defensivfußball werden Spieler nicht mehr überall hin verfolgt, sondern an Mitspieler übergeben. Weil der LASK dies souverän tat, war der läuferische Aufwand der Abwehr geringer, als der von Rapids Offensivleuten. Hätte Burgstaller (und seltener auch Sabitzer) seinen Aktionsradius bedächtiger gewählt, kleiner gehalten, so hätte Rapid sehr viel Kraft gespart, mehr Räume in der unmittelbaren Gefahrenzone bekommen und die Außenverteidiger wesentlich besser einbinden können. Auch das fällt unter den Überbegriff „Automatismus“.

Fazit zum 0:0-Endstand

In der ersten Halbzeit hatte Rapid Glück nicht in Rückstand zu geraten. In der zweiten Halbzeit hatte man Pech, vergab seine Sitzer und erschwerte sich so selbst das Leben. Über die gesamte Spielzeit war es das inkonstante, fast flatterhafte Offensivspiel, das es dem LASK erlaubte, mit relativ einfachen Mitteln zu verteidigen, ohne sich völlig zu verausgaben. Rapid zeigte sich in Gestalt einzelner Spieler gefährlich und bei Standardsituationen gut, als Mannschaft aber noch nicht gefestigt. Das ist zwar zum momentanen Zeitpunkt der Saison logisch, darf aber nicht aus Ausrede für das Cup-Aus gelten.

Zehn Elfer: Glück entschied über Weiterkommen

Torhüter Jan Novota, der in Fanforen und auf Facebook nach dem Shoot-Out in der Kritik stand, trifft keine Schuld. Er sah bei den LASK-Elfern zwar seltsam aus, forderte aber mit seinem Faible für die rechte Ecke nur sein Glück heraus. Hätte einer der LASK-Spieler sich für diese Ecke entschieden, hätte Novota gute Karten gehabt, doch noch der Held des Tages zu werden. Im Elfmeterschießen entschied tatsächlich das Glück.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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