SV Neulengbach, Union Kleinmünchen, ASV Spratzern… ohne die zweifelsfrei guten bzw. sich bessernden Leistungen so mancher nationaler Damen-Fußballbundesligamannschaft schmälern zu wollen: Es soll auch Damen-Bundesligen geben, in denen klingendere Vereinsnamen aufscheinen. Der österreichische Frauenfußball ist in einer Entwicklungsphase und gerade deshalb ist es nun Zeit für Pioniere.
Der FC Wacker Innsbruck ist der einzige Profiverein, der eine Mannschaft in der Damen-Bundesliga stellt. In der zweiten Liga spielt die Reserve des FC Wacker, zudem mit den Damen des FC Lustenau ein weiterer Ableger aus dem Profigeschäft der Herren. Die Damen von Sturm Graz sind auf selber Leistungsebene mit denen von Stattegg verbandelt, bilden eine Spielgemeinschaft. Aber von allen anderen Bundesligaklubs hört man im Bezug auf den entwicklungswilligen Damenfußball immer wieder dieselben Statements: „Brauch ma ned“. Die Vereine investieren hundertmal lieber in ihren Nachwuchs, als eine eigene Damenelf aufzubauen, was vermutlich keine große Hexerei wäre, vielleicht sogar eine interessante Nische für Fans bieten würde.
Dass stärker in den Nachwuchs investiert wird, ist absolut legitim. Der unmittelbare finanzielle und sportliche Nutzen ist höher, viel greifbarer. Der konkrete Nutzen einer Damenmannschaft ist für viele Klubs noch nicht einschätzbar – auch nach dem großen Hype rund um die Damen-Weltmeisterschaft 2011 machen die wenigsten Klubs Anstalten sich stärker dem Frauenfußball zu widmen. Dabei kann man eine bundesligareife Damenmannschaft logistisch durchaus mit einer Nachwuchsauswahl des Vereins vergleichen: Nach wie vor gibt es keine österreichischen Profidamen, im dünnen 18-Frau-Kader von Serienmeister Neulengbach sind acht Spielerinnen 18 Jahre alt oder gar jünger.
In einer Fanbefragung im Austrian Soccer Board, Österreichs größtem Fußballforum, wurden Fans der Wiener Großklubs Rapid und Austria befragt, ob sie eine Damenmannschaft für ihre Klubs für sinnvoll befinden würden. Auch ein wenig mit dem Hintergedanken eines Tages ein „Frauen-Derby“, womöglich sogar um den Gewinn der Damen-Meisterschaft, sehen zu können. Immerhin sollte es gerade den großen Wiener Klubs durch die vorhandenen Ressourcen möglich sein, schnell auf nationaler Bühne eine Rolle zu spielen. Nicht mal primär wegen der finanziellen Kraft oder den vorhandenen Rahmenbedingungen, sondern schon alleine aus Prestige-Gründen. Dass es in Österreich eine Menge fußballbegeisterter – und womöglich auch hochtalentierter – Mädchen gibt, ist kein Geheimnis und alleine die Möglichkeit für junge, weibliche Nachwuchshoffnungen das Rapid- oder Austria-Trikot tragen zu dürfen, wäre Initialzündung genug, um eine schlagkräftige Truppe auf die Beine zu stellen.
Die Umfragen ergaben, dass etwa 44% der Rapid-Fans dafür wären, eine grün-weiße Damenmannschaft zu gründen. Während 30% unentschlossen sind, sagen nur knapp 26%, dass sie die Gründung einer Damenmannschaft nicht für notwendig erachten. Immerhin 7% der befragten Fans würden die Rapid-Ladies regelmäßig vor Ort bei ihren Spielen unterstützen, nicht unerhebliche 46% kämen zumindest sporadisch auf den Fußballplatz. Zudem darf man gerade bei Vereinen wie Rapid die Gruppendynamik nicht unterschätzen, sollte es eines Tages wirklich auf einen brisanten Zweikampf mit dem Erzrivalen aus Favoriten hinauslaufen. Schließlich geht es beim ewig jungen Wiener Derby nicht unbedingt darum, ob Männer oder Frauen auf dem Platz stehen, sondern auch in großem Maße um den Vergleich zweier Fangruppen und zur Schau gestellte Präsenz.
Das allgemeine Interesse der Austria-Fans an einer Damenmannschaft ist etwas geringer: Nicht ganz 40% würden gerne „Austria Ladies“ sehen, knapp 28% sind unentschlossen und 32% haben kein Interesse an einer derartigen Mannschaft. Dafür sprachen sich mehr Austrianer für regelmäßigen Support aus: Fast 14% der Befragten würden die weiblichen Veilchen häuiger supporten, über 37% gelegentlich. Auch hier gilt aber die Zusatzbemerkung, dass man vor allem letztere Frage nicht hundertprozentig für voll nehmen sollte, wenn sich ein etwaiges „Damenderby“ tatsächlich eines Tages zu einem Selbstläufer entwickelt.
Das allgemeine Echo beider Fangruppen ist jedoch, dass eine mögliche Damenmannschaft ihres Klubs, keine „Wischi-Waschi-Lösung“ sein sollte, sondern gut durchdacht und konzipiert, das Ganze noch möglichst mittel- bis langfristig und mit von der Herrenabteilung unabhängigen Sponsoren, die das Damenprojekt des Klubs konsequent unterstützen. Die finanzielle Seite ist ohnehin das größte Gegenargument vieler Fans, da sie Überschneidungen mit der Herrenmannschaft befürchten, und so das Budget selbiger in „Gefahr“ sehen. Gerade weil man bei der Austria und bei Rapid nicht selten an den Finanzen kiefelt, ist es daher anzuraten die Budgets von Damen und Herren strikt zu trennen und eine Damenabteilung nicht als zusätzliches Goodie, sondern als kompletten, eigenen Spielbetrieb zu betrachten.
Die Ergebnisse der Umfrage findest du hier (du musst dich im Austrian Soccer Board einloggen, um die genauen Umfrageergebnisse zu sehen!):
Umfrage unter Rapid-Fans
Umfrage unter Austria-Fans
Daniel Mandl, abseits.at
Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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