Der SC Kalsdorf rockt die RLM – Eine große Überraschung?
Sonstiges 7.September.2012 Georg Sander 0
In der Regionalliga Mitte tummeln sich große Namen: Der zwangsrelegierte LASK, doch-nicht-Aufsteiger und Doublegewinner 2004 GAK, der FC Pasching powered by Red Bull, Peter Svetits x-ter Versuch, einen Fußballverein zu leiten, diesmal Austria Klagenfurt. Und mittendrin statt nur dabei: Der SC Kalsdorf.
Im Süden der Landeshauptstadt
Wer noch nie etwas von Kalsdorf gehört hat, hat auf der A9, Phyrnautobahn und der A2, der Südautobahn schlecht aufgepasst. Ein paar Kilometer entfernt der Autobahnen liegt die Marktgemeinde, die etwas mehr als 6.200 Einwohnern eine Heimat bietet. Rund 13 Kilometer südlich von Graz beheimatet die Gemeinde den Flughafen Graz, ein Werk des schwedischen Autoherstellers Scania und des Fenster- und Türherstellers Roto Frank. Letzterer tritt auch als Sponsor des Sportclubs auf, sowie viele andere lokale Unternehmen wie Murauer oder die Raiffaisen Feldkirchen-Kalsdorf. Unter den Unterstützern befinden sich aber auch überregionale Unternehmen, wie etwa die Logistiker von DHL oder Terrag-Asdag. Die treibende Kraft hinter Finanzierung des Spielbetriebes ist Manfred Rath, Präsident des Sportclubs. Ein wichtiger Punkt in der Finanzierungsfrage ist durchaus die lokale Verbundenheit.
Geschichte begann nach dem zweiten Weltkrieg
Am 26. Mai 1946 wurde der Verein als Sportclub Kalsdorf gegründet. Der Klub verbrachte lange Jahre im steirischen Unterhaus, 1960 wurde ein neuer Sportplatz eröffnet und man schaffte die Qualifikation zur steirischen Landesliga. 1962 ging es wieder eine Spielklasse weiter runter, obwohl die Lapp-Finze AG, im zweiten Weltkrieg ein Unternehmen, das Zwangsarbeiter beschäftigte und heute Roto angehört, bereits Punkteprämien zahlte. Als „WSV Lapp-Finze“ konnte nach langen Jahren in der Unterliga Süd 1970 die Rückkehr in die Landesliga gefeiert werden. 1973 konnte der Meistertitel fixiert werden, der Aufstieg in die Regionalliga stand im Raum, kam aber aufgrund der ÖFB-Reform nicht zustande. Die besten Spieler verließen den Verein, 1978 fanden sich die Kalsdorfer in der 2. Klasse West A wieder.
Mehrere Neuanfänge
Ganz unten angekommen besann man sich der Wurzeln des Vereins und firmierte ab 1981 wieder als SC Kalsdorf. Es sollte bis 1989/90 dauern, ehe der sportliche Wiederaufstieg einsetzte. Zunächst wurde der Aufstieg in die 1. Klasse fixiert, 1993 jener in die Unterliga West. Ein Jahr darauf konnte der Aufsteiger wieder Meister werden, spielte fortan in der Oberliga Mitte. 2002 wurden die Weichen abermals auf Neuanfang gestellt, es sollte weiter nach oben gehen. 2003/04 wurde das Team nicht nur durch Johnny Ertl und Herfried Sabitzer verstärkt, sondern auch Meister, stieg aber in der Folgesaison wieder ab. Nach einer neuerlichen Umstrukturierung wurde 2006/07 der SK Sturm durch den Landesligisten von 4.000 Fans im eigenen Stadion aus dem Cup geworfen. 2007/08 wurde die Sportanlage abermals erneuert. Im Sommer 2011 wurde Christian Peintinger verpflichtet, der den Aufstieg realisierte.
Trainerfuchs
Als Spieler war Christian Peintinger unter anderem bei Sturm Graz, dem LASK und dem DSV Leoben aktiv. Bevor er zum SC Kalsdorf kam, leitete er von 2006 bis 2011 das Training bei den Sturm Amateuren, die Saison 2007/08 gemeinsam mit Hannes Reinmayr. Sebastian Prödl, Daniel Beichler, Jakob Jantscher, Florian Kainz oder Christian Klem sind nur ein paar Namen, die unter ihm die ersten Schritte bei den Erwachsenen taten. Nicht nur deshalb gilt Peintinger als einer der wirklichen Ermöglicher des Aufstiegs und der starken Performance. In seinem 4-4-2 mit einer spielerischen Doppelsechs – die Grundidee des Fußballs von Franco Foda – ist viel Raum für Weiterentwicklung. Nicht zuletzt deshalb gelingt es, den Ligaplatzhirschen aus Linz, Klagenfurt und Graz die Stirn zu bieten. Dazu kommt noch ein ausgeklügeltes Transfersystem des sportlichen Verantwortlichen Franz Schauer.
Kluge Planung
Schauer verpflichtete 2011 für die steirische Landesliga mit den Innenverteidigern Michael Sauseng (33) und Wolfgang Taucher (23) sowie dem zentralen Mittelfeldspieler Andreas Bernhart (24) eine Schaltzentrale aus Gratkorn. Auch ansonsten setzt sich das Team aus vielen Kickern aus der Region zusammen, einem Insider zu Folge handelt es sich um fast alles, was gut ist im steirischen Halbprofitum. So gesehen ist die Planung mit einer eingespielten Zentrale und einem Trainer, der wirklich etwas draufhat, als sehr klug zu bezeichnen. Dass es gleich in die Tabellenspitze gehen würde, dachte zwar wohl niemand, aber komplett überraschend kommt dieser Saisonstart für die Kalsdorfer auch wiederum nicht.
Die Steirer hatten schon viel ausprobiert und setzen nun auf einen echten Experten am Trainerstuhl, ein kluges Team für wirtschaftliche Fragen sowie Spieler, die aus der Region stammen. Dass ein Aufsteiger aber so durchstartet, passiert dennoch nicht oft – vollkommen überraschend ist es aber in dieser Form keineswegs.
Georg Sander, abseits.at
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