Der SV Austria Salzburg zwischen Meisterschaftsalltag, Sturm Graz und alten Problemen
Sonstiges 12.August.2014 Florian Groiss 0
Nichts wurde es mit der Rückkehr in den Profifußball: Nach dem bitteren Ende der Aufstiegsambitionen, startete Austria Salzburg in eine weitere Spielzeit in der Regionalliga. Das Ziel lautet auch heuer Aufstieg, doch sind auf dem Weg dahin einige Hürden zu nehmen.
Die Trauer war groß und der Schock saß tief, dabei fing es in den Relegationsduellen gegen den FAC gut an: Marko Vujic schoss den Führungstreffer für Austria Salzburg in Floridsdorf, mit einem 2:2 und dem gefühlten Sieg durch den Last-Minute-Ausgleich ging es ins Heimspiel. Es war alles angerichtet für die große Aufstiegsparty, die Lizenz war da – doch dann der tiefe Fall. Ein klarer 3:0-Sieg brachte den FAC eine Liga höher, die Austria ins Tal der Tränen.
Emotionale Niederlage
Und doch, Niederlagen können auch gewinnbringenden Charakter haben. Nach dem Abpfiff wurden zunächst die Spieler des FAC für ihren verdienten Sieg mit Applaus bedacht, danach sangen die Fans mit Tränen in den Augen den Spielern minutenlang You’ll never walk alone. Gänsehaut und Emotion pur. Ein tiefgreifendes Erlebnis das alle noch ein Stück zusammengeschweißt hat.
So tief der Relegationsschock saß, so schnell zeigten sich Verein und Fans wieder angriffslustig: „aufstehen, abputzen und weiter geht’s“ war allerorts zu hören. Mit frischem Elan wollte man in die neue Saison starten, auch wenn diese zunächst unter keinen guten Voraussetzungen stand.
Aderlass und Neuverpflichtungen
Denn neben dem Abgang vom Meistertrainer Miroslav Polak (Verein und Polak konnten sich nicht auf einen neuen Vertrag einigen), musste die Austria auch Verluste am Spielersektor hinnehmen. Goalgetter Vujic stellte seine berufliche Karriere in den Vordergrund und wechselte zu Mondsee, das Duo Perlak und Onisiwo bereichern den SV Mattersburg in der sky go Erste Liga. Abwehrchef Fabio Strauss verschlug es zum Europacup-Starter SV Grödig. Mit Mihael Rajic und Raimund Friedl verließen weitere Stammkräfte den Verein.
Die sportliche Leitung stand unter akutem Handlungsdruck und schaffte es, so scheint es bislang, erneut eine schlagfertige Truppe aufzustellen, die den Titel in der Westliga erringen kann. Auch wenn neue Spieler wie Ibrahim Bingöl und Andi Bammer jetzt bereits die violetten Fans in ihren Bann ziehen konnten, steht eine Neuverpflichtung ganz besonders im Fokus und entpuppt sich immer mehr als absoluter Glücksgriff: Neo-Cheftrainer Klaus Schmidt.
Neuer Trainer als Publikumsliebling
Der 46-jährige Steirer begann seine Trainerlaufbahn beim GAK, später trug es ihn als Co-Trainer von Josef Hickersberger bis in die Vereinigten Arabischen Emirate. Nach Stationen in Kapfenberg und beim U21-Nationalteam, sieht der gelernte Physiotherapeut nun mit der Austria dem Aufstieg entgegen und wurde dank seiner Art schnell zum Liebling der Fans.
Es sind Aussagen wie „wir müssen a bissl ogwichsta werden“ oder „Austria Salzburg ist Rockn’n’Roll pur“, die gut aufgenommen werden und mit denen der Coach Sympathiepunkte sammeln kann.
Hinzu kommt der sportliche Erfolg. Schmidt sieht den Grundstein für Titelgewinne in einer soliden Arbeit in der Defensive – die Bilanz mit keinem Gegentor nach drei Meisterschaftsrunden zeugt von dieser fokussierten Arbeit. Dabei setzen die spielstarken Offensivleute weiterhin Akzente zum Verzaubern des Publikums. Das violette Herz lacht und erfreut sich eines perfekten Saisonstarts. Neben der souveränen Leistung in der Regionalliga, setzte man sich im Pokal gegen Blau Weiß Linz durch und steht in Runde 2 des ÖFB-Cups. Als Belohnung bescherte die Losfee mit Sturm Graz der Austria einen Bundesligisten.
Fehlende Infrastruktur
So sehr das Los die Fans in beiden Lagern begeistert, so sehr offenbart es doch das größte Problem der Salzburger Austria: die fehlende Infrastruktur. Für das Erstrunden-Spiel gegen die Linzer musste man bereits nach Vöcklabruck ausweichen, auf der heimischen Anlage in Maxglan war das Spiel nicht durchführbar. Für den Cuphit gegen die Blackies wird noch nach einem geeigneten Veranstaltungsort gesucht. Möglich ist ein erneutes Gastspiel in Vöcklabruck.
Für Fans ist diese Notlösung zwar nicht optimal, es fehlt aber noch an Alternativen. Vor allem langfristig. In Salzburg Stadt fehlt es an einer Anlage um Spiele der Dimension wie gegen den SK Sturm durchzuführen. Im EM-Stadion vor den Toren der Stadt spielen mit Red Bull und FC Liefering einerseits bereits zwei Vereine (mehr als zwei Vereine in einem Stadion sind laut Bundesliga nicht erlaubt), andererseits wäre ein Stadion dieser Größe für Austria Salzburg wirtschaftlich wohl nicht rentabel. Bedenken gegenüber einer Teilung des Stadions mit dem Erzfeind inklusive. Das Stadion des SV Grödig ist von der Größe geeignet, doch legen sich hier Verein und Gemeinde quer, die Austria als Untermieter einziehen zu lassen.
Ausweichspiele in Oberösterreich werden somit zum unumgänglichen Schritt. In Maxglan auf dem Austria-Platz fehlt es an vielen Ecken. Der Gemeinderatsbeschluss für den Bau eines zweitligatauglichen Flutlichts im Falle eines Aufstiegs, zählte lediglich im Falle eines Sieges in der Relegation. Ob sich seitens der Politik dafür eine erneute Mehrheit findet, ist zwar möglich, aber fraglich.
Der eingerichtete Fonds „Eine Heimat für die Austria“ wird von Fans und Unterstützern zwar ordentlich befüllt, doch selbst wenn die ersehnte Tribüne gebaut werden kann, ist ein Profibetrieb in Maxglan nicht gesichert. Neben dem Flutlicht mangelt es unter anderem an Parkplätzen, der erforderlichen Zahl an überdachten Sitzplätzen und einem Auswärtssektor. Dies sind nur die größten Brocken in puncto Profitauglichkeit des Heimstadions. Der Erhalt der Lizenz bei einem möglichen Aufstieg ist alles andere als gesichert. Im Vorjahr gab man als Ausweichstadion jenes in Vöcklabruck an und erhielt so die Lizenz.
Saisonstart geglückt
Auf sportlicher Ebene geben die Violetten im Westen klar den Ton an. Ohne einen Treffer zu kassieren gewann man die ersten drei Spiele, als einziges Team mit dem Punktemaximum steht man an der Spitze der Regionalliga. Erster Verfolger ist wenig überraschend die WSG Wattens. Der Vizemeister des Vorjahres wird auch heuer der größte Widersacher der Salzburger sein.
Besondere Brisanz bringt eine ÖFB-Reform ins Duell um die Meisterschaft: Im Rotationsmodus kommen nacheinander die Meister der drei Regionalligen in den Genuss des Direktaufstiegs in die zweite Liga – also ohne Relegation. Der erste Direktaufsteiger wird heuer in der Westliga erkoren, in der Saison 2015/16 aus der Regionalliga Ost, ehe 2016/17 der Meister der Regionalliga Mitte direkt aufsteigt. Die jeweils anderen beiden Meister spielen im Play-Off um den verbliebenen Aufstiegsplatz. Diese Verlockung des Direktaufstiegs verstärkt natürlich die violetten Ambitionen, heuer Meister zu werden.
Coach Klaus Schmidt war nach dem jüngsten Sieg gegen Altach sichtlich zufrieden mit dem Auftreten seiner Mannschaft, besonders der Wille zum Sieg gefiel ihm am Team. Lob schüttet Schmidt auch über Co-Trainer Schriebl aus, der mit Gegneranalysen entscheidend zum Erfolg beisteuert. Ein Service, den nicht jeder Regionalliga-Verein zu bieten hat.
Doch die Aufgaben werden nicht leichter, am 14. August bittet der TSV Neumarkt zum Tanz auf dem Kunstrasen. Ein Auswärtsspiel, dass der Austria in der Vergangenheit bereits Probleme bereitete und ein Gegner, der nach einem nicht ganz nach Wunsch verlaufenem Saisonstart, endlich auf Touren kommen möchte. Der Vorjahres-Dritte der Westliga wird der erste große Prüfstein für Klaus Schmidt und seine Mannschaft am Weg zum erhofften Titelgewinn sein.
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Florian Groiss
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