Am vergangenen Wochenende fixierten die Waldviertler und die Grazer die Teilnahme an der Relegation. Gegen den Neunten der Ersten Liga werden die roten Grazer spielen, gegen den Meister der Regionalliga West die Horner.
Hausaufgaben erledigt
Bei den Grazern ist es wenig verwunderlich, dass der Schritt in den Profifußball zurück irgendwann folgen würde. Einen Zuschauerschnitt von aktuell 3.730 würden sich wohl so manche andere Vereine weiter oben wünschen. Aber spätestens seit dem dritten Konkurs im Herbst 2009 aufgrund von Schulden bei der Gebietskrankenkassa konnte sich der GAK ab 2010 unter Präsident Benedikt Bittmann aufraffen. Nach dem dritten Platz 2010/11 hinter den LASK Juniors und dem FC Blau-Weiß Linz folgte in dieser Spielzeit eine bärenstarke Saison. 19 Siege, vier Unentschieden und lediglich zwei Niederlagen in 25 Spielen sprechen eine deutliche Sprache für das Team des ehemaligen Bundesliga-Kickers Ales Ceh. Der Kader ist mit nur zwei Legionären ausgerüstet und mit 22,3 Jahren Altersschnitt extrem jung. Natürlich befinden sich auch einige Profis im Kader, was wiederum einen Aufstieg in diesem Jahr sehr wichtig macht. Kontinuität ist in der Regionalliga oft nicht einfach, mit Mario Pollhammer (Wr. Neustadt) ging aber nur ein Spieler und punktuelle Verstärkungen wurden geholt. Die Infrastruktur mit Trainingszentrum, der UPC-Arena als Spielort und 15 Nachwuchsmannschaften kann sich ebenfalls sehen lassen.
Für die Relegation erwartet die „Rotjacken“ ein Duell mit der Vienna oder dem FC Lustenau. Sollte dem LASK die Lizenz verweigert werden, würde es zu dem schwierigen Duell gegen Hartberg kommen. 2008/09 kam es durch den Meistertitel des TSV in Linz zu schweren Ausschreitungen, da die Hartberger eine verdächtige Punktlandung am letzten Spieltag hinlegten. Das Traumlos aus Fansicht wäre aufgrund der langen Tradition beider Vereine die Vienna. Lustenau ist etwas weit weg, aber egal wer es wird, die Grazer wollen auf wirtschaftlich gesunden Beinen in die Heute für Morgen-Erste Liga zurück.
Horn mit langem Anlauf
Der am 21. Dezember 1922 gegründete Verein aus dem Waldviertel stieg 2008 wieder in die Regionalliga Ost auf. Seitdem bastelt die Führungsriege rund um Obmann Thomas Kronsteiner an Profifußball in Horn. Bereits im Aufstiegsjahr wurde eine Fernseh-taugliche Flutlichtanlage installiert. Auch der Kabinentrakt wurde auf ein tolles Niveau gebracht. In der Winterpause legten die Horner noch einmal nach. Die 3.500 Menschen fassende SV-Horn-Arena heißt seitdem Waldviertler Volksbank Arena und spielt vor allem für die VIPs „alle Stückerl“. Der SV hat erkannt, dass Premiumkunden wichtig und gut sind und die Räumlichkeiten aus Glas, Stahl und Holz sind luxuriöser als bei so manchem Verein, der in die Europa League möchte. Dazu gibt es eine klare Vereinsphilosophie (Quelle: offizielle Homepage): Horn „bietet attraktiven Sport und führt sportliche Arbeit seriös aus, fördert den Nachwuchs, arbeitet mit Sponsoren aktiv zusammen & bieten unique Plattformen zur Darstellung , hat charakterstarke Mitarbeiter, die sich mit dem Verein identifizieren und konstruktiv und eigenverantwortlich zusammenarbeiten und man legt Wert auf eine gute Integration im Umfeld und mit den Fans.“ 1.319 Zuschauer belohnten im Schnitt die Bemühungen des Managements und des Trainerteams um Michael Streiter.
In der ersten Saison nach dem Aufstieg in die RLO wurden die Horner Zweiter hinter der Vienna, im Jahr darauf, 2009/10, mit nur vier Punkten Rückstand auf Meister Waidhofen/Ybbs Vierter. Vor einem Jahr scheiterte man nur um einen Punkt am SC/ESV Parndorf, die später der Vienna in der Relegation unterlagen. Mit erfahrenen Kickern wie Michael Wojtanowicz, Mario Konrad oder Patrick Osoinik wurden 16 Spiele gewonnen, neun Mal remisiert und nur einmal verloren.
Mit Weitblick
Beide Vereine erhielten die Lizenz für die zweithöchste Spielklasse. Neben dem großen Fanpotential gepaart mit der Seriosität von Präsident Bittmann will der GAK auf kurz oder lang wieder in die Bundesliga und Hartberg und Kapfenberg hinter sich lassen. Die Horner schicken sich an, zu einer Fixgröße im Profifußball zu werden und die Bundesligalandkarte nach Norden zu erweitern. Die Waldviertler können dabei auf zumindest 30.000 Menschen im Bezirk zurückgreifen. Beide Vereine haben gemein, in den letzten beiden Jahren auf Kontinuität und vor allem ein professionelles Umfeld zu setzen.
Offensichtlich und zwischen den Zeilen gelesen sind die zwei Vereine statt Hartberg oder Lustenau bzw. der Vienna auf fast allen Ebenen eine Bereicherung für den Profifußball in Österreich.
Georg Sander, abseits.at
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