Österreich und seine zweithöchste Spielklasse – das ist eine nicht immer einfache Beziehung. Sei es aufgrund der fast jährlichen Versuche, Format und Teilnehmerzahl zu ändern oder ob der Namensfindung. Aktuell firmiert der Bewerb unter dem etwas sperrigen Titel „Heute für Morgen Erste Liga“, was jedoch nicht davon ablenken sollte, dass es der Liga derzeit wohl so gut wie schon lange nicht mehr geht. Dennoch findet sich weiterhin kein Sponsor, der an den Namensrechten interessiert ist.
Die Liga erhält erstmals einen Sponsor
In der Saison 2002/03 kam es zu einer kleinen Revolution im österreichischen Fußball, denn wie die Bundesliga im Jahr 1997 erhielt auch die damalige Erste Division einen Namenssponsor und wurde forthin unter dem Titel „Red Zac Erste Liga“ ausgetragen. Gemeinhin wurde die Liga jedoch bald zumeist nur mehr als „Red Zac“ bezeichnet, was den namensgebenden Elektronikgroßhändler vermutlich kaum gestört haben wird und zeigt, wie leicht sich Markennamen im Gedächtnis der Bevölkerung einbrennen. Mit der Saison 2008/09 kam es zu einem Wechsel des Bewerbssponsor, für die kommenden zwei Spielzeiten erwarb der Lebensmittelhändler ADEG die Namensrechte. Dieser ließ den bestehenden Kontrakt zu dessen Ende jedoch auslaufen und strebte keine Verlängerung an. Da die Bundesliga keinen neuen Namensgeber fand, passte man den Titel der Spielphilosophie der Liga an – Heute für Morgen.
Die Bundesliga bemüht sich um einen Sponsor
Fraglos wird sich der ein oder andere Fußballromantiker darüber freuen, dass die Liga nun wieder sponsorfrei auftritt. Die Vereine selbst können sich davon jedoch nichts kaufen und auch wenn keine konkreten Summen bekannt sind, kann man aufgrund diverser Pressemeldungen davon ausgehen, dass jährlich seitens der Sponsoren etwa 500.000 bis 800.000 Euro bezahlt wurden. Für den einzelnen Verein nicht übermäßig viel Geld und dennoch Beträge, die vor allem den kleineren Clubs das Überleben erleichtern.
Daher trachtet man seitens der Bundesliga auch weiterhin danach, die Namensrechte an den Mann zu bringen, wie Präsident Hans Rinner (der vor einiger Zeit auch öffentlich andachte, den etwas irreführenden Namen der Liga zu ändern) und Vorstand Georg Pangl regelmäßig in Mediengesprächen bestätigen. Im Dezember des vergangenen Jahres betonte Pangl etwa im Gespräch mit 90minuten.at, dass es derzeit zwei konkrete Interessenten gäbe, man jedoch nichts über einen möglichen Abschluss sagen könne. Als Richtwert nannte der Bundesligavorstand damals eine jährliche Summe von 750.000 Euro.
Seither hat sich wenig getan, die Wortmeldungen zum Ligasponsor wurden immer rarer und im Oktober 2011 steht die zweithöchste Spielklasse weiterhin ohne einen solchen da. Dabei hätte es im Zuge der Vergabe der TV-Rechte im Frühling 2010 sogar mit Servus TV einen mehr als nur interessierten Bieter gegeben – allerdings nur in Verbindung mit dem Zuschlag der Fernsehrechte, die jedoch nach langem Hin und Her abermals an Sky und ORF gingen, womit das Angebot des jungen Salzburger Senders vom Tisch war.
Die Erste Liga: Ein medialer Schlager
Angesichts der Entwicklung, die die Erste Liga im vergangenen Jahrzehnt genommen hat, mutet es etwas eigenartig an, dass sich derzeit kein Ligasponsor finden lässt. Denn gerade im Bereich der Medienpräsenz, der für die Sponsoren besonders bedeutend ist, wurden Jahr für Jahr große Fortschritte erzielt. Gab es in der ersten Saison unter Red Zac gerade einmal eine Hand voll Livespiele auf ORF Sport Plus, wurden 2004/05 mit dem Einstieg von Premiere (heute Sky) erstmals alle Spiele live übertragen, jedoch nicht mehr im frei empfangbaren Fernsehen. Heute gibt es neben der umfassenden Berichterstattung durch Sky auch pro Runde ein Spiel im Free-TV auf ORF Sport Plus, dazu wurde die Berichterstattung im Internet stark ausgebaut, so finden sich Highlights aller Partien in Form von Videos bei Laola1.tv und seit wenigen Wochen sind sämtliche Spielzusammenfassungen auch auf den Webseiten der Bundesländerzeitungen (z.B. Kleine Zeitung, Tiroler Tageszeitung oder Oberösterreichische Nachrichten) zu finden, was zu einer weiteren Steigerung der medialen Reichweite beiträgt.
Verdeutlicht wird der mediale Aufschwung auch dadurch, dass sich alleine in den ersten 18 Runden der Saison 2010/11 die Berichterstattung verglichen mit dem selben Zeitraum des Vorjahres von 169,6 auf 244,2 Fernsehstunden gesteigert hat und der gesamte Werbewert der Liga von 8,7 auf 9,8 Millionen Euro gestiegen ist.
Deutschland, Italien und Österreich
Generell befindet man sich in Österreich was die Fernsehberichterstattung der zweithöchsten Spielklasse angeht auf einer Insel der Seligen. Zwar flimmern die Zusammenfassungen im ORF weiterhin zu nachtschlafender Stunde über die Bildschirme, was für viele Fans ein großes Ärgernis darstellt, jedoch gibt es mit Deutschland und Italien nur zwei weitere europäische Länder, in denen von allen Partien der zweiten Liga Livebilder zu sehen sind. In mit Österreich vergleichbaren Ländern sieht die Situation wesentlich trister aus, so beschränkt sich die Berichterstattung der Schweizer Challenge League etwa auf ein Livespiel pro Runde, von den meisten Partien gibt es nicht einmal bewegte Bilder.
Die Liga auf dem sportlichen Höhenpunkt?
Jedoch nicht nur das mediale Umfeld ist für einen Namenssponsor prädestiniert, auch bezüglich Attraktivität hat die Liga in der heurigen Saison einen vielleicht noch nie dagewesenen Level erreicht. So tummeln sich derzeit viele Traditionsmannschaften mit großem Anhang in der Ersten Liga, dazu kommen zahlreiche Derbies und eine generell sehr spannende tabellarische Ausgangssituation. Das Erste-Liga-Eisen ist momentan so heiß wie schon lange nicht mehr und deshalb sollte die Bundesliga tunlichst danach trachten, dieses auch baldigst zu schmieden, denn gerade in Österreich, dem Land der zahlreichen Konkurse und Lizenzverweigerungen ist es alles andere als gewiss, dass der vorherrschende Zustand auch in den nächsten Jahren weiterhin Bestand haben wird. Zwar klopft mit dem GAK ein weiterer Publikumsmagnet relativ laut an die Tür des Profifußballs, dennoch wäre es ratsam, die Gunst der Stunde zu nutzen und einen Abnehmer für die Namensrechte zu finden.
In der Saison 2007/08 – also vor gerade einmal vier Jahren – lautete die Zusammensetzung der Ersten Liga noch Kapfenberg, Gratkorn, Austria Lustenau, FC Lustenau, Austria Wien Amateure, Salzburg Amateure, Schwanenstadt, Schwadorf, FC Kärnten, Parndorf und Bad Aussee. Ohne einem der Vereine zu nahe treten zu wollen, bezüglich Attraktivität liegen zwischen dieser und der aktuellen Zusammensetzung kleine Welten. Sollte wieder ein Rückfall auf ein solches Niveau passieren, wäre es vermutlich noch erheblich schwerer als es ohnehin schon ist, einen Bewerbssponsor zu finden.
Die Erste Liga ist ein gutes Produkt, doch wann findet sich ein Sponsor?
Natürlich ist es verständlich, dass sich die Liga nicht unter ihrem Wert verkaufen will, hat dieser Zustand jedoch über mehrere Jahre Bestand, nützt dieses hehre Ansinnen den Vereinen auch nichts, da nun mal keine Einnahmen auf der Habenseite stehen. Und auch der Werbewirtschaft sollte klar sein, dass selbst in Zeiten der konjunkturellen Krise mit einem nicht übermäßig hohen Beitrag die mediale Aufmerksamkeit schlagartig erhöht werden könnte, vor allem in der Zielgruppe der Fußballaffinen.
Insgesamt gibt die Bundesliga auch in dieser Causa leider kein sonderlich gutes Bild ab, denn seit mittlerweile anderthalb Jahren wird beteuert, dass man in guten Gesprächen stehe, ein Abschluss lässt jedoch weiterhin auf sich warten. Gemeinsam mit den Geschehnissen der letzten Monate wie den Undurchsichtigkeiten im Falle der Doppelverträge oder der in vielen Punkten fragwürdigen Ausschreibung und Vergabe der Fernsehrechte kommt der gemeine Betrachter zu dem Schluss, dass bezüglich Professionalität seitens der Bundesliga einiges an Aufholbedarf besteht.
OoK_PS, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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