Es sind nicht gezwungenermaßen die Top-Torjäger oder Hexer zwischen den Pfosten, die den Kampf um den Aufstieg in die tipp3 Bundesliga powered by T-Mobile... Die Hoffnungsträger mit Auge und Gefühl – diese Mittelfeldspieler können im Aufstiegskampf den Unterschied ausmachen!

Es sind nicht gezwungenermaßen die Top-Torjäger oder Hexer zwischen den Pfosten, die den Kampf um den Aufstieg in die tipp3 Bundesliga powered by T-Mobile entscheiden. Eine wichtige Rolle nehmen die Ideengeber und Kreativspieler aus dem Mittelfeld ein. Und jeder der drei vorweggenommenen Aufstiegskandidaten hat einen solchen…

Der Titelkampf in der Heute-für-Morgen-Erste-Liga wird heuer aller Voraussicht nach zwischen dem SC Rheindorf Altach, dem WAC/St.Andrä und dem LASK ausgetragen. Nach dem fulminanten Saisonstart der Wolfsberger, die in den letzten Spielen in eine unangenehme Unentschiedenserie abgedriftet sind, näherten sich Altach und der LASK langsam aber stetig der Spitze. Aktuell führt Altach mit 30 Punkten die Tabelle an, zwei Punkte dahinter liegt der WAC, zwei weitere Punkte später folgt der Absteiger aus Linz.

Das Toptalent aus Wien-Umgebung

Der Trumpf des SCR Altach ist das Kollektiv. Adi Hütter muss keine Stars bei Laune halten, einer läuft für den anderen, selbst der spanische Topscorer Tomi, der bisher bei neun Saisontreffern hält, stellt sich Woche für Woche vorbildlich in den Dienst der Mannschaft und legt seine Rolle als Stürmer sehr modern aus. Einer der interessantesten Spieler der Vorarlberger ist jedoch der junge Daniel Schöpf. Der 21-Jährige stammt aus dem Nachwuchs von Gerasdorf/Stammersdorf nahe Wien. Ein ehemaliger Nachwuchstrainer des heutigen U21-Teamspielers versprach einst, dass dieser Junge seinen Weg in der Bundesliga, vielleicht sogar im Nationalteam gehen wird. 2007 wechselte Schöpf von Gerasdorf zu Austria Wien – ein besonderer Wechsel für den glühenden Austria-Fan. Schöpf hinkte jedoch physisch hinterher, schaffte daher den Sprung in die Kampfmannschaft der Wiener Veilchen nicht und wurde an den FC Lustenau abgegeben, wo er zum Leistungsträger avancierte. Es folgte ein Wechsel nach Altach, wo er einen Zweijahresvertrag unterschrieb und nun langsam in der ersten Elf Fuß fassen kann. Von allen jungen Mittelfeldspielern des ehemaligen Bundesligaklubs hat Schöpf wohl das größte fußballerische Potential und die neun Saisontreffer und drei Assists für den FC Lustenau aus der Vorsaison beweisen, dass er weiß, wo das Tor steht. Schöpf, der auch das Auge für seine Mitspieler hat, wurde zu Beginn der Saison von Verletzungen zurückgeworfen, wird jedoch im weiteren Verlauf der Spielzeit zu einem wichtigen Faktor im Altacher Aufstiegskampf werden.

Der Kunstschütze aus Madrid

Denker, Lenker und Kunstschütze in Nenad Bjelicas in Wolfsberg ansässigem Team ist der Spanier Maria Jacobo Ynclan. Erst im gestrigen Spiel bei Austria Lustenau machte der 27-jährige Spanier mit einem erneuten Zaubertor von sich reden. Der feine Techniker kam zu Beginn der Saison vom spanischen Drittligisten Alcalá, der einige seiner Spieler über Monate nicht bezahlte. Seine vorherigen Engagements, etwa in der B-Elf von Atletico Madrid oder das Leihgeschäft mit dem belgischen Klub Excelsior Mouscron beweisen, dass man schon früher ahnte, dass Jacobo ein vielversprechender Fußballer werden kann. In Kärnten glänzt der Iberer vor allem durch seine feine Ballbehandlung und die enorm starke Schusstechnik, die heuer bereits einige Fans mit der Zunge schnalzen ließ. Aktuell wäre Jacobo wohl für die Hälfte der österreichischen Bundesligateams eine gern gesehene Verstärkung. Bis es jedoch zum Bundesligadebüt Jacobos kommt (und dazu wird es – bei welchem Verein auch immer – kommen, sollte er Österreich nicht in absehbarer Zeit verlassen), wird er seine Brötchen weiterhin in Wolfsberg verdienen und dort weiterhin im Rampenlicht für höhere Aufgaben stehen.

Der verrückte, schlampige Brasilianer

Die Elf des Bundesligaabsteigers aus Linz war zuletzt bieder. Technisch herausragende Kicker mit denen sich der Fan identifizieren konnte, waren Mangelware. Hoffnung auf eine Wende machte der 26-jährige Brasilianer Luiz Henrique de Oliveira, den Spielervermittler Max Hagmayr in Penápolis im brasilianischen Bundesstaat Sao Paolo ausgrub. Nach einem kurzen Vertrags-Hickhack sicherte sich der LASK schließlich die Dienste des technisch starken Offensivmannes fürs Mittelfeld, der früher bereits in Dubai spielte und zuletzt bei CA Penápolense engagiert war. Luiz Henrique überzeugte die Fans schnell, seine Ballbehandlung ist für Österreichs zweite Spielklasse einzigartig und inklusive Cup stehen bereits drei Treffer in sechs Pflichtspielen zu Buche. Zudem verkörpert Luiz Henrique ein wenig das Klischee des verrückten, schlampigen brasilianischen Ballkünstlers. Als er im Heimspiel gegen die Vienna das 1:0 für den LASK erzielte, zog er sein Trikot aus und trug darunter dasselbe nochmal. Das entledigte Trikot warf er in den Sektor der jubelnden LASK-Anhänger. Mit dieser Aktion fing er sich zwar eine gelbe Karte ein, entfachte aber dennoch kurzfristig Feuer, brachte einen Touch der großen, weiten Fußballwelt auf die Linzer Gugl. Genau wie Schöpf oder Jacobo wird auch Luiz Henrique in dieser Saison noch große Spiele abliefern – er ist derjenige, der für den LASK den Unterschied ausmachen kann, wenn es zum Ende der Saison ans Eingemachte geht.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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