„Weu du bist zum schneidn schoaf in deina neichn Schoin!“ sang Ostbahn Kurti in der Übersetzung des Liedes „Sharp dressed man“ von ZZ Top. Das Lied dreht sich um einen, der gut ausschaut, aber nichts ist. Mit der neuen NV Arena möchte der SKN St. Pölten beweisen, dass man nicht nur gut aussieht.
Das neue Umfeld
Der SKN St. Pölten war im vergangenen Jahr die Mannschaft, die am meisten Großchancen in der Heute-für-Morgen-Erste-Liga. Gut aussehen und wenig erreicht. Selbiges Problem schwebt über den Köpfen, denn zum tollen Spiel, das nicht in Punkte umgemünzt werden konnte, erhielten die St. Pöltner nun ein schönes 8.000-Zuschauer-Schmuckkästchen hingestellt. Die NV-Arena spielt alle Stückerl, hinter dem Team steht noch dazu ein großes Team, das den Erfolg in der kommenden Spielzeit garantieren soll. Headcoach ist Martin Scherb (43), der als Spieler keine große Karriere hinlegte. In seiner Vita befinden sich Vereine wie der SV Maria Anzbach, der SV Gmünd oder der SC Herzogenburg. Seinen Weg zum SKN St. Pölten fand er 2007, als Walter Hörmann im Januar hinschmiss und man nach einer billigen Lösung suchte. Scherb, der schon von 1998 bis 2003 als Nachwuchstrainer beim SKN gearbeitet hatte, war diese Lösung. Im Jahr 2007/08 gewann er den Titel in der Regionalliga Ost. Der gebürtige St. Pöltner leitet die Geschicke des Vereins wie einer, der sich mehr beweisen muss, als andere, die möglicherweise einen großen Namen haben.
Dieses harte Arbeiten schlägt sich auch in dem großen Team nieder, das hinter Scherb steht. Neben den etatmäßigen Co- und Tormanntrainern Hannes Spilka und Ernst Scherr gibt es noch Thomas Haiderer (Teambetreuer), Christoph Reisinger (Athletiktrainer), einen Sportpsychologen und je zwei Masseure und Teamärzte. Auf dieser breiten Basis entstehen die Trainingspläne. Das Team ist aber nicht übermäßig groß, sondern sollte generell der Standard sein. Wo sich andere Coaches auf ihre große Karriere verlassen, baut Scherb auf state-of-the-art-Knowhow. Eine internationale Selbstverständlichkeit ist in Österreich aber eben eine Außergewöhnlichkeit.
Eine junge Bande
Der Sportklub Niederösterreich stellt den jüngsten Kader der Heute-für-Morgen-Erste-Liga. Ein entscheidender Faktor in der jungen Truppe ist Spielmacher Alejandro Velasco Fariñas, kurz Jano (25), der erst im Januar kam. Der defensive Mittelfeldspieler ist ein sehr moderner Sechser, der in 14 Spielen bereits vier Tore erzielen und zwei weitere vorbereiten konnte. Dazu sicherte sich der SKN die Dienste von Innenverteidiger Raphael Rathfuss (25), der zuletzt bei der Vienna kickte und von Konstantin Kerschbaumer (20). Auf den zentralen Mittelfeldspieler hält man auch bei Rapid Wien große Stücke, nun soll er für ein Jahr in St. Pölten reifen. Ein ganz wichtiger Mann ist weiter Stürmer Daniel Segovia (27). Der Spanier erzielte in der abgelaufenen Saison 17 Tore, spielte im Nachwuchs bei Rayo Vallecano und Real Saragossa. Sein großes Talent beweisen konnte Stephan Zwierschitz (21). Der Außenverteidiger, der auf beiden Außenbahnen spielen kann, ist auch U21-Teamspieler.
Die flexible Taktik
Im Grunde genommen schickt Martin Scherb seine Mannschaft im 4-4-2 auf das Feld. Innerhalb dieses Systems wird aber viel Flexibilität an den Tag gelegt, die Ausrichtung der Spieler erfolgt in Bedacht auf die eigenen Stärken und in Bezug auf die Schwächen des Gegners. Knackpunkte sind die Ausrichtung des zentralen Mittelfelds, das über eine hohe spielerische Qualität verfügt und die Ausrichtung der zweiten Spitze. Alle Spieler sind viel unterwegs und St. Pölten möchte offensiv und druckvoll zu Werke gehen. Das passiert immer mit einer geordneten Defensive. In der vergangenen Saison verließen die St. Pöltner zwar 13 Mal als Verlierer den Platz, fünf Niederlagen waren aber mit nur einem Tor unterschied, nur zwei Mal wurden drei Tore kassiert. Neun Partien gingen vor der Winterpause verloren, als zwischenzeitlich bis zu zehn Spieler verletzt waren.
Wunschaufstellung
Im Bereich des Möglichen
Ein Aufstieg ist möglich. Warum auch nicht, denn es gibt ein junges, hungriges Team, das sich stetig weiter entwickelt und dazu gibt es ein schmuckes Stadion. Wenn der SKN die Abschlussschwäche ablegt, kann in der niederösterreichischen Landeshauptstadt eine Euphorie entstehen, die die „Wölfe“ Richtung Bundesliga puscht. Allerdings muss bei Zweitligisten bedacht werden, dass sehr gute Spieler auch schnell abhanden kommen können. Dafür hat das Team um Martin Scherb aber sicherlich auch eine Lösung, denn die Voraussetzungen sind eigentlich nur bei Altach oder der Lustenauer Austria auf dem Niveau.
Georg Sander, abseits.at
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