Die Relegation bringt neben den vielen, längst bekannten Nachteilen einen einzigen Vorteil: Sie bietet die Möglichkeit, dank der direkten Duelle die einzelnen Regionalligen miteinander... Die Relegationsspiele zur zweiten Liga – Statistik des bisher Geschehenen und Vorschau

Die Relegation bringt neben den vielen, längst bekannten Nachteilen einen einzigen Vorteil: Sie bietet die Möglichkeit, dank der direkten Duelle die einzelnen Regionalligen miteinander zu vergleichen.

Mit der Abschaffung der 16er-Liga nach der Saison 97/98 wurde die Relegation zur Ermittlung der Aufsteiger in die zweite Leistungsstufe eingeführt. Nach dem Experiment 12er-Liga (04/05 bis 08/09) mit Direktaufsteiger wurde dann die Relegation im selben Modus wieder eingerichtet: Jährlich muss nun ein Regionalliga-Meister gegen den Tabellenneunten der zweiten Liga antreten, während die zwei anderen Regionalliga-Meister gegeneinander um ein weiteres Erstligaticket kämpfen.

Die bisherigen Relegationsduelle

Landläufig gilt die Faustregel, die von diversen Beobachtern und Experten immer wieder geäußert wird: Die Qualität der Regionalligen nimmt von Osten nach Westen hin ab. Diesem Bild entspricht vielleicht die Anzahl der in der Liga vertretenen Bundesliga-Altstars. Die direkten Vergleiche der Regionalligen in den Relegationsspielen seit 97/98 geben aber eine andere Auskunft. Am stärksten schnitten über die Jahre bei den tatsächlich stattgefundenen Relegationsspielen die Mannschaften der Regionalliga-Mitte ab: Sechs Mal konnte ein RLM-Vertreter die Relegation erfolgreich bestreiten, fünf Mal der Vertreter der RLW. Die Vertreter der Regionalliga Ost hingegen haben nur zweimal die Relegation überstanden: 1999 der SC Untersiebenbrunn gegen den damaligen Neunten der 2.Liga (SV Spittal) und 2000 der SV Mattersburg gegen den FC Lustenau aus der Regionalliga West. Seitdem blieben die RLO-Vertreter in der Relegation stets glücklos, lediglich der Wiener Sportklub konnte trotz verlorener Relegation aufsteigen, da 2002 erst nach den Relegationsspielen über den Lizenzentzug des damaligen FC Tirol entschieden wurde. Schwach ist auch die Bilanz aller Tabellenneunten aus der zweiten Leistungsklasse: Nur der FC Lustenau (2002), Bad Bleiberg (2003) und die Vienna (2011) konnten über die Relegation die Liga halten – zwei davon übrigens gegen Ostligisten.

Die weiterführenden Erfolge der Relegationssieger

Von allen Vereinen, die sich über die Relegation in die zweite Liga kämpfen mussten, haben jeweils zwei aus der RLW und der RLM später auch den Aufstieg in die Bundesliga geschafft (Innsbruck und Altach bzw. Kapfenberg und WAC/St.Andrä). Aus der Regionalliga Ost ist dies nur dem SV Mattersburg gelungen. Die weiteren zwei Aufsteiger in die heutige tipp3 Bundesliga, die in diesem Zeitraum aus der Region Ost kamen, sind bekanntermaßen eigentlich gar nie aus der Regionalliga aufgestiegen: Sowohl Admira (dank Schwadorf), als auch Wiener Neustadt (dank Schwanenstadt) haben durch einen Lizenzhandel die zweite Liga erreicht. Freilich, zwischen 2005 und 2008 hätte es ohnehin den Direktaufstieg in die zweite Liga gegeben.

Fazit?

Die Relegation ist sicher keine ideale Möglichkeit, die Qualität der Regionalligen zu vergleichen, aber eben die einzige mit direkten Duellen. In zwei Relegationsspielen unter extrem viel Druck kann viel passieren. Eine langfristige Beobachtung jedoch zeigt, dass zumindest kein signifikanter Qualitätsverlust von West nach Ost vorhanden sein dürfte – laut den bisherigen Ergebnissen schaut es eher andersrum aus. Doch bereits kommende Woche kann der SV Horn die Statistik etwas zurecht rücken – oder eben bestätigen.

Relegationsduell SV Horn (RLO) – WSG Wattens (RLW)

Sowohl die Trainer beider Mannschaften (Michael Streiter, Horn bzw. Roland Kirchler, Wattens), als auch deren Co-Trainer (Christoph Westerthaler, Horn bzw. Robert Wazinger, Wattens) haben bereits vor über 20 Jahren gemeinsam unter Ernst Happel in Innsbruck gespielt. Sie kennen sich also gut und lange. Nominell hat Horn den besseren Kader, mit einigen bekannten Namen wie Sascha Pichler oder Mario Konrad. Doch Wattens hat in der Regionalliga eine sensationelle Saison gespielt, ohne auch nur ein einziges Spiel verloren zu haben. Nur 14 Tore mussten hingenommen werden – Trumpf ist die Defensive. Umgekehrt verhält es sich mit Horn: Immerhin 70 Tore hat man in den 30 Runden der Regionalliga Ost erzielt – und damit mit Abstand die meisten. Einen logischen Favoriten gibt es wohl nicht. Unbestritten ist, dass beide als Meister der jeweiligen Regionalliga den Aufstieg verdient hätten.

Relegationsduell GAK (RLM) – TSV Hartberg (Erste Liga)

Die Hartberger kommen trotz der niedrigsten Punktezahl nach 36 Runden in der zweiten Liga noch zu einer Chance auf den Klassenerhalt. Durch den Lizenzverlust des LASK und die damit verbundene Rückreihung auf Platz 10, dürfen die Hartberger gegen den GAK antreten. Dem GAK kann nach einer tollen Saison sportlich fast schon egal sein, wie der Gegner heißt – zumindest die Reise zum Auswärtsspiel nach Hartberg fällt deutlich kürzer aus als nach Lustenau. Daher dürfte die Unterstützung der GAK-Fans auch in Hartberg entsprechend groß werden. Zumal die Fans das umstrittene Aufstiegsduell mit Hartberg vor drei Jahren noch nicht vergessen haben und auf Revanche brennen: Damals war der GAK vor der letzten Runde Tabellenführer, punktegleich mit Hartberg. Das letzte Saisonspiel gewannen die Grazer damals zwar knapp, dank eines unüblich hohen Sieges der Hartberger gegen SAK Klagenfurt wurden die Grazer aber trotzdem von der Spitze verdrängt und mussten in der Regionalliga bleiben – wegen des etwas schlechteren Torverhältnisses. Die Hartberger mussten aufgrund der unklaren Lage beim LASK ihren Urlaub aufschieben, um sich für eine eventuelle Relegation vorzubereiten. Im Cup haben sie den schwarzen Grazern schon ein Bein gestellt, in der Relegation wollen sie nun die roten Grazer ärgern. Ein brisantes Duell um den Platz in der zweiten Liga ist damit garantiert!

Matthias Pokorny, abseits.at

Matthias Pokorny

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