Nach einer ausgeglichenen zweiten Hälfte siegen die Innsbrucker daheim gegen den Tabellenzweiten LASK. Der Fokus auf Individualität brachte den Linzern in diesem Spiel nichts,... Diesmal stach die individuelle Klasse nicht: Der LASK verliert in Innsbruck

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Nach einer ausgeglichenen zweiten Hälfte siegen die Innsbrucker daheim gegen den Tabellenzweiten LASK. Der Fokus auf Individualität brachte den Linzern in diesem Spiel nichts, während sich die Hausherren in der zweiten Hälfte vor allem strukturell verbessert zeigten.

Prinzipielle Ausrichtungen

Die Innsbrucker versuchten in der Offensive dominant aufzutreten und schoben beide Außenverteidiger im Aufbau weit nach vorne, um bessere Verbindungen untereinander herstellen zu können. Weit nach vorne ging jedoch nur der ballnahe Außenverteidiger, der ballferne rückte neben die Innenverteidiger um eine stabilere Restverteidigung  zu bilden. Säumel agierte als tieferer von beiden Sechsern und sollte der Fixpunkt der Ballzirkulation sein.

Der Ex-Nationalspieler wurde jedoch von den Linzern isoliert, sodass man meist den Weg über den aktiven Schimpelsberger auf rechts suchte. Selten fand man von hier wieder den Weg in die Mitte, dies schien jedoch auch nicht unbedingt gefordert zu sein, man bevorzugte offenbar Flügeldurchbrüche. Eler und Kerschbaum boten sich zwar oft in den Halbräumen an, suchten jedoch meist nur den Doppelpass mit dem Flügelspieler.

Im Presssing agierte man oft im 4-4-2 und versuchte die Gäste nach hinten und zu hohen Bällen zu drängen. Im Mittelfeldzentrum versuchte man durch Mannorientierungen Zugriff zu erhalten, während Kerschbaum und Eler die oberösterreichischen Innenverteidiger attackierten. Jene suchten sowieso jedoch oft den hohen Ball, weshalb ein weites Aufrücken der Innsbrucker selten vonnöten war.

Der LASK trat nominell im 4-4-1-1 an, im Ballbesitz zeigte sich eine 4-4-2-Grundordnung, die durch die Nichtbesetzung des Zehnerraums auffiel. Ohnehin wollte der LASK so schnell und direkt vors gegnerische Tor kommen wie möglich, man legte deshalb nicht viel Wert auf sauberen Aufbau (obwohl das eine das andere nicht ausschließt, im Gegenteil). Mit Durchbrüchen auf den Flügeln wollte man Torchancen generieren, weshalb Mayer und Kerhe auf den Außenbahnen immer wieder den Weg in die Tiefe suchten und dort Bälle forderten. Schlechte Verbindungen ließen jedoch als Folgeaktionen selten mehr zu als Flanken.

Im Pressing agierten die Linzer sehr mannorientiert, sodass sich die 4-4-1-1-Grundordnung immer wieder verformte und für Unkompaktheit in Horizontale und Vertikale sorgte. Aus diesen Mannorientierungen wurde dynamisch aus der Formation gerückt wenn die Gäste eine Chance auf Ballgewinn sahen.

Nach wenigen Minuten Spielzeit agierte man nun mit einem Doppelsturm im Pressing. Dies half dabei, Säumel als tieferen Sechser im Spielaufbau zu isolieren, Fabiano nahm ihn situativ auch immer wieder in Manndeckung. Zudem rückte man immer öfter weit in ein 4-2-4 auf, die Mannorientierungen brachten die Innsbrucker dazu, hohe Bälle im Aufbau zu schlagen.

Zäher Beginn

Beide Mannschaften neutralisierten sich ob ihrer risikolosen Spielweise. Zwar bekamen die Innsbrucker am Anfang etwas mehr Zeit um einen geordneten Spielaufbau zu starten, da dies jedoch  zu Beginn gute Ansätze zeigte, agierten die Linzer etwas druckvoller und um zehn Meter höher im Pressing, was den Gastgebern bereits den Wind aus den Segeln nahm.

Die höhere Ausrichtung der Gäste sorgte für ratlose Grün-Schwarze, deren Positionsspiel eindeutig zu starr war. Dies führte zu vielen hohen Bällen im Aufbau der Gastgeber. Da die LASKler von Beginn an die Strategie mit hohen und direkten Bällen verfolgten, flachte das Spiel bereits nach wenigen Minuten ab

Taktische Probleme bei Innsbruck

Durch die konsequent ausgeführten Mannorientierungen der Linzer hatte zumindest ballnah jeder Innsbrucker Spieler einen direkten Gegner, weshalb die primären Aufbauspieler nun nicht mehr den Mut besaßen, den Ball flach nach vorne zu bringen. Diese Probleme wurden durch mangelndes und falsches Freilaufverhalten noch unterstützt. Selten nutzten die Spieler Auftaktbewegungen, auch weiträumiges Freilaufen oder Positionswechsel wären ein Mittel gewesen, um die Defensive der Gäste zu knacken.

Das Positionsspiel war zu starr, einzig in höheren Zonen bekam man etwas Fluidität durch entgegengesetztes Freilaufen von Eler und Kerschbaum ins Spiel. Dies reichte jedoch nicht, sodass man sich oft im Passspiel verzettelte und den Ball scheinbar leichtfertig hergab.

LASK kontert über die Flügel

Die Gäste aus Linz waren von Beginn an auf einen sehr direkten Ballvortrag bedacht. Dabei nahm man fehlende Genauigkeit und Sauberkeit in Kauf. Oft wurde der Ball von den Innenverteidigern hoch auf die Flügel geschlagen. Von dort aus starteten, wie oben bereits erwähnt, Mayer und Kerhe hinter die Abwehr. Die Erfolgsquote dieser Pässe war natürlich denkbar gering. Ab und an boten sich Gartler und Fabiano für Zuspiele an, dies war jedoch eine Seltenheit, sollten sie doch für folgende Hereingaben im Strafraum zu finden sein.

Durch das quasi nicht vorhandene Aufbauspiel gelangte der LASK fast durchwegs über Ballgewinne in Offensivaktionen. Das nach zehn Minuten höher angelegte Pressing trug zu mehr Spielkontrolle der Gäste bei, die mit situativ gutem, jedoch nicht wirklich strukturiertem, Gegenpressing die zweiten Bälle aufklauben und Kontern konnten.

Durch zwei dieser Konter kam man auch zu guten Abschlüssen, die jedoch nicht genutzt wurden. Einmal kam der an diesem Tag sehr aktive Mayer sogar allein vor dem Tormann zum Abschluss, seinen Lupfer konnte Grünwald jedoch parieren. Der Wacker-Keeper klärte mit dem Kopf und musste mit einem ordentlichen Brummschädel ausgewechselt werden.

Tor inspiriert Aktivität

Die zweite Halbzeit startete mit dem strukturell besten Angriff der Innsbrucker, den sie sogleich zum 1:0 verwandelten. Durch optimale Breitenbesetzung, gegnerschlagende Dribblings und Diagonalität im Passspiel kam der Ball zu Hauser, dessen Schuss abgefälscht im Tor landete. Das Tor schien die Innsbrucker mutiger zu machen, vor allem aber aktiver ohne Ball. Diese neu gefundene Aktivität manifestierte sich im verbesserten Positionsspiel. Anvisieren freier Räume im Ballbesitz sowie Direktspiel stellte die mannorientierten Linzer vor Probleme, die nun zunehmend mit Fouls den Spielfluss zu stoppen versuchten.

Den Innsbruckern gelang nur wenige Minuten später ein zweites Tor, diesmal durch einen Elfmeter, den Eler zum 2:0 verwandelte.

Offenes Visier

Der LASK wollte nun natürlich mehr riskieren, den Gästen aus Oberösterreich gelang jedoch kaum etwas. Zwar war man nicht schlechter als vor der Pause, die Gastgeber jedoch  deutlich verbessert. Diese verteidigten nun etwas tiefer und etwas kompakter, konnten mit der Doppelspitze Eler und Kerschbaum, sowie dem im Halbraum oft aufrückenden Torschützen Hauser, effektiv kontern und den LASK herausfordern.

Die Linzer offenbarten zwar auch zentral, aber vor allem auf den Flügeln hinter den aufrückenden Außenverteidigern immer wieder große Räume, die Wacker zum Kontern nutzen konnte, wenngleich nichts Zählbares aus diesen schnellen Gegenstößen heraussprang. So neigte sich das Spiel dem Ende zu, ohne dass der LASK noch richtig gefährlich werden konnte.

Fazit

Die individuelle Qualität wussten die Linzer diesmal nicht auszuspielen. Die erste Halbzeit verlief eigentlich typisch, ausgeglichen und unstrukturiert auf beiden Seiten, mit leichtem Chancenplus für den LASK. Das 1:0 der Innsbrucker gleich nach Wiederanpfiff machte den Spielplan der Gäste jedoch deutlich unwirksamer. Das 2:0 durch einen Strafstoß brachte dann die Entscheidung, auch wenn Luckeneder in der 92. Minute noch das 2:1 erzielen konnte.

David Goigitzer, abseits.at

David Goigitzer

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