Eine von Neutralisation geprägte erste Halbzeit, das Warten auf ein Tor des SKN St. Pölten im zweiten Durchgang. Doch ein kurzer Moment der Unachtsamkeit... Duell der Wölfe geht an schwache Kärntner – WAC/St. Andrä gewinnt gegen SKN St. Pölten mit 2:0 (0:0)

Eine von Neutralisation geprägte erste Halbzeit, das Warten auf ein Tor des SKN St. Pölten im zweiten Durchgang. Doch ein kurzer Moment der Unachtsamkeit bringt dem WAC/St. Andrä drei unverdiente Zähler. Topcagic (85.) und Jacobo (87.) nutzen einen kurzen Moment der Schwäche aus.

Wenig los in Durchgang eins

Die erste schöne Aktion entstand erst in der 18. Minute, als Jano tief geschickt wurde und dieser den Ball zur Mitte spitzelte. Thomas Fröschl konnte den Ball aber nicht mehr entscheidend Richtung langes Eck drücken. Eine Minute später hämmerte Gernot Suppan das Spielgerät vom Strafraumeck aufs Tor von Christoph Riegler – der musste den wuchtigen Schuss zur Ecke abwehren. Die St. Pöltner erspielten sich mehr Spielanteile und kamen durch Jochen Fallmann und seinen Freistoß vom Sechzehner zur ersten Großchance (28.) Der Verursacher des Freistoßes, Gernot Messner, erhielt die gelbe Karte. Die nächste gefährliche Szene war ein direkt auf Dobniks Tor getretener Eckball in der 38. Minute, der aber auf dem Tornetz landete. Michael Popp holte sich dann kurz vor der Pause noch eine Gelbe ab.

Das Spiel nimmt nach der Pause Fahrt auf

Zur Pause kam Solano beim WAC für Michael Sollbauer. Beide Teams kamen engagiert aus der Kabine und kamen gleich in den Anfangsminuten zu guten (Halb-)Chancen. Im Endeffekt schienen die Trainer in der Pause die Handbremse etwas gelockert zu haben, das Spiel nahm Fahrt auf und wurde trotz mangelnder Torchancen zusehends intensiver, Thomas Fröschl sah in Minute 57 die gelbe Karte wegen gestreckten Beins. In der 60. Minute wurde Falk dann endlich einmal gut eingesetzt. Sein Schuss aus dem Strafraum strich aber über das Tor hinweg. Daraufhin zog Zwierschitz keine zwei Minuten später nach einer Flanke ein paar Meter allein vor Dobnik, fand aber nicht nur eine tolle Chance, sondern auch im Torhüter seinen Meister. Und St. Pölten legte nach: Dominik Hofbauer schoss aus gut 25 Metern knapp über den Kasten (64.). Dann verhinderte Metall die Führung der Gäste. Hofbauer mit einem weiten Ball in den Sechzehner, im Getümmel wurde der Ball abgelenkt und sprang von der Latte zurück ins Spiel (65.) Kurz darauf stand Jovanovic einem guten Volley-Schuss von Fröschl im Weg.  Die Niederösterreicher wurden heiß und heißer.

Topcagic und Jacobo stellen Spielverlauf auf den Kopf

Ambichl kassierte wegen eines taktischen Fouls eine Gelbe. In der 73. Minute setzte dann Segovia Hofbauer gut ein, seinem Schuss lag in der Hektik aber eine falsche Schusstechnik zu Grunde. Dann schlief das Spiel wieder ein, denn St. Pölten hatte mit dem einen Punkt im Grunde genommen das erreicht, was man ohnehin schon vor dem Spiel wollte. Wer sich fragt, was mit dem WAC los war, findet hier die Antwort: Der war quasi inexistent. Topcagic ersetzte in der 81. Minute Micic, nun waren drei Spitzen am Feld. Kurz darauf verließ Ambichl das Feld und Robert Gruberbauer sollte dem Spiel in der Schlussphase noch einmal Stabilität verleihen. Und nach 85 Minuten wurde das Spielgeschehen vollkommen auf den Kopf gestellt. Zunächst brachte Kreuz eine Flanke zur Mitte, Falk legte auf Jacobo ab, scheiterte noch an Riegler, dann brachten die Gäste den Ball nicht weg, das Spielgerät flog Topcagic vor die Füße und der schoss zum 1:0 ein. Eine Minute später nutzte Jacobo einen weiteren Fehler aus und schon stand es 2:0.

Neutralisierung

Beim Länderduell zwischen Kärnten und Niederösterreich stand vor allem eines im Vordergrund: Die als äußerst talentiert geltenden Trainer Nenad Bjelica und Martin Scherb. Im Gegensatz zum eher starren 4-4-2, das die Aufstellungen vermuten lassen könnten, verfügten beide Mannschaften über zumindest einen äußerst ambitionierten Mittelfeldspieler. Als box-to-box-Player durften sich Markus Kreuz bzw. Jano verstehen.

Die Ansätze dessen, was die Trainer unter Pass-orientierter Spielanlage verstanden, waren stets erkennbar. Dass beide Teams über im Grunde genommen stabile Abwehrformationen verfügten, verunmöglichte in der ersten Halbzeit das Kreieren von Chancen. Dadurch litt das Spiel merklich. Bis zu den Sechzehnern verfügten beide Teams über eine gute Handhabe, sich in die Position für den letzten Pass zu bringen, dieser kam aber zu selten.

Leichtigkeit weg bei WAC

Beide Teams versuchten, ihre Flügelspieler ins Spiel zu bringen. Das waren vor allem die Rechtsfüße Manuel Kerhe beim WAC und Stephan Zwierschitz bei den Niederösterreichern. Sie  waren oft die bestimmenden Figuren, wenn es nach vorne ging. Dass natürlich die behäbig vorgetragenen Angriffe den Abwehrreihen viel Zeit einräumten, sich zu ordnen, soll dabei nicht unerwähnt bleiben. Die  Kärntner griffen auf einen antiquierten Plan zurück: Hohe Bälle auf Falk, der dann in die zweite Reihe ablegte. Überhaupt ließen sie nach den mauen letzten Ergebnissen mit dem erst spät gesicherten Punkt gegen den Abstiegskandidaten aus Wien-Döbling und der unglücklichen Niederlage gegen den LASK so gut wie jegliche Leichtigkeit vermissen. In Durchgang zwei wurde das Spiel zwar variabler, die Bälle aus der Tiefe auf die Sturmspitzen endeten aber zumeist im Abseits.

St. Pölten nutzt Räume nicht konsequent genug

Weil der WAC eher unbeholfen agierte, kamen die St. Pöltner vor allem zwischen Wiederanpfiff und Mitte der zweiten Halbzeit zu guten Chancen. Letztlich bewahrheitete sich aber eine der billigsten Fußballweisheiten: Die Tore, die du nicht machst, kriegst du. Von 85 Minuten gutem, taktisch feinem Fußball mit offensiven Akzenten kann sich nun mal niemand etwas kaufen, wenn es danach hinten noch zwei Mal klingelt.

Die Kärntner Wölfe heulten am Schluss befreit auf. Dass der Sieg vor allem auf die mangelnde Chancenauswertung von Hofbauer, Segovia und Co. zurückzuführen war, spielt dabei keine Rolle. Und die Niederösterreicher bekommen für die starke Leistung eben nur die goldene Ananas und die Gewissheit, am richtigen Weg zu sein.

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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