Ein Cup mit Amateurteams mutet fad an – was der ÖFB am Cup-Fundament ändern muss.
Sonstiges 22.September.2011 Daniel Mandl 0
Es ist der 27. März 1987 am Kroschatplatz in Annabichl im südlichsten Bundesland. Der SAK schlägt den Linzer ASK in der Nachspielzeit mit 2:1 und zieht in das Viertelfinale des Cups ein. 2000 vornehmlich Kärntner Slowenen feiern den Achtelfinalerfolg und bis dato größten Erfolg in der jungen Geschichte der Slovenski atletski klub.
Schnitt, ÖFB-Cup, zweite Runde. 20. September 2011. Gerade einmal knapp 250 Menschen verlieren sich in der Generali-Arena am Verteilerkreis. Wieder ist der LASK zu Gast. Die Amateure der Wiener Austria gehen in der zweiten Runde sang- und klanglos mit 0:5 unter. Selber Tag, anderes Bild in Kärnten: Red Bull Salzburg gastiert in Celovec, wiederum kommen 2000 Zuschauer zum Spiel, Volksfeststimmung, die Kärntner wünschen sich eine Sensation, wie es Blau-Weiß Linz im vergangenen Jahr schaffte. Völlig humorlos gewannen die Bullen mit 0:4, David gegen Goliath musste verschoben werden. Was in Kärnten bleibt, ist die Erinnerung an ein Fußballfest, auch wenn die Hausherren klar und deutlich geschlagen wurden. In Favoriten blieb die Stimmung lau, ein Cup mit Amateurteams mutet fad an. Konnten sich in der ersten Runde noch Baumgarten, Hellas Kagran, Gratkorn, Vorwärts Steyr oder der Post SV über Bundesligisten freuen, so nahmen Grödig 1B, die Austria Amateure, die Rapid Amateure, KSV II und die Admira Amateure fünf Unterhausklubs die Möglichkeit zur Sensation.
Es muss sich was ändern
Im Ligabetrieb stören die Amateurvereine schon genug, vor allem die Kassiere, tummeln sich doch unter den 48 Regionalligisten gleich zehn Amateurteams. Auch wenn der sportliche Wert gegeben ist, ist es für Fußballpuristen ärgerlich, wenn die besten Platzierungen der Zweitteams von West nach Ost in der vergangenen Saison 1, 1 und 3 waren. Nachdem aber auch Vereine wie Union Innsbruck, Vöcklamarkt oder Sollenau selten eine wirklich zählbare Away-Crowd mitbringen, ärgert sich zumindest der Kassier des Heimteams weniger über Amateurteams. Im Cup ist das eine ganze andere Geschichte, schießt sich der ÖFB als Träger und Vertreter des Breitensports „Fußball“ ins eigene Knie. Wie hier bereits beschrieben, bringen die Duelle von Regional- und Landesligisten gegen Bundesligisten einiges an Mehreinnahmen, die vor allem bei kleineren Vereinen in Infrastruktur und Nachwuchsarbeit reinvestiert werden können.
Es sollte so schön sein
In Deutschland, einmal mehr Vorbild, sind die Amateurteams vom Cup ausgeschlossen. So müssen Bundesligisten teilweise zu Siebtligisten fahren, um den einfachen Weg nach Europa zu bestreiten. Es geht gar nicht so sehr um die Überraschung, dass auf einmal Vereine wie USC Mank oder BC Kramsach Bundesligisten aus dem Rennen werfen. Ein paar Tausend Euro mehr in der Vereinskasse heißen aber in der Fußballprovinz neue Dressen für die Jugendmannschaften, ein Trainingslager, neue Kabinen, eine modernere Tribüne, ein paar Euro für die Nachwuchsbetreuer. Der Leitsatz des Veranstalters ÖFB zum Thema Breitensport, „Will man einen sehr hohen Turm bauen (Spitze) so kommt man umso höher hinaus, je größer und stabiler das Fundament (Basis) ist.“, persifliert sich selbst, wenn die Zweitteams den anderen Vereinen die Einnahmen stehlen.
Änderung in Sicht?
Die Mühlen im ÖFB mahlen langsam, eine Änderung des Status Quo ist nicht in Sicht. Es bleibt aber die Frage, ob der Fußballbund nicht am eigenen Anspruch scheitert. Wurde für den Aufstieg in den Bezahlfußball noch eine salomonische Lösung gefunden – West- und Mittevizemeister spielen um den Aufstieg – so widerspricht man sich im Cup enorm. Sportlich gesehen hat der LASK mit Allerheiligen und Simmering wohl genauso wenig Probleme wie mit den Amateuren von Sturm und der Austria, aber finanziell hätten die genannten Vereine, die in den selben Ligen spielen aber mehr davon. Dass diese Einsicht und die Stützung des eigenen Leitbildes aber in der Meiereistraße 7 ankommt, darf bezweifelt werden.
So können die kleinen Vereine nur hoffen, dass die Losfee es gut mit ihnen meint und dann sind in Klagenfurt auf einmal 2000 statt normalerweise 200 Fans zugegen, wenn ein Bundesligist kommt. Und vielleicht passiert dann das wieder, was 1987 passierte.
Georg Sander, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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