Ein großer Applaus dem ÖFB – Salzburg spielt gegen sich selbst
Sonstiges 9.November.2011 Georg Sander 1
Cupsaison 2010/11, erste Runde, 14. August 2010: Rapid trifft auswärts auf die eigenen Amateure. Die zweite Mannschaft spielt beherzt mit, verliert schließlich mit 2:5. In ein paar Jahren würden wohl die Enkeln der Akteure und Beobachter sagen, dass das eine ziemlich komische Paarung war und das doch sicherlich nur einmal vorkam. Im Viertelfinale des ÖFB-Samsung-Cups kommt es im April 2012 aber zum Duell zwischen Red Bull Salzburg und den Red Bull Juniors.
Am 29. Mai 2010 diskutierte das Präsidium des Österreichischen Fußballbundes den Ausschluss der Zweitteams aus dem Cupbewerb. Das Motto sollte „Ein Bewerb, eine Mannschaft, ein Verein“ sein. Die Abstimmung ging 9:3 gegen den Antrag aus, alle vier Ligavertreter wollten ihre zweiten Mannschaften im Cup haben. Alfred Ludwig ließ damals verlautbaren, dass er sich einen Bewerb ohne Amateurteams durchaus vorstellen könne: „Ich wäre dafür zu haben, dass die Amateure nicht mehr dabei sind“ – Das war im August, nachdem die Losfee die äußerst interessante Partie Rapid II gegen Rapid bescherte. Der damalige Trainer der Hütteldorfer, Peter Pacult, bezeichnete die Losung als „Schlag ins Gesicht“. Laut eigenen Angaben des ÖFB spielen die Zweitteams derzeit in einer „Art Testphase“ mit, erst 2012/13 wird sich frühestens etwas daran ändern.
Salzburg gegen Salzburg
Keine Frage, die Juniors des aktuellen Tabellensechsten wurden im vergangenen Jahr Meister in der Regionalliga West, sind blutjung, spielen schönen Fußball und schlugen Mattersburg – das schafften die Millionenstars der ersten Mannschaft in dieser Saison noch nicht. Doch aufgrund der Auslosung ist es mehr als möglich, dass im Halbfinale neben den Juniors die SV Ried, die Wiener Austria sowie Sturm Graz stehen. Diese Vereine könnten sich aber auch über die Liga für den Europacup qualifizieren. Dann würde den für Österreich so wichtigen vierten Startplatz die zweite Mannschaft von Red Bull erben, bei einer Finalteilnahme wäre dies noch wahrscheinlicher. Sportrechtlich dürfte Salzburg jedoch mit allen Kaderspielern, die der UEFA gemeldet werden, an der Europa League-Qualifikation teilnehmen. Der Standard spricht ob dieser Möglichkeiten von „absurden Blüten“.
Der „Aha-Effekt“
Beim ÖFB scheint man jetzt, eineinhalb Jahre nach der Meisterleistung, zwei Mannschaften zuzulassen und sie auch gegeneinander spielen zu lassen, drauf zu kommen, dass das für den Bewerb schlecht ist. Die Zuschauerzahlen sind laut Ludwig „zuletzt katastrophal“ gewesen. Das Achtelfinale besuchten zwar im Schnitt etwa 2.370 Menschen, insgesamt knapp 19.000. Circa ein Drittel saß aber beim Schlager Rapid Wien gegen SV Ried im Stadion, 3.300 in der Red Bull-Arena, weitere 2.800 beim Lustenauer Derby. Zwei Drittel der Fans befanden sich also in drei Stadien. Dass das nicht nur an der Anwesenheit der Amateurteams liegt, ist klar, es krankt an Vermarktung und Interesse. Darauf wurde jedoch bereits vonseiten von abseits.at eingegangen. „Jetzt ist ein Punkt erreicht, wo man ernsthaft darüber diskutieren muss“, so der Generaldirektor.
Warum jetzt? Und ziehen alle mit?
Die Mühlen im ÖFB arbeiten langsam. Ein klares Bekenntnis gegen die Amateurteams wird aber erst jetzt vernommen und die Zustimmung des Präsidiums muss natürlich per Statut auch gegeben sein. Es sollte sich aber um eine umfassende Reform der Reform handeln, nur die Zweitteams auszuschließen ist zu wenig. Die TV-Vermarktung muss stimmen, die Ankickzeiten müssen attraktiver werden, die Preise eventuell auch gesenkt werden. Vielleicht schafft der ÖFB auch im Cup einen Schwenk wie beim Nationalteam und korrigiert Fehler, die schon vor Jahren gemacht wurden. Und alle Vereine müssen dabei sein, die Verantwortlichen brauchen Visionen!
Der Reformschwung soll mitgenommen werden, die Cupwunder mit echten kleinen Vereinen möglich gemacht werden. Natürlich kann es sein, dass ein Zweitligist den Bewerb gewinnt, wie der FC Kärnten 2001. Aber hier muss ganz klar zwischen einem echten sportlichen Wettbewerb und der Reputation im internationalen Fußball unterschieden werden. Und von ausschließlich „echten“ Teilnehmern profitieren wohl alle.
Die Viertelfinalpartien im Überblick:
Red Bull Juniors – Red Bull Salzburg
SV Grödig – SV Ried
Sturm Graz – TSV Hartberg
Austria Lustenau – Austria Wien
Georg Sander, abseits.at
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Georg Sander
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