Eine gute zweite Halbzeit und ein spätes Dreierkettenexperiment: Rapid besiegt Schalke 04 mit 2:1
Sonstiges 25.Januar.2015 Daniel Mandl 1
Der SK Rapid vollbrachte gestern das, was zum 110-Jahr-Jubiläum ausblieb: Die Hütteldorfer besiegten den „historischen“ Gegner Schalke 04 mit 2:1 und konnten dabei phasenweise überzeugen, wussten aber vor allem aufgrund des größeren Willen und Unbekümmertheit in der zweiten Halbzeit zu gefallen.
Für den FC Schalke 04 beginnt am kommenden Wochenende bereits wieder der Liga-Alltag. Das Heimspiel gegen Hannover 96 hat vor den schweren Partien gegen Bayern, Gladbach, Frankfurt und Real Madrid richtungsweisenden Charakter. Die Knappen wirkten am gestrigen Nachmittag aber alles andere als „voll im Saft“. Es sah eher so aus, als würde Rapid nächste Woche wieder in die Liga starten und Schalke erst ins Trainingslager fahren.
Di Matteo bringt ersten Anzug
Die Königsblauen boten nahezu ihre Einsergarnitur auf, nahmen das Testspiel zumindest nominell sehr ernst. Rapid-Trainer Barisic stellte dem ebenfalls eine der besseren, möglichen Aufstellungen gegenüber. Rapid begann in einem 4-2-3-1 mit den einrückenden Flügeln Schaub und Kainz auf den Außenpositionen und einer Sechser-Achter-Kombination aus Schwab und Grahovac.
Rapid noch schlampig
Während Schalke sich in der ersten Halbzeit pomadig präsentierte, zeigte sich Rapid zwar bemüht, aber schlampig im Passspiel. Dass noch nicht alle Automatismen greifen und man sich tief in der Vorbereitung befindet war offensichtlich. Das Umschaltspiel von Defensive und Offensive war vor allem in der ersten Halbzeit ebenfalls verbesserungswürdig, auch weil nach einigen Long-Line-Pässen, zumeist entlang oder nahe der Outlinie in Richtung Solospitze Robert Beric, die Entlastung durch die offensiven Mittelfeldspieler fehlte. Dadurch hatte es der Slowene immer wieder schwer sich gegen Jan Kirchhoff oder Benedikt Höwedes durchzusetzen.
Fehlerkette vor Fuchs‘ Führungstreffer
Besser funktionierte das Umschaltspiel der Schalker in der 27.Minute. Nach einer unkonzentrierten Aktion von Mario Pavelic, der einen horizontalen Fehlpass im Mittelfeld spielte, kam Schalke schnell mit sechs Mann auf Ballhöhe und belagerte Rapids Gefahrenzone. Eine Fehlerkette sorgte dafür, dass ÖFB-Teamkapitän Christian Fuchs zum 1:0 für den deutschen Bundesligisten einschießen konnte. Rapid verabsäumte es hier nach einem Fehler im Mittelfeld und gutem Verhalten ohne Ball durch den Gegner die Ordnung wiederherzustellen bzw. einfach risikolos zu klären.
Rapid typisch geradlinig, Schalke enttäuschend
Rapid versuchte indes dem (diesbezüglich ziemlich allgemein gültigen) Matchplan entsprechend zum Abschluss zu kommen. Man sorgte immer wieder für Doppelbesetzungen auf den Flügeln, brach gelegentlich durch, doch es scheiterte am letzten Pass. Speziell die Außenverteidiger Pavelic und Schrammel ließen Effizienz vermissen und vergaben Chancen auf Assists aufgrund von fehlender Präzision oder auch zu geringem Überblick. Die Schalke-Führung zur Pause ging in Ordnung, allerdings blieben die Gelsenkirchener hinter den Erwartungen. Von der Generalprobe vor dem Rückrundenstart durfte man freilich mehr erwarten.
Andere Mittelfeldstaffelung und mehr Dynamik auf links als Wendepunkt
Zu Beginn der zweiten Halbzeit wechselte Zoran Barisic durch, während sein Gegenüber Roberto di Matteo vorerst nur Leroy Sane für Klaas-Jan Huntelaar brachte. Schalke spielte praktisch bis zur Rapid-Viertelstunde in (fast) Topbesetzung weiter. Bei Rapid änderte sich die Mittelfeldstaffelung und die Flügelbesetzung. Dass Kuen für Schaub kam hatte keine große Auswirkung, zumal die beiden ähnliche Spielertypen sind. Die Einwechslung des schnellen, direkter agierenden Schobesberger anstelle des Kombinationsspielers Kainz machte Schalke jedoch zu schaffen. Im zentralen Mittelfeld fand sich nun eine klassische 6-8-10-Variante wieder, in der Grahovac den Staubsauber bzw. in Ballbesitz abkippenden Sechser gab, Wydra davor agierte und Alar die Mittelfeldzentrale Schalkes als Zehner etwas tiefer in der eigenen Hälfte band.
Auffälliger Schobesberger startet mit Ausgleichstor ins Spiel
Nach einem Superpass von Dominik Wydra tauchte Philipp Schobesberger wenige Minuten nach der Pause völlig frei vor Fabian Giefer auf und schloss cool ab. Allgemein erwiesen sich Diagonalpässe auf links, die Seite des schnellen Schobesberger, als gutes Mittel gegen einen Gegner, der hoch stand und versuchte das Spiel zu machen. Rapid blieb fast ausschließlich über diese Seite und schnelle Überbrückungen des Mittelfelds gefährlich, verabsäumte es aber in Führung zu gehen. Die beste Chance vergab Alar – Giefer drehte einen ideal angetragenen Ball noch über die Latte.
Schalke bleibt gefährlich – aber schwach
Auch Schalke kam wieder ein wenig auf Touren und erarbeitete sich einige Torchancen. Zumeist hatte der 19-jährige Max Meyer seine Beine im Spiel, der aufgrund seines niedrigen Schwerpunkts nur schwer ohne Foul vom Ball zu trennen war. Die so genannten renommierten Offensivstars des FC Schalke 04, Huntelaar und Boateng, waren über ihre gesamte Einsatzzeit leichter in Schach zu halten – eine aggressive Zweikampfführung genügte angesichts des aufreizend lässigen Spiels der Angreifer in Schalkes 3-5-2. Mit Leroy Sane brachte Di Matteo wieder mehr Dynamik zurück ins Schalker Spiel. Der nach einer Stunde für Boateng eingewechselte Sidney Sam konnte hingegen kaum Akzente setzen.
Dreierabwehrkette der Reservespieler
Taktisch interessant wurde es in der 67.Minute. Barisic wechselte durch und setzte dem Schalker 3-5-2 eine eigene Dreierkettenvariante entgegen. Allerdings mit einer klassischen „Zweite Halbzeit im Testspiel – Rumpfelf“. Maximilian Hofmann gab den Abwehrchef, flankiert wurde er nun von Stefan Stangl und Amateurspieler Ferdinand Weinwurm. Grahovac war nun in der Zentrale noch mehr auf sich alleine gestellt und Wydra spielte weiterhin versetzt vor ihm.
Verschwimmende Grenzen und Asymmetrie in der Offensive
Die Grenzen zwischen Mittelfeld und Angriff verschwammen weitgehend bzw. präsentierte sich die Offensivformation Rapids ab der 67.Minute extrem asymmetrisch. Dominik Starkl hatte praktisch die gesamte linke Seite über, während der Aktionsradius von Andreas Kuen auf der rechten Seite in der Tiefe wesentlich geringer war. Deni Alar betätigte sich als hängende Spitze und Philipp Schobesberger gab eine Art linkslastigen Doppelflügel. Phasenweise wirkte es so, als hätten Schobesberger und Starkl dieselbe Position inne. Nachdem Starkl nicht als offensiver Außenverteidiger zu bezeichnen ist – was aber eigentlich in diesem Fall von ihm gefordert gewesen wäre – spielte Rapid auf links nun praktisch mit zwei offensiven Flügeln, von denen einer immer wieder einrückte. Das hatte zur Folge, dass das Spiel Rapids weiterhin extrem linkslastig war und Kuen auf rechts praktisch unsichtbar blieb.
Größerer Willen beschert Alar den Siegtreffer
Das 2:1 für die Hütteldorfer resultierte eigentlich aus einer Zufallsaktion. Ein unkontrollierter Diagonalpass Weinwurms konnte durch Prosenik und Starkl nicht mehr erlaufen werden. Ersatzkeeper Wellenreuther klärte zum Einwurf. Den warf Prosenik auf Starkl, der mit seiner einzigen richtig guten Aktion Deni Alar in Szene setzte, welcher wiederum selbstbewusst und präzise zum 2:1-Siegtreffer abschloss. Schalke schaltete in dieser Situation zu langsam und vor allem in Bezug auf sofortige Manndeckung halbherzig um. Rapid überzeugte das Publikum währenddessen mit dem großen Willen, der dieses Tor begleitete. Obwohl insgesamt nur drei Spieler an der Szene ab dem Einwurf beteiligt waren, ermöglichten eine beherzte Einzelaktion und ein schnörkelloser Abschluss den Treffer.
Kein repräsentatives Experiment
Das immer wieder verschwimmende, linkslastige 3-4-3-System Rapids wirkte ungewohnt. Auch weil fast ausschließlich Ersatzspieler die zentralen Positionen bekleideten, war der Auftritt nicht repräsentativ. Allerdings fiel auf, dass Rapid Probleme damit hatte, den Gegner nach außen zu drängen, sobald einer von zwei defensiven Mittelfeldspielern überwunden war. Durch das Fehlen der klassischen Außenverteidiger fehlte eine weitere Sicherheitsinstanz und vieles wurde zuerst an Grahovac (der seine Aufgabe aber insgesamt gut bzw. unauffällig löste) und schließlich am ballnahen Innenverteidigerpärchen festgemacht. Die Dreierkette ist natürlich eine gute zusätzliche Option, allerdings nicht um jeden Preis. Rapid verfügt aktuell kaum über Spieler, die die anspruchsvolle Außenverteidiger-/Außenbahnposition einnehmen können. Schrammel ist hier aktuell der einzige ernstzunehmende Kandidat. Der Prototyp für die gegenüberliegende Position wäre der im Sommer abgewanderte Christopher Trimmel gewesen.
Keine Dauerlösung, aber eine situative Risikooption
Eine dauerhafte Lösung ist die Dreierkette angesichts des Spielermaterials also sicher nicht – soll sie gemäß der 4-2-3-1-Lastigkeit Rapids aber auch nicht sein. Allerdings erlaubt sie Rapid in (Heim-)Spielen gegen Mannschaften mit 40% Ballbesitz und weniger situativ größeres Risiko zu nehmen, eben weil eine solch paradoxe Besetzung wie der Doppelflügel Schobesberger-Starkl auf derselben Seite möglich gemacht werden kann. Auch das Schalke-Testspiel zeigte, dass man durch diese Umstellung defensiv anfälliger wird bzw. das Umschaltspiel für die Mittelfeldspieler wesentlich anspruchsvoller wird, blickt man aber auf Spiele wie das 0:1 zu Hause gegen Altach oder das 1:1 in der Südstadt zurück, so wäre diese Variante schon im Herbst – zumindest für wenige Minuten oder einzelne Halbzeiten – eine durchaus berechtigte gewesen.
Der weitere Fahrplan
Kommende Woche fliegt Rapid in die Türkei und bestreitet dort Testspiele gegen ZSKA Sofia (1.2.) und die Bohemians Prag (3.2.). Den Schlusspunkt des Vorbereitungsprogramms setzt das Testspiel gegen Ceske Budejovice (8.2.). Rapid startet am 14.Februar mit einem Heimspiel gegen die SV Ried in die Frühjahrssaison.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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