Es war am 6. August 2011, Uhrzeit ungefähr 19:10 Uhr, 1. Hauptrunde des ÖFB-Samsung-Cups, SC Bregenz gegen Austria Lustenau, Tatort Casino Stadion Bregenz. Ein... Es gärt im Ländle – pauschales Dauerstadionverbot beim Rivella SC Bregenz…

Es war am 6. August 2011, Uhrzeit ungefähr 19:10 Uhr, 1. Hauptrunde des ÖFB-Samsung-Cups, SC Bregenz gegen Austria Lustenau, Tatort Casino Stadion Bregenz. Ein kleiner Teil des Fanblocks des Rivella SC Bregenz, früher und unter Puristen als Schwarz-weiß Bregenz bekannt, entrollen in den Schlussminuten, als das Spiel bereits mit 0:2 verloren war, ein Spruchband. Die schlichte und eindeutige Frage an die Fans der Austria: „Seid ihr bereit?“

Hintergrund der Aktion, von der sich so gut wie die gesamte schwarz-weiße Fanszene deutlich distanziert, war ein Angriff von Lustenauern auf Bregenzer vor einem halben Jahr. Beide Seiten waren vor dem Spiel darum bemüht, zu deeskalieren und taten auch alles dafür. Nach dem Spielende kam es im Cup doch zu einem kleinen Zusammenstoß, die glimpfliche Bilanz: ein verletzter Austria-Fan, zwei Festnahmen wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, sieben weitere Anzeigen, wobei es sich hierbei um größtenteils Verwaltungsstrafen handelte. Der Lustenau-Anhänger wurde jedoch laut Erklärung der Bregenzer Ultras nicht von einem Mitglied dieser verletzt. So weit, so verzichtbar. Laut Insiderinformationen kommt es aber immer wieder zu Zusammenstößen, wenn sich die Fans der Ländle-Clubs begegnen, verfügen doch vor allem die drei Zweitligisten über einen respektablen Anhang und die Entfernung diverser an der dritten Halbzeit Interessierter gestaltet sich oftmals äußerst schwierig, da diese ja bekanntermaßen landauf, landab nicht am Fußball an sich Gefallen gefunden haben.

DIE REAKTION DES VEREINS

Der Verein selbst, wie bereits auf abseits.at nachzulesen, sieht sich als Förderer der Jugend und kann und darf ein solches Verhalten nicht tolerieren, schießt aber nach Ansicht der Fans in seiner Reaktion weit über das Ziel hinaus. In einer Erklärung vom 12. August liest man einerseits von professionellem Verhalten der Polizei und dass es keine Verletzten gab, niemals Besucher in Gefahr waren, andererseits aber auch, dass „es sich hier um eine Gruppe unverbesserlicher Randalierer handelt, die das Cup Spiel als Anlass genommen haben.“ Hier ist ein Widerspruch herauszulesen, da eigentlich nichts passiert ist, aber jemand randaliert haben soll. Dass kleine Teile, richtigerweise als „Chaoten“ bezeichnet aber sehr wohl den Kontakt zu Austrianern gesucht haben, wird nicht gesagt. Einen Vorfall gab es dennoch im Stadion, berichtet die Stellungnahme der Ultras, dieser passierte aber innerhalb der Gruppe und habe nichts mit dem Spiel zu tun. Die Reaktion des Vereins auf den 6. August 2011: Schließung des Fansektors im Herbst, Stadionverbot für alle beim Derby im Sektor anwesenden sowie Zutrittsverweigerung für alle Supporter und Sympathisanten.

PAUSCHALISIERUNG ALS PROBLEM

„Auf Grund Ihres aktiven Mitwirkens an den Ausschreitungen beim Samsung – Cup – Spiel gegen Austria Lustenau, machen wir von unserem Hausrecht Gebrauch und verhängen gegen die Mitglieder und Sympathisanten Ihrer ‚Fanclubs‘ für alle Spiele und Veranstaltungen unseres Vereines ein Stadionverbot bis auf Widerruf. „, so der Wortlaut der Mail des Vereins an die Fanclubs. Das ist zwar prinzipiell das gute Recht des Vereins, der Beigeschmack ist jedoch ein schaler. Es gab keine Ausschreitungen, niemand wurde verletzt, so der Verein. Wo kein Richter, da kein Kläger, aber auch wo keine Straftat, warum eine Strafe? Laut Angaben des Vereins wurden die Randalierer, die es – wiederum – laut Angaben des Vereins gar nicht gab, ohnehin identifiziert. Vielleicht ist auch unter den Lesern dieses Artikels ein Sympathisant des Vereins, der eventuell ein Spiel besuchen wollte. Pech gehabt, ausgesperrt und das, ohne dass man anwesend war. Aufgrund der Pauschalisierung der Stadionverbote gibt es nun im Herbst keinen Support in Bregenz.

SOLIDARITÄT ANDERER VEREINE

Wie üblich in dieser Zeit bildete sich bereits eine Facebookgruppe zur Unterstützung der aktiven Fanszene Bregenz mit dem Namen „DAUERABWESENDE BREGENZER STADIONVERBOTLER“. Derzeit zählt die Gruppe noch nur 89 Mitglieder, zwei Fanclubs, die Fedayn FavAc und die Supporting Patriots ’08 aus Altach bekundeten entweder im Internet (Fedayn) oder im Stadion (SP) ihre Sympathie für die Bregenzer. Ob und in welchem Ausmaß andere, eventuell auch ganz große, Fangruppen ihre Solidarität bekunden, ist noch offen. „Stell dir vor so ein Vorgehen wird die neue Mode in Österreich oder ganz Europa?“ darf hier ein Mitglied der „Bianco e Nero Supporters Bregenz ’05“ zitiert werden. Der Hintergrund ist, dass ein Verein nicht willkürlich von seinem Hausrecht Gebrauch machen sollte und das ist das, was auch von außen gesehen passiert ist. Idioten, die tatsächlich über die Stränge schlagen, sind zu entfernen, man denke an den Bengalenwerfer in Runde 36 bei Austria gegen Salzburg. Würde dort der gesamte Ostblock, ob zu dem Zeitpunkt im Stadion oder nicht, für ein halbes Jahr gesperrt werden?

Fußball soll ein Fest sein und es gibt mehrere Arten der Unterstützung, ein integraler sind die aktiven Fans in der Kurve. Dass sich einige dieser Aktiven Dinge heraus nehmen, die abzulehnen sind, dass manche den Fußball missbrauchen, um Hobbys, für die es einschlägige Vereine gibt, nachzugehen, steht außer Frage. Es gibt klare Regeln, vonseiten des Veranstalters und der Exekutive. Aber eine pauschalisierte Bestrafung von Fans, sollte es nicht geben.

Georg Sander, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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