Der LASK ist das Fusionsprodukt vom LASK und dem FC Linz, zwei rivalisierenden Linzer Vereinen, was im Vorfeld der Fusion zu hitzigen Debatten geführt... Groundhopper's Diary | Charmantes Ostblock-Feeling auf der Linzer Gugl: LASK – First Vienna FC (4:0)

Der LASK ist das Fusionsprodukt vom LASK und dem FC Linz, zwei rivalisierenden Linzer Vereinen, was im Vorfeld der Fusion zu hitzigen Debatten geführt hatte. Die Fans jedenfalls haben zum Fusionsprodukt ein mitunter zwiespältiges Verhältnis. Einige blieben, andere zog es zum mittlerweile direkten Konkurrenten BW Linz, wieder andere kehren dem Stadion endgültig den Rücken. Man kann LASK Linz trotz einiger Auf- und Abstiege weniger als eine Fahrstuhl-Mannschaft, als vielmehr eine Phönix-Mannschaft bezeichnen. Abgestiegen, Pleite gegangen, für tot erklärt, zum Leben zurückfusioniert, aufgestiegen, wieder abgestiegen, fast pleite gegangen und 2007 fulminant mit 13 Punkten Vorsprung wieder in die höchste Klasse aufgestiegen, dort mit wechselndem Erfolg herumgeflattert und 2011 wieder abgestiegen, so könnte man die jüngste Geschichte des Vereines kurz beschreiben.

Die Saison 2011/12 begann ziemlich mau bis mittelprächtig, doch ab der 5. Runde begann der LASK-Linz-Motor besser zu laufen und aktuell steht man auf dem 3. Platz. Um sich weiter zu verbessern und das Saisonziel „Wiederaufstieg“ nicht aus den Augen zu verlieren, muss natürlich ein Sieg gegen die Vienna her, zumal in der letzten Runde gegen den nunmehrigen Tabellenführer Altach ein Dämpfer im Form einer 2:0-Niederlage hingenommen werden musste.

Die Vienna, der älteste Verein Österreichs, kann in jüngster Zeit ebenfalls auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. 1894 gegründet, insgesamt fünf Meistertitel, der jüngste aber lange vor der Zeit des Groundhoppers mittleren Alters, genauer gesagt 1955. In den neunziger Jahren als Opfer der kleineren Ligaformate in die 2. Liga gerutscht, war man 2001 sogar in die Regionalliga abgestiegen. Nach mehreren vergeblichen und leidvollen Anläufen und einem Fast-Konkurs 2004 schaffte man 2009 doch noch den Aufstieg in die 2. Liga. Seit dieser Zeit hat sich allerdings das Abstiegsgespenst auf der Hohen Warte, der Heimstätte der Vienna, eingenistet und häuslich niedergelassen. 2010 entging man diesem nur durch die Pleite zweier Bundesligavereine, 2011 setzte man sich erst in der Relegation gegen den Ostligameister, gegen diesen dafür aber recht souverän durch. Der bisherige Herbst glich einer Berg- und Talfahrt. Gut gestartet, war man nach fünf Runden ohne Sieg – davon drei Niederlagen – aber wieder am unteren Ende der Tabelle angekommen. Erst letzte Woche konnte gegen Austria Lustenau wieder voll gepunktet werden. Da aber auch Hartberg in Grödig gewinnen konnte, liegt die Vienna nur 2 Punkte vor dem Relegationsplatz – 3 Punkte wären also ungemein wichtig.

Die Fahrt

Gegen halb elf vormittags brach der Groundhopper Richtung Linz auf. Das Wetter war 1A und auf der Autobahn (der A1) wenig los. Was also tun mit der vielen Zeit bis zum Matchbeginn? Abstecher nach Gmunden, die Seepromenade per Pedes erkundet und ein Super-Mittagessen im Schloß Ort genossen. Mit vollem Bauch kam er gegen 16:00 in Linz an, checkte ins Hotel ein und erreichte nach einem kurzen Spaziergang (eigentlich hatte er sich verlaufen aber was soll’s) das Linzer Stadion auf der Gugl.

Das Stadion und das Spiel

Nach dem durchgestylten und ein wenig seelenlos wirkenden Fußball-Disco-Event in Salzburg war das Erlebnis in Linz doch etwas ganz anderes. Das Stadion versprühte einen spröden Ostblock-Charme, der durch die gerade darauf stattfindenden Bauarbeiten noch verstärkt wurde. Man sah zwar, dass hier etwas Großes im Entstehen ist, trotzdem sind die gesperrten und in Bau befindlichen Tribünen der Stimmung nicht gerade förderlich. Der Einlass war dadurch auch etwas umständlich, an der Organisation könnte hier durchaus noch gefeilt werden.

Die zwei großen fernseherartigen Anzeigetafeln wirken, weil sehr modern, etwas fehl am Platz. Wie am Tage zuvor in Salzburg war das Stadion spärlich befüllt, der Stadionsprecher begrüßte zwar 2400 Besucher, was der Groundhopper für eher überschätzt hielt. Seiner Meinung tummelten sich hier zwar nur etwa 1500 – 1800 Fans, aber damit sind auch richtige Fans gemeint (so mit Support und Chants und so…). Auf Nachfrage, warum dann nicht mehr kämen, erklärte ein LASK-Fan dem Groundhopper, dass dies mit dem ungeliebten Präsidenten zu tun habe, der viele Leute aus dem Stadion vertrieben hätte. Das Thema schien den Linzer sehr zu echauffieren und um sein Nervenkostüm nicht weiter zu strapazieren verzichtete der Groundhopper auf weitere Fragen.

Leider waren die Gesänge der Linzer wegen der schlechten Akustik nicht wirklich gut zu hören (so waren auch keine „Der-und-der raus“-Rufe auszumachen), die etwa 200 mitgereisten Vienna-Fans sorgten mit ihren kreativen Gesängen (zB. „Wir grüßen die – Gendarmerie“) aber immer wieder für Schmunzeln.

Das Spiel selbst begann auch ziemlich flott und beide Teams zeigten auch gleich, dass sie hier gewillt waren voll zu punkten. Die Vienna versteckte sich keineswegs und hatte zu Anfang auch gleich die eine oder andere gute Aktion. Doch schon früh ging der LASK durch einen Tausendgulden-Schuss in Führung. Die Wiener wirkten dadurch verunsichert und so störten immer wieder Eigenfehler den Spielaufbau. Der LASK nahm das Spiel daraufhin gut in die Hand, konnte zwar kaum Chancen erspielen, aber zumindest die Vienna aus dem eigenen Strafraum halten. Meist störten sie den finalen Pass und konnten auch den einen oder anderen passablen, wenn auch nicht unbedingt zwingenden Konter vortragen, wodurch das Spiel in weiten Phasen der ersten Halbzeit spannend blieb.

Das Gewinnspiel eines Wettanbieters in der Pause wurde von den meisten Fans diskutierender weise kaum wahrgenommen, ebenso wie die Wiederholung der besten Szenen auf den Anzeigetafeln.

Die Vienna kam sehr ambitioniert aus der Kabine und steigerten ihre Bemühungen für den Ausgleich, doch die teilweise recht hochkarätigen Chancen wurden allesamt nicht genutzt. LASK Linz wurde aus Kontern immer gefährlicher und aus einem solchen resultierte das 2:0. Nun war bei den Gästen endgültig der Wurm drin. Bei der Einwechslung eines zusätzlichen Stürmers keimte zwar noch etwas Hoffnung beim blau-gelben Anhang auf, zählbares sollte jedoch nicht mehr herausspringen. Im Gegenteil, kurz vor Schluss, als die Kräfte bereits zu erlahmen begannen, fing man sich noch zwei Gegentore ein. Ein dem Spiel und dem Kräfteverhältnis nicht wirklich entsprechendes Ergebnis, und so wurde auch die Gastmannschaft von ihren Fans mit Applaus verabschiedet.

Fazit

Ein komplett anderes Fußball-Erlebnis, weniger Klimbim, aber (trotzdem oder genau deswegen) mehr Verve. Das Spiel hätte sich mehr Zuschauer verdient gehabt, vielleicht wäre dann auch mehr Stimmung aufgekommen. So verloren sich die Fans etwas auf dem großen Areal. Doch das Spiel, die teilweise witzigen Gesänge und die Tore entschädigten für einiges. Sollten die Bauarbeiten jemals zum Abschluss kommen (die doch recht negativen Aussagen des Linzer Fans verheißen nichts Gutes) sind Linz und die Gugl sicher wieder eine Reise wert.

Albert Weniweger, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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