Der Grazer Athletiksportklub verpasste nach dem 0:0 in der heimischen UPC-Arena durch ein 0:3 in Hartberg gegen TSV, welches in der 76. Minute von... Hartberg bleibt nach GAK-Platzsturm oben: Schön für Hartberg, aber…

Der Grazer Athletiksportklub verpasste nach dem 0:0 in der heimischen UPC-Arena durch ein 0:3 in Hartberg gegen TSV, welches in der 76. Minute von Markus Hameter abgebrochen wurde, die Rückkehr in den Profifußball. Der Letzte der vergangenen Erste-Liga-Saison hat somit sowohl sportlich, als auch durch eine im Raum stehende Strafverifizierung durch den Platzsturm einiger Chaoten, den Klassenerhalt geschafft.

Sturm-Leihgabe Luca Tauschmann hatte den Erstligaklub in der 20. Minute in Führung gebracht, nach der Pause erhöhte Matej Miljatovic auf 2:0. Nach dem 3:0 durch Daniel Rossmann in der 76. Minute stürmten einige so genannte Fans das Spielfeld – Schiedsrichter Markus Hameter beorderte die Teams vom Feld und entschied wenig später, dass das Spiel nicht fortzuführen ist. Abgesehen von den (wieder einmal) unschönen Szenen vonseiten der (einiger weniger) Fans – nicht einmal 50 von insgesamt 3.600 Zuseher stürmten auf das Spielfeld – gibt es noch Punkte, die nach diesem Spiel geklärt werden müssten.

Regionalligen zu schwach?

Nach der grundsätzlichen Aussetzung der Relegation zwischen 2004 und 2009 stiegen nur drei von möglichen sechs Regionalligameistern auf. 2010 setzte sich der heurige Bundesliga-Aufsteiger WAC/St. Andrä gegen den ESV/SC Parndorf durch, 2011 scheiterten die Burgenländer am 9. der Vorsaison, der Vienna. Im Parallelspiel besiegte Blau-Weiß Linz im Elfmeterschießen Wattens, die dieses Jahr mit 1:9 gegen den Ostligameister SV Horn untergingen. Die WSG hatte die Westliga genauso dominiert, wie der GAK die Regionalliga Mitte. Entweder Alfred Tatar und Walter Hörmann sind extrem gute Psychologen, oder das Leistungsgefälle zwischen der Heute für Morgen-Erste Liga und den Regionalligen ist zu schwach. Und das trotz der Tatsache, dass zumindest Parndorf und der GAK mit sehr vielen Profis antraten. Die zwei bzw. vier Spiele legen den Schluss nahe, dass die Regionalligen deutlich schwächer sind. Psychologisch sollte im Grunde genommen ein Team, das das ganze Jahr sehr viele Spiele gewann, im Vorteil sein, wenn es gegen eines antritt, das nur eine Hand voll Siege am Konto hatte. Anscheinend ist die Gegnerschaft a la Hall, Columbia oder Gleinstätten doch nicht das richtige Stahlbad für eine erfolgreiche Relegation.

Lizenzverweigerung verzerrt die Meisterschaft

Trotzdem muss nochmals ein Punkt angesprochen werden, der schon einmal Thema war. Der LASK wurde sportlich Dritter, Hartberg war abgestiegen. Gesetzt des Falles, dass in der abgelaufenen Saison bei den Athletikern finanziell alles so weit passt und nur die kommende Spielzeit nicht ausfinanziert war, dann hätte es dieses Spiel gar nicht geben dürfen. Der FC Lustenau war Neunter und hätte der Gegner des GAK sein müssen. Dass dem nicht so war, ist laut Informationen aus dem Kreis der Liga schlichtweg Gewohnheitsrecht. Ein Beispiel: Ein Bundesligist wird Fünfter, ein anderer muss absteigen. Im Zuge der Lizenzierung stellt die Bundesliga fest, dass ein nicht verlängerter Sponsorenvertrag die Teilnahme an der Folgesaison verunmöglicht. Im „Gewohnheitsrecht“ der Liga heißt das dann, dass alle Vereine der gespielten Saison vorrücken und der, der in genau dieser Saison Fünfter wurde, alles korrekt abwickelte und aufgrund eines Wegfalls eines Sponsors unzureichend Geld hat, nach hinten gereiht wird. Klingt unlogisch, ist aber so.

Andere Lösung für Meister muss her

Es gab schon sehr viele Versuche, die Zusammenführung der Regionalligen und der zweithöchsten, österreichweiten Liga zu erreichen. Der letzte Versuch, den Direktaufstieg der Regionalligameister zu ermöglichen, scheiterte daran, dass die 33 Runden bedingten, dass die Teams nur je drei Mal gegeneinander spielten. Trotz heftiger Proteste vonseiten der Regionalligateams führte die Bundesliga eine interessante Variante der Relegation ein, die de facto einen Meister auf jeden Fall ausschließt. Dabei muss ein Meister einer Amateurklasse auf jeden Fall gegen ein Profiteam antreten. Mögliche Vorschläge zu einem faireren Ablauf wären:

  • Erweiterung der zweiten Leistungsstufe auf zwölf Teams: Hierbei gebe es zwei Möglichkeiten. Entweder würden 33 Runden gespielt, was zu der Problematik des Wegfalls eines Heimspiels führen würde. Eine Einnahmenteilung beim dritten Spiel müsste her. Oder ein Ausspielen der Meisterschaft in 44 Runden, das würde aber wohl den Terminplan sprengen. Die Meister könnten allerdings fix aufsteigen
  • Erweiterung der zweiten Leistungsstufe auf 14 Teams: Es gäbe nur 26 Meisterschaftsrunden. Zwar könnten die Regionalligameister direkt aufsteigen, aber fünf Heimspiele weniger bedeuten eben auch weniger Einnahmen. Darüber hinaus müssten pro Runde sieben Spiele mitgefilmt werden. Der gegenwärtige TV-Topf würde kleiner werden.
  • Erweiterung der zweiten Leistungsstufe auf 16 Teams: 30 Runden und ein kleinerer TV-Topf wären die Konsequenz aus dieser Regelung. Eine TV-Anstalt zu finden, die pro Runde acht Spiele überträgt, wird schwer sein. 240 Spiele statt 180 könnten ein Problem werden. Bei einer Kooperation mit ServusTV würde man wohl nicht umhinkommen, eine gewisse Anzahl an Zweitteams in der Ersten Liga zu haben.
  • Beibehaltung der Ligengröße, zwei Regionalligen: Das wäre eine salomonische Lösung, würde das Problem aber nur eine Leistungsstufe nach unten verlagern, weil dann neun Landesmeister in zwei Ligen untergebracht werden würden. Dem könnte mit zwei 18er-Ligen zwar etwas entgegengewirkt werden, allerdings wäre es die Frage, wie die Bundesländer eingeteilt werden würden. Draufzahlen würden auf jeden Fall die Teams aus Vorarlberg und Tirol.
  • Abschaffung der zweiten Leistungsklasse: Die „größte“ Lösung. Eine Erweiterung der Bundesliga auf zumindest 16 Teams und eine Beibehaltung der Regionalligen ist wohl aber undenkbar. Zumindest vier Teams müssten runter, eine Statutänderung in der dann dreigleisigen Leistungsstufe müsste her, da die Landesmeister es ansonsten sehr schwer hätten.
  • Aufstiegsplayoff: Die Meister der Regionalligen spielen untereinander einen oder zwei Aufsteiger, wahlweise auch gemeinsam mit dem Neunten der Ersten Ligen aus. Eine mangelnde Planungssicherheit bliebe zwar, zumindest kommt nicht mehr alles auf ein oder zwei Spiele an und eine ganze Saison der Dominanz, wie bei Wattens oder dem GAK, ist beim Teufel.

Erkenntnisse aus der Erste-Liga-Saison 2011/12

Sollte das Lizenzierungsverfahren im Entzug dieser für ein Team enden, müsste die Meisterschaft, so in der dann abgelaufenen Saison alles mit rechten Dingen zuging, unverändert bleiben. Will man den Sinn des Wettbewerbs nicht vollkommen verzerren, dann muss ein Szenario her, in dem die Meister der dritten Leistungsstufe möglichst ohne weitere Relegation, oder zumindest auf anderer Basis als von nur zwei Spielen, aufsteigen können. Diese Spielzeit muss ein Auftakt zum Überdenken und Abändern des gegenwärtigen Modus sein.

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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