Hartberg-Urgestein Thomas Rotter: Euphorie von Spiel zu Spiel gestiegen
Sonstiges 24.Januar.2018 Thomas Schützenhöfer 0
Hartberg, eine kleine Bezirkshauptstadt in der Oststeiermark, hat sich mittlerweile einen Namen gemacht in der heimischen Sportszene. Im Volleyball waren und sind die Herren- und Damenmannschaften in der Bundesliga vertreten, die Jugendhallenturniere sind überregional bekannt und auch die Fußballmannschaft des TSV Hartberg ist immer wieder Gast in der Ersten Liga. Nach dem souveränen Aufstieg aus der Regionalliga im letzten Jahr, spielten die Kicker vom TSV eine hervorragende Hinrunde und befinden sich, fern von jeglichen Abstiegssorgen, auf Platz fünf der Tabelle, nur drei Punkte hinter dem Spitzenreiter aus Ried.
Der Gesprächspartner
Thomas Rotter ist das Urgestein im Kader des TSV Hartberg, spielt seit Kindestagen an im Verein und hat sich bis dato nur das Trikot der Steirer übergestreift. Er durchlief den oft steinigen Weg durch die Jugendabteilung des Vereins und kam nach der U-17 in die Amateurmannschaft. Dort reifte er früh zu einer fixen Größe seines Teams, seine ersten Einsätze in der Einser-Mannschaft ließen aber auf sich warten. Dennoch blieb der Innenverteidiger fokussiert und schaffte es in der Saison 2014/2015 erstmals zum Stammspieler. Diesen Status hatte er in den beiden folgenden Saisonen inne, ehe er sich nach dem Aufstieg im Sommer auf der Ersatzbank wiederfand.
abseits.at: Hallo Thomas, freut uns, dass wir mit einem echten Hartberger sprechen können, der uns einen Einblick in das Innenleben der Mannschaft geben kann. Aber zuerst zu dir: Du warst die letzten drei Jahre über Stammspieler und wurdest heuer auf die Ersatzbank degradiert. Wie gehst du mit der Situation um und fühlst du dich dennoch wohl im Verein?
Rotter: Natürlich war es am Anfang ein sehr ungewohntes Gefühl für mich, nicht am Platz stehen zu dürfen. Vor allem in der Position des Innenverteidigers muss man in so einer Situation geduldig bleiben. Als Fußballer will man immer spielen, aber auch solche Momente gehören dazu und man muss sie ganz einfach akzeptieren. Ich habe aber gerade in so einer Phase viel dazugelernt. Ja ich fühle mich definitiv noch sehr wohl in Hartberg, an erster Stelle steht immer der mannschaftliche Erfolg, und der ist vorhanden. Vor allem macht es richtig Spaß, Teil einer so gut funktionierenden Mannschaft zu sein. Selten hatten wir in Hartberg einen derart eingeschworenen Haufen wie jetzt. Das ist natürlich sehr wichtig und macht die Situation für mich wesentlich einfacher.
Die Mannschaft im Herbst
Im Sommer wurde die Mannschaft gezielt verstärkt und auch Spieler mit Bundesligaerfahrung konnten von einem Wechsel ins beschauliche Hartberg überzeugt werden. So schnüren seit dem Sommer etwa Sprangler und Meusburger die Kickerstiefel für den TSV. Außerdem stand der Kader sehr früh fest, es wurden keine Last-Minute-Transfers getätigt und so stand dem Aufsteiger nichts im Wege. Auffallend dabei ist, dass, mit Ausnahme von Sanogo, die Neuen ihren Erwartungen mehr als nur gerecht werden konnten und der Mannschaft auf Anhieb halfen. Nach einer optimalen Vorbereitung, die sehr ruhig ablief, starteten die Oststeirer furios in die Saison, holten sechs Siege aus den ersten zehn Spielen und mussten dabei nur eine Niederlage wegstecken. Auch im weiteren Saisonverlauf blieb die Mannschaft konstant und hamsterte sich immer mehr Punkte. Nach 20 gespielten Runden stehen sie bei 35 Punkten, was zugleich die beste Halbserie darstellt, die der TSV je gespielt hat. Sowohl zu Hause als auch auswärts erbeuteten sie konstant ihre Zähler und befinden sich mitten im Aufstiegskampf. Ein Herbst mit sehr vielen Höhen und kaum Tiefen ist nun vorbei und die Verantwortlichen können ein starkes Resümee ziehen.
abseits.at: Thomas, das war ein richtig starker Herbst von euch mit vielen tollen Spielen. Was war dein persönliches Highlight in der Hinrunde?
Rotter: Mein persönlicher Höhepunkt war der Führungstreffer im Heimspiel gegen den FAC. Mannschaftlich war der sensationelle Auswärtssieg gegen Ried ein richtig geiles Erlebnis. Vor allem aber freut es uns, die Zuschauer und Fans in Hartberg wieder richtig mitreißen zu können. Man konnte spüren wie die Euphorie von Spiel zu Spiel gestiegen ist und immer mehr Zuschauer ins Stadion kamen. Das ist ein gutes Zeichen und bestätigt auch unsere tollen Leistungen.
Die Spieler
Die Kaderzusammensetzung beim TSV ist hochinteressant, denn bei der Planung der Mannschaft wurde darauf Wert gelegt, dass die Spieler, wenn möglich, aus der Region sind. Im Sommer konnte der Stamm gehalten werden, keine Leistungsträger verließen den Verein, und, wie bereits oben erwähnt, schlugen die Neuverpflichtungen voll ein. Insgesamt finden sich auch nur fünf Legionäre in der Mannschaft wieder, wobei Mislov schon mehrere Jahre beim Verein ist und Ilic in der Gegend aufgewachsen ist. Neben Ersatztormann Husic und Sanogo ist Winterneuzugang Ozbolt der fünfte Legionär im Bunde. Der Slowene, von Hauptberuf Stürmer und ehemaliger Spieler der Amateurmannschaft von Borussia Dortmund, wurde für Daniel Gremsl verpflichtet, der neuerdings sein Glück in Zwickau zu finden hofft. Des Weiteren ist positiv hervorzuheben, dass die Mannschaft eine gute Mischung aus Jung und Alt darstellt, wobei der Dienstälteste Rasswalder gerade einmal 30 Lenze zählt.
abseits.at: Die Mannschaft wirkt sehr homogen und das spiegelt sich auch in den Resultaten wieder. Was macht euch als Mannschaft aus und was ist euer Erfolgsgeheimnis?
Rotter: Ja genau, wie du schon erwähnt hast, wurde die Basis mit der Zusammenstellung des Kaders gelegt. Der Großteil der Mannschaft spielt schon lange zusammen, das ist natürlich ein gewisser Vorteil, der vor allem zu Beginn der Saison sehr wichtig für uns war. Bei uns läuft viel übers Kollektiv, haben charakterlich eine super Truppe und verstehen uns auch privat hervorragend. Das ist ganz sicher ein Erfolgsschlüssel für uns. Ich glaube, die konstant guten Leistungen sind auch aufgrund der Disziplin über die gesamte Saisonhälfte hinweg zu erklären. Außerdem sind wir von gröberen Verletzungen verschont geblieben.
Der Trainer
Mit Christian Ilzer hat der TSV einen sehr fähigen Mann an der Seitenlinie stehen, der bereits das vierte Mal in Hartberg wirkt. Zweimal war er, und das äußerst erfolgreich, als Co-Trainer unter Friesenbichler beim TSV und nun schwingt er seit Sommer, ebenfalls zum zweiten Mal, eigenhändig das Trainerzepter. In Wiener Neustadt und Wolfsberg schnupperte der Fußballfachmann bereits Bundesligaluft, wobei er auch hier als Co-Trainer arbeitete. Als Ilzer 2007 das erste Mal nach Hartberg kam, professionalisierte er den Verein und trieb die Jugendförderung voran, was nachhaltigen Erfolg brachte. Interessant ist auch, dass er die Steirer beinahe verlassen hätte, da er, falls Herzog Nationalteamtrainer geworden wäre, als sein Co-Trainer gearbeitet hätte. Man sieht, die Hartberger haben einen guten Mann an der Seitenlinie, der auch für den jetzigen Höhenflug verantwortlich ist.
abseits.at: Thomas, du kennst den Trainer schon lange. Welchen Anteil hat der Trainer an eurem Erfolg und wie sieht dein Verhältnis zu ihm aus?
Rotter: Stimmt, ich durfte schon seit dem Jugendalter mit ihm zusammenarbeiten und wir haben daher ein sehr gutes Verhältnis. Ich konnte mich unter ihm stetig verbessern und er war für meine persönliche Entwicklung bestimmt eine entscheidende Person. Ich glaube das gesamte Trainerteam hat einen großen Anteil am Erfolg. Sie brachten wieder mehr Professionalität und frischen Wind in den Verein. Vor allem taktisch brachten sie uns nochmals auf ein anderes Level.
Der ÖFB-Cup
Die Oststeirer stießen heuer, nachdem man drei Regionalligisten eliminiert hatte, bis ins Viertelfinale des nationalen Pokalbewerbs vor. Dort trifft man Ende Februar auswärts auf den Bundesligaverein aus Mattersburg. Nachdem die Hartberger in den letzten fünf Jahren nur einmal über die 2. Runde hinauskamen, zeigt auch dieser Wert, dass hier gute Arbeit geleistet wird. Übrigens das letzte Mal, als der TSV ins Cup-Viertelfinale einzog, musste man ebenfalls auswärts bei einem Bundesligisten ran (Anm. Der Gegner war Sturm Graz.) und zog in der Verlängerung ins Halbfinale ein. Womöglich ein gutes Omen.
abseits.at: Was rechnet ihr euch für das Spiel in Mattersburg aus und ist das Spiel schon Thema in der Kabine?
Rotter: Mattersburg ist im eigenen Stadion ein sehr unangenehmer Gegner. Wir müssen eine absolute Topleistung abrufen um dort bestehen zu können. Aber wir haben solche Leistungen heuer schon mehrmals gezeigt und jeder weiß, was in einem Cup-Spiel alles möglich ist. Zurzeit liegt der Fokus jedoch noch auf der Vorbereitungsphase und danach werden wir uns intensiv mit dem Meisterschaftsspiel gegen Wacker Innsbruck beschäftigen. Aber auf jeden Fall brennen wir schon jetzt richtig auf dieses besondere Spiel und hoffen auf eine gute Unterstützung unserer Fans.
Das Frühjahr
Der TSV bereitet sich zurzeit auf dem heimischen Kunstrasen auf die Frühjahrssaison vor. Das erste Testspiel gegen einen Viertligisten konnte bereits mit 7:1 gewonnen werden und auch im zweiten Test gegen Neusiedl war man siegreich. Der erste Härtetest steht in wenigen Tagen an, denn dort geht es gegen den LASK. Außerdem verbringen die Hartberger das Ende der Vorbereitung in Slowenien und spielen dort gegen einen Erstligisten. Die Vorbereitung kann ganz entscheidend werden für den TSV sein, denn zu Beginn kommen gleich vier Kracher auf sie zu. Zum Start empfängt man Wacker Innsbruck, dann geht es nach Mattersburg zum Cup-Spiel, ehe die Aufgaben Wiener Neustadt und Liefering warten. Also, man darf gespannt sein, in welche Richtung es gehen wird für die Hartberger. Auf jeden Fall können sie entspannt in das Frühjahr starten, da sie keinerlei Abstiegssorgen hegen müssen – ein völlig neues Gefühl für den TSV in der Ersten Liga.
abseits.at: Was sind deine Ziele für das Frühjahr und was habt ihr als Mannschaft in der Rückrunde noch so vor? Ist der Aufstieg bei euch ein Thema?
Rotter: Meine Ziele für die Rückrunde sind definitiv mehr Einsatzminuten zu erhalten. Als Mannschaft wollen wir unsere Leistungen bestätigen und eine noch erfolgreichere zweite Saisonhälfte spielen. Ziel ist es, solange wie möglich mit den Topteams der Liga mithalten zu können und im Cup eine Sensation zu schaffen. Als Spieler will man im Endklassement natürlich immer ganz oben stehen. Nach so einer Hinrunde spielt man dann klarerweise auch ein bisschen mit dem Gedanken Aufstieg. Inwieweit die Möglichkeiten des Vereines sind, weiß ich im jetzigen Moment noch nicht genau. Wir müssen versuchen uns auf das Sportliche zu konzentrieren und am Ende werden wir dann sehen, für was es gereicht hat.
abseits.at: Eine abschließende Frage: Wer wird Meister und wo landet der TSV im Endklassement?
Rotter: Wenn ich auf die Herbstsaison zurückblicke, ist für mich der SV Ried absoluter Titelkandidat.
Ich glaube ein Platz unter den Top 4 ist möglich!
Wir bedanken uns sehr herzlich für das Gespräch und wünschen deiner Mannschaft und dir alles Gute für das Frühjahr.
Thomas Schützenhöfer, abseits.at
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Thomas Schützenhöfer
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