Hohe Fluidität, Stabilität und Durchschlagskraft – der neue SVM unter Ivica Vastic
Sonstiges 6.August.2014 Alexander Semeliker 0
Mit einem 4:0-Sieg über den SKN St. Pölten setzte sich der SV Mattersburg am Montag an die Spitze der Sky Go Erste Liga. Nach vier Spielen halten die Burgenländer bei zehn Punkte und, was noch beeindruckender ist, einem Torverhältnis von 10:0. Einen derartigen Saisonstart traute dem Team von Ivica Vastic kaum jemand zu.
Dass der SVM am letzten Spieltag der Saison 2012/2013 abstieg, war durchaus kurios und überraschend. In einem der wohl spannendsten Saisonfinals der gesamten Bundesligageschichte unterlag man Admira Wacker 0:1, während die Konkurrenten um den Klassenerhalt allesamt gewinnen konnten. Insgesamt gab es 27 mögliche Fälle, von denen nur ein einziger den Abstieg für die Mattersburger bedeutet hätte. Genau dieser ist eingetroffen.
Turbulente Saison 2013/2014
Als Absteiger folgte dann der fast schon traditionelle Umbruchsversuch, der bei den Grün-Weißen aber gehörig daneben ging. Routiniers, denen man es nicht mehr zutraute, die Mannschaft zu führen, wie beispielsweise Ilco Naumoski, Adnan Mravac oder Florin Lovin wurden ebenso abgeben wie die beiden Talente Christian Gartner und Marvin Potzmann. Die Neuzugänge – die meisten kamen aus der Regionalliga – gaben kaum Anlass, von einem direkten Wiederaufstieg auszugehen. Vielmehr Hoffnungen setzte man in den neuen Trainer Alfred Tatar – vergeblich. Nach nur vier Monaten musste dieser gehen. Danach folgte ein kurzes Intermezzo von Franz Lederer, ehe im Dezember Vastic vorgestellt wurde.
Punktuelle Umstellungen im Sommer
Die Bestellung des ehemalige ÖFB-Teamspielers wurde von vielen Seiten kritisch gesehen, scheiterte er bei seiner ersten Trainerstation im Profifußball doch kläglich. Die von ihm betreute Wiener Austria scheiterte im Frühjahr 2012 nicht nur beim Erreichen eines Europacupplatzes, sondern spielte einen wenig ansehnlichen Fußball. Auch in Mattersburg war das erste halbe Jahr für den 44-Jährigen sehr ungemütlich, denn er musste mit seinem Team zeitweise sogar gegen den Abstieg kämpfen. Das direkte Durchreichen des Aushängeschilds des burgenländischen Fußballs in die Regionalliga wurde bekanntlich abgewendet und so konnte Vastic im letzten Sommer den Kader punktuell nach seinen Vorstellungen verändern. Nur vier Spieler wurden neu in den SVM-Kader integriert.
Königstransfer Jano
Als wichtigster Transfer darf rückblickend der Spanier Jano bezeichnet werden. Der 27-Jährige kam ablösefrei aus St. Pölten und überzeugt bisher mit seinen strategischen Fähigkeiten im zentralen defensiven Mittelfeld der 4-3-3-Grundordnung. Besonders wegen seiner Ruhe und Spielintelligenz ist er ein unbeschreiblich wichtiger Baustein und Stabilisator im Spiel des SVM.
Hier sieht man die Pässe und wichtigsten Defensivaktionen von Jano im Spiel gegen seinen Ex-Klub. In der Defensive sind vor allem die abgefangenen Bälle (blau) interessant. Jano verzeichnet diese nämlich in einer hohen Feldposition und in hoher Zahl. Derzeit hält er bei einem Schnitt von 8,8 Interceptions pro Spiel – ein außerordentlich hoher Wert, der vom großen Spielverständnis des Neuzugangs zeugt. In Ballbesitz beschränkt er sich auf einfache, aber dennoch ordnende Bälle.
Die Rollen der Achter
Die Verbindungen nach vorne stellen in aller Regel die Achter her, wenngleich Jano selbst auch mit dem Ball am Fuß nach vorne pendeln könnte. Neben dem Spanier spielen Sven Sprangler und Michael Perlak, ebenfalls ein Sommerneuzugang. Ihre Rollen lassen sich mit einem Blick auf die nachstehende Grafik erkennen.
Sprangler agiert stark vertikal, holt sich die Bälle aus dem letzten Drittel und fungiert auch im hohen zweiten Drittel als Anspielstation im Kombinationsspiel. Perlak bespielte gegen St. Pölten vor allem die Halbräume und unterstütze die Kombinationen entlang des Flügels.
Onisiwo: interessante Variante der falschen Neun
Der zweite Neuzugang, der bisher besonders stark hervorstach, ist Karim Onisiwo, der bei einem Tor und drei Assists hält. Der 22-Jährige kam aus der Regionalliga West von Austria Salzburg und ist das Sinnbild für die neue Flexibilität der Mattersburger. Ursprünglich ist er auf dem Flügel beheimatet, gegen St. Pölten und Hartberg bekleidete er aber die Mittelstürmerposition auf eine interessante Art und Weise.
Aufgrund dessen, dass Onisiwo in den letzten ca. 30 Minuten wieder am linken Flügel spielte, ist die Passgrafik zwar etwas verzerrt, grundsätzlich erkennt man aber sehr gut die Spielweise des Angreifers. Mit diesen horizontalen Bewegungen öffnete er Räume für seine Mitspieler. Insofern war er eine falsche Neun, allerdings nicht etwa im Stile eines Lionel Messi, der spielmachend agiert, sondern ausweichend und umschaltend. Unter anderem beim 1:0 konnte man dies erkennen. Die zweite herausragende Fähigkeit von Onisiwo ist sein dynamisches Dribblings.
Die „neue“ Stabilität
Während also vor allem in der Offensive in den letzten 14 Monaten viel umgebaut wurde, findet man in der Abwehr weitestgehend bekannte Gesichter, die schon in der Bundesliga das SVM-Trikot getragen haben. Einzig Thorsten Mahrer in der Innenverteidigung ist von den Stammspielern neu. Das interessante in der Defensive ist aber ohnehin weniger die personelle Zusammensetzung, sondern vielmehr die Strategie, die dem Gegner entgegensetzt wird. Der Fokus liegt nun nicht mehr in einer aggressiven Zweikampfführung, sondern viele Ballgewinne werden über abgefangene Pässe verzeichnet. So hat der SVM beispielsweise die drittwenigsten gelben Karten der gesamten Liga erhalten – etwas, das zu Bundesligazeiten noch ganz anders aussah.
Alexander Semeliker, abseits.at
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