Als der damals 19-jährige Mohamed Sanogo erstmals das Vienna-Trikot für ein Testspiel überstreifte, war sein Profil auf transfermarkt.at noch gar nicht erstellt. Der Malier kickte eigentlich noch bei NK Zagorec im kroatischen Unterhaus. Sein Management organisierte ihm ein Probetraining bei Österreichs ältestem Fußballverein und Sanogo konnte die Verantwortlichen sofort überzeugen.
Willkommen in Europa
Der kroatische Erstligist HNK Gorica verpflichtete Sanogo im Sommer 2022 von der Akademie Yeelen Olympique aus Mali. Dieselbe Akademie absolvierten auch Amadou Dante oder Mamadou Sangare, die in weiterer Folge fixe Größen in der österreichischen Bundesliga wurden. Allerdings kam ,,Momo‘‘ in der darauffolgenden Saison nur beim Kooperationsverein NK Zagorec Krapina, einem kroatischen Drittligisten, zum Einsatz. Sanogo besaß in dieser Saison zwar ein Spielrecht für beide Vereine, blieb aber durchgehend in der dritten Liga. Sein Debüt in der kroatischen Erstklassigkeit blieb ihm auch weiterhin verwehrt, denn seine fußballerische Zukunft soll in Wien-Döbling liegen.
Probetraining in Döbling
Über sein Management kam der Kontakt zum österreichischen Traditionsverein zustande. Die Vienna sagte einem Probetraining zu und landete in der Folge einen Transfercoup. Sanogo überzeugte im Training und in den Testspielen. Dabei fiel er besonders wegen seinem Stellungsspiel, der Ruhe am Ball und der weit vorangeschrittenen körperlichen Entwicklung auf – Attribute, wie sie für einen so jungen Spieler ziemlich ungewöhnlich sind. Der Mittelfeldspieler kam in weiterer Folge meistens als Sechser zum Einsatz. Er räumte ab und verteilt die Bälle an seine Nebenmänner. Die eingefleischten Fans, die Sanogo bereits als Testspieler gesehen haben, waren sich sicher: Den Jungen müssen wir verpflichten.
Profivertrag für Blau-Gelb
Dies sah die sportliche Leitung genauso und vermeldete am 19. Juli 2023, dass Sanogo einen Zweijahresvertrag bis 2025 auf der Hohen Warte unterschrieben hat. Die Vienna ereilte allerdings das gleiche Schicksal, wie einige andere Vereine in Österreich auch. Die Spielgenehmigung in Form der Rot-Weiss-Rot Card als Arbeitsgenehmigung für Sanogo kam nicht rechtzeitig bis Saisonbeginn. So musste man auf den jungen Malier sowohl im Cupmatch gegen Voitsberg, als auch im ersten Meisterschaftsspiel gegen Bregenz verzichten. Am 6. August feierte Sanogo dann doch vor heimischem Publikum auf der Hohen Warte gegen den SK Sturm Graz II sein Debüt und das gleich in der Startelf. Zu seiner Auswechslung in der 70.Minute führte die Vienna noch 2:0, das Match endete 2:2. In weiterer Folge musste Sanogo noch hin und wieder vorerst auf der Bank Platz nehmen, doch schon bald wurde er unumstrittener Stammspieler bei den Döblingern.
Abwechslungsreiche, aber erfolgreiche Saison
Für die Vienna war die Saison sehr abwechslungsreich. So konnte man sowohl nach der Sommer, als auch nach der Winterpause die ersten vier Spiele lang nicht gewinnen und verspielte haufenweise Führungen. Danach folgten aber auch tolle Leistungen, wie zum Beispiel bei dem 7:3-Heimsieg über den SKN St. Pölten oder beim 2:1-Heimsieg gegen die SV Ried, einer der fünf Siege en suite im Saisonfinish. Das besorgte den Döblingern unter Neo-Trainer Mehmet Sütcü, der seinen Vertrag bis 2026 verlängert hat, den dritten Tabellenplatz, was schlussendlich eine beachtliche Leistung war. Auch Sanogos Saison verlief sehr abwechslungsreich, aber alles in allem sehr erfolgreich. Wie bereits in der Saisonvorbereitung glänzte er mit seiner Ruhe im Ball und wichtigen Balleroberungen im defensiven Mittelfeld. Seiner starken Physis ist es zu verdanken, dass sowohl Trainer Zellhofer als Trainer Sütcü auf ihn als Stammspieler vertrauten. Bei Standards ist es ebenfalls Sanogo, der hinten absichert, damit die kopfballstarken Innenverteidiger aufrücken können.
Sanogos einziges Manko sind wiederkehrende, teils fatale Fehlpässe oder Unkonzentriertheiten im Strafraum, die dem 20-Jährigen noch etwas zu oft passieren. Das hat in der abgelaufenen Saison das eine oder andere Mal zu einem Gegentreffer geführt. Außerdem bringt „Momo“ kaum Torgefahr mit, was für einen defensiven Mittelfeldspieler aber auch nicht von zentraler Bedeutung ist. Gegen den SV Lafnitz erzielte er mit dem 3:2-Siegtreffer sein bisher einziges Tor für die Vienna. Dennoch spielte Sanogo das ursprüngliche Vienna-Toptalent Kerim Abazovic aus der Startelf, was Beweis genug für seine Qualität und sein Potenzial ist. Für den einstigen österreichischen U19-Teamspieler Abazovic geht die Reise nun beim SV Stripfing weiter.
Letztes Vertragsjahr
Für Mohamed Sanogo könnte die kommende Saison die wichtigste überhaupt sein. Sein Vertrag läuft noch bis 2025, also bis Saisonende. Wenn er noch einmal so eine starke Saison hinlegt, seine Eigenfehler minimiert und seine Entwicklung weiterhin positiv verläuft, könnten schon bald größere Vereine auf den jungen Mittelfeldspieler aufmerksam werden. Aber: Auch die Vienna will sich nach oben orientieren und schon bald um den Aufstieg mitspielen. Sollte sich Sanogo, bei der starken Konkurrenz im Kader, auch wenn Neuzugang David Ungar als Innenverteidiger eingeplant ist und Dalibor Velimirovic mehr als ein ganzes Jahr verletzt war, nicht mehr durchsetzen können, kann es für den Malier auch schnell wieder in die andere Richtung gehen. Die kommende Saison, wird zeigen, was ,,Momo‘‘ auf lange Sicht drauf hat.
Maximilian Dollinger, abseits.at
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