Beim LASK ist nach der unnötigen, wie schmerzhaften Niederlage beim SC Wiener Neustadt Wundenlecken angesagt. Die Leistung war eines potentiellen Aufsteigers nicht würdig und auch die Fans lassen kein gutes Haar an ihrer Mannschaft.
Bereits am kommenden Freitag könnte sich das Thema Aufstieg für den LASK praktisch erledigt haben. Die Glasner-Elf trifft im zweiten Auswärtsspiel in Serie auf den FC Wacker Innsbruck, der sich gegen den Floridsdorfer AC abmühte, am Ende aber doch die drei Punkte einfuhr und damit die Tabellenführung behauptete. Die Innsbrucker fühlen weiterhin den SKN St.Pölten im Nacken, sind aber eindeutig im Soll, während der LASK bereits vor einem Spiel der Wahrheit steht.
Zusammengewürfelt
Das Spiel beim SC Wiener Neustadt zeigte, dass das nominell beste Team der sky go Erste Liga noch keines ist. Im Winter rüstete man weiter auf, holte Philipp Huspek von Rapid und Dimitry Imbongo von Kapfenberg, sah damit aber an den tatsächlichen Problemen vorbei. Die spielerischen Probleme des LASK liegen eher im kreativen Bereich und an vorderster Front fehlt es an Ausgewogenheit. Es fehlt der Brecher – während der einstige Mittelstürmer Radovan Vujanovic bereits wieder zwölf Saisontore für den SV Horn in der Regionalliga Mitte erzielte. Im zentralen Mittelfeld hätte man vielleicht sogar das richtige Personal, aber momentan bleibt Glasner noch stur.
Ideen und Durchschlagskraft
Die Linzer haben ein ähnliches Problem wie der SK Rapid in der tipico Bundesliga. Schon alleine aufgrund der individuellen Fähigkeiten der Offensivspieler ist man den meisten Gegnern überlegen, aber es fehlen zündende Ideen und die Durchschlagskraft bzw. Kaltschnäuzigkeit in der „Zone der Wahrheit“.
Gartler und der Leichtfußkick
René Gartler ist weiterhin ein Schatten seiner selbst, obwohl er mit neun Saisontoren der treffsicherste Linzer ist. Dennoch muss beim Topverdiener deutlich mehr rausschauen. Die Fans des LASK erwarten von Gartler allerdings auch immer wieder etwas, was er nicht verkörpert. Gartler war nie der kämpferisch starke Mittelstürmer, der seinen Körper in den Gegner presst, sondern eher leichtfüßig und darauf bedacht, Spielsituationen auf technische Art und Weise aufzulösen. Dies ändert aber nichts daran, dass sein Output zu gering ist und es an einer massigeren Alternative mangelt.
Die falsche Doppelsechs?
Probleme finden sich auch im zentralen Mittelfeld wieder, wo Mario Reiter zwar seinen zweiten Frühling erlebt, dies jedoch nicht unbedingt zugunsten der spielerischen Variabilität geschieht. Reiter kämpft, erobert Bälle und verteilt sie auf einfache Art und Weise – die zündenden Ideen bleiben jedoch aus und auch der junge Michorl sorgt (noch) nicht für Abhilfe. Nicht umsonst fordern viele Fans bereits den türkischen Juniorenteamspieler Dogan Erdogan anstelle von Reiter. Mit Thomas Hinum sitzt ein weiterer variabler Mittelfeldspieler auf der Bank, der dem Tabellendritten durchaus Stabilität zurückgeben könnte.
Fans sauer auf Dovedan
Auch mit der offensiven Viererreihe darf man nicht zufrieden sein. Besonders stark in der Kritik steht Nikola Dovedan, der die Mannschaft mit seinem Brutalofoul an Daniel Wolf in der Schlussphase noch einmal extra schwächte. Dovedan ist ein Individualist mit großen Möglichkeiten, aber kein Team Player und auf dem Platz ein Egomane, was auch der Grund dafür sein könnte, dass man trotz guter Statistiken in Salzburg nicht auf ihn setzte. Wenn der 21-Jährige nicht geradliniger wird, ist er auf dem besten Weg in dieselbe Kerbe zu schlagen, wie seine Mittelfeldkollegen Huspek und Drazan.
Drazan und Huspek – das Warten auf den (unwahrscheinlichen) Durchbruch
Ersterer wurde nicht nur von Glasner auf einer völlig unpassenden, halbmittigen Position aufgestellt, sondern hatte zudem auch noch ernsthafte Probleme mit den einfachsten fußballerischen Stilmitteln. Das mentale Loch, in das der 25-Jährige beim SK Rapid fiel, weil er von Heimweh geplagt wurde, dürfte recht tief sein und ein Heraushangeln geht nicht von heute auf morgen. Trotz guter Ansätze in Grödig dürfte Huspek für erfolgreichen Profifußball mental nicht weit genug sein. Christopher Drazan hingegen hat seine großen Chancen bereits in jungen Jahren verspielt. Heute ist das mittlerweile 25-jährige One Trick Pony mit dem großen Namen eher ein Sorgenkind, als ein Hoffnungsträger.
Herz zeigen gegen Innsbruck
Für die Linzer Starspieler gilt es jetzt zu kapieren, dass sie eben keine sind und sich ihre Sporen weiterhin hart verdienen müssen. Nach dem verpatzten Frühjahrsauftritt ist Charakter gefragt, der bereits am kommenden Freitag präsentiert werden muss. Eine weitere Saison in der zweiten Spielklasse wird mit diesem Kader nicht drin sein und ein Umbruch wäre vorprogrammiert. Für die als „Söldnertruppe“ kritisierte LASK-Elf heißt es jetzt also „sehr schnell Herz zeigen“, andernfalls wird die Saison 2015/16 schon bald bedeutungslos sein.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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