2010/11 stand der Sportclub Austria Lustenau im Cupfinale, zeigte groß auf. In der Liga spielte die grün-weiße Austria lange vorne mit, nach dem 2:2... Nach 13 Jahren Rückkehr in die Bundesliga? – Der SC Austria Lustenau im Preseason-Check

2010/11 stand der Sportclub Austria Lustenau im Cupfinale, zeigte groß auf. In der Liga spielte die grün-weiße Austria lange vorne mit, nach dem 2:2 gegen den späteren Meister WAC in der 33. Runde war aber die Luft draußen.

Helgi will’s machen

Zunächst einmal gilt es Folgendes festzuhalten: Während beim Stadtrivalen immer wieder Fragezeichen bei der Finanzierung auftauchen, während Tirol nicht einmal eine Regionalliga mit Vorarlberg und Salzburg ausspielen will, gab es bei der Austria noch nie Probleme mit der Lizenzierung. Darüber hinaus ist der Verein immer wieder auf der Suche nach kreativen Marketingideen, wie etwa die Verlosung des Hauptsponsors 2009 zeigte oder auch die Aktion vor dieser Saison, als der geneigte Fußballfreund um 10 Euro ein Los erwerben konnte und Hauptsponsor werden durfte – wollte er das nicht, konnte er seinen Gewinn in Form eines Autos einlösen.

Der Trainer kommt aus dem nicht gerade als Fußballmacht bekannten Island. Helgi Kolvidsson, Nachfolger von Austria-Legende Edi Stöhr und seit Juli 2011 im Amt. Der 1971 in Reykjavik geborene ehemalige Defensivspieler kam 1996 vom SC Pfullendorf, einem deutschen Regionalligisten, nach Lustenau. Nach dem Aufstieg und einem Jahr in der Bundesliga wechselte er in die zweite deutsche Bundesliga, absolvierte für den FSV Mainz und den SSV Ulm 90 Einsätze, ehe er zum FC Kärnten ging. Nach drei Jahren in Österreichs höchster Spielklasse ging er wieder zu seinem deutschen Stammverein nach Pfullendorf, wo er auch seine Trainerkarriere startete.

Einen Wehrmutstropfen gibt es aber: Der Kader ist „alt“. Mit einem Altersschnitt von über 26 Jahren sind die Grün-Weißen im Schnitt über ein Jahr älter als Blau Weiß Linz, zwei Jahre älter als der SV Grödig und über vier Jahre älter als die Konkurrenz des FC Lustenau oder St. Pölten. Somit ist dem Auftrag „Heute für Morgen“ wenig Folge geleistet, eher im Sinne des eigenen Wohls, das Aufstieg heißen soll. Das ist legitim, vor allem rittert man ja auch mit zwei anderen Profivereinen in der Nachbarschaft um Talente, Bregenz und Dornbirn sind nicht weit. Nachdem eine Rückkehr in die höchste Spielklasse angestrebt wird, braucht es dazu ein eingespieltes Team – und wer regelmäßig um den Titel mitspielen will, vertraut dabei auf ein Gerüst, das sich eben schon länger kennt.

Das Team für den Anlauf Richtung Bundesliga

Der Stamm des Teams konnte gehalten werden. Einzig Innenverteidiger Peter Pöllhuber ging, wechselte aber eine Leistungsstufe nach oben zu Admira Wacker. Christoph Stückler (32), mit acht Treffern sehr torgefährlicher Abwehrspieler, blieb im Ländle. Eigentlich „eh schon immer“ bei der Austria ist der Abräumer vor der Abwehr, Harald Dürr (33). Seit er 16 Jahre alt ist, spielt er bei der Austria, der gebürtige Lustenauer verbrachte davor nur ein Jahr bei Eschen-Mauren. Er war schon in der ersten Bundesligasaison 1997/98 mit dabei. In der Offensive bestimmt der linke Mittelfeldspieler Sascha Boller (28) das Spiel der Austria. Seit zwei Jahren beim Verein, ist er Dreh- und Angelpunkt, wenn es nach vorne geht. In bislang 58 Ligaspielen für Lustenau erzielte er acht Tore und bereitete 30 (!) vor. Jan Zwischenbrugger (22), ebenfalls vor zwei Jahren gekommen, zieht hinter der Sturmspitze seine Kreise, konnte in der vergangenen Spielzeit fünf Mal einnetzen. Ein weiterer herausragender Akteur ist Pierre Boya (28). Der ehemalige kamerunische Teamspieler kam, sah und traf. Im Winter transferiert, erzielte er in 13 Spielen elf Tore, bereitete vier weitere vor.

Isländische Taktik

Das Spiel der Lustenauer ist als dominant zu bezeichnen. Dabei wird hauptsächlich im 4-2-3-1 gespielt, eine Orientierung zu Spielmacher Boller hin ist nicht von der Hand zu weisen. Sollte Pierre Boya gehalten werden können, werden sicherlich noch mehr Tore fallen, 59 ist gut, für den Aufstieg werden es aber einige mehr sein müssen. Die Defensive könnte noch sicherer stehen, dafür wurde auch Jürgen Patocka vom SK Rapid Wien verpflichtet. Zu bemängeln gilt es, dass das durchaus physisch starke Spiel mitunter ab und an zu viel über Boller läuft, ausrechenbar wirkt und die Offensivkräfte ab und an zu wenig nach hinten arbeiten, wenn der Ball verloren wurde.

Wunschelf

Aufstieg möglich

Zum Hunderter 2014 möchte Austria Lustenau in der Bundesliga spielen. Ähnlich wie beim nahen Konkurrenten Altach ist im Grunde genommen sowohl infrastrukturell, als auch wirtschaftlich eine gute Basis gelegt. Nun liegt es an der Mannschaft, sportlich bis zum Ende durchzuziehen und den Titel zu holen. Ob das jetzt mit einer jungen oder einer alten Mannschaft passiert, wird den Lustenauern letzten Endes komplett egal sein. Im Kader und auf der Trainerbank ist viel Potential vorhanden, um auch in der Bundesliga gut mitzuspielen.

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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